Interview Teil 2

Landrat Stolz: "Rechne damit, dass Auskreisung von Hanau bis 2026 erfolgt"

Landrat Thorsten Stolz - Fotos: Justin Möser


Donnerstag, 30.12.2021
von MORITZ PAPPERT und TOBIAS BAYER

MAIN-KINZIG-KREIS - Das Jahr 2021 war ein besonderes Jahr für uns alle. Jeder musste auf andere Art und Weise mit der Pandemie zurechtkommen - einige mehr und andere weniger. Und doch sind wir alle froh, dass das Jahr endlich zu Ende geht. Wie war das Jahr 2021 für Landrat Thorsten Stolz (SPD)? Wir haben ihn zu einem Jahresabschluss-Interview getroffen. Hier der zweite Teil:

Was sagen Sie zur neuen Ampel-Regierung?

"Ich freue mich darüber. Aber direkt nach der Bundestagswahl habe ich es nicht als selbstverständlich gesehen, dass es zu einer Ampel-Koalition kommt. Ich war da bis zum Schluss skeptisch in Richtung FDP. Vor vier Jahren ist die FDP ja sehr prominent ausgestiegen. Ich hatte die Befürchtung, dass es zu Jamaika kommt auf Bundesebene. Deshalb war ich sehr positiv überrascht. Ich erwarte mir aber von der neuen Regierung viel in Richtung Innovation."

Welche Auswirkungen hat die neue Regierung auf den MKK und wo erleichtert Ihnen die neue Regierung als SPD-Landrat die Arbeit?

"Ich glaube, da hat der Bürger eine Fehleinschätzung. Es bedeutet nicht, wenn es einen CDU-Bürgermeister gibt, und die CDU stellt den Kanzler, dass man dann einen direkten Draht dahin hat und was Tolles für seinen Ort rausholen kann. Da überschätzt man politische Strukturen. Es ist aber schon ein Vorteil jetzt bei der neuen Bundesregierung, da ich einen direkten Zugang zu den SPD-Bundestagsabgeordneten habe oder auch zur neuen Innenministerin Nancy Faeser. Das ist bestimmt kein Nachteil."

Wie sieht es in Zukunft beim ÖPNV in der Region aus?

"Bis zum Jahr 2035 werden wir hier im Kreis riesige Schienenverkehrsprojekte in der Umsetzung haben. Aktuell läuft schon der Ausbau des dritten und vierten Gleises der Bahnstrecke Hanau-Gelnhausen. Außerdem der Bau der Nordmanischen S-Bahn im Bereich Hanau und Maintal. Oder der Bereich Erweiterung und Elektrifizierung der Niddertalbahn. Und die Neubaustrecke Gelnhausen-Fulda. All das wird unglaublich stark den Nahverkehr stärken."

Wann können wir in der Region damit rechnen, dass der ÖPNV so gut ist, dass wir ohne Auto an den Arbeitsplatz können?

"Es wird hier nie eine ÖPNV-Abdeckung wie in Berlin oder Hamburg geben. Was eine Chance ist, ist das autonome Fahren. Es wird hier einen enormen Entwicklungsschub geben. Darin besteht auch wieder eine Chance für den ländlichen Raum, auch ein deutlich besseres ÖPNV-Angebot zu unterschiedlichen Tag- und Nachtzeiten zu bekommen."

Wie ist der aktuelle Stand zur Auskreisung Hanaus?

"Die Verhandlungen wurden während der Corona-Pandemie auf Eis gelegt. Aktuell sind wir aber wieder in den Gesprächen. Da kommen wir auch gut voran. Ich rechne damit, dass innerhalb der Wahlperiode bis 2026 die Auskreisung der Stadt Hanau erfolgt."

Welche Projekte stehen im nächsten Jahr an?

"Wir wollen 25 Millionen Euro in die Schulen im Kreis investieren. Besonders in die Digitalisierung. Der Glasfaserausbau soll ab nächstem Jahr auch in die privaten Haushalte erfolgen. Dafür sind fünf Jahre angesetzt. Außerdem wird der Erweiterungsbau der Frühchenstation an den Main-Kinzig-Kliniken fertiggestellt. Und es werden in Jossgrund, Wächtersbach und Nidderau Seniorendependancen entstehen."

Was ist Ihr persönlicher Wunsch, wenn Corona vorbei ist?

"Einfach wieder etwas unbeschwerter durchs Leben gehen. Keine Maske aufhaben und keinen Impfnachweis vorzeigen zu müssen."

Lernt man durch Corona wieder Dinge mehr zu schätzen?

"Corona hat uns gezeigt, dass von heute auf morgen zum Beispiel die Grenzen dicht gemacht wurden und es Reisebeschränkungen gibt. Ich hoffe, dass es im Bewusstsein bleibt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir ein freies Europa haben, freie Grenzen und ein Leben in Frieden und Freiheit. Sondern dass es Errungenschaften über Jahrzehnte sind. Deutschland ist kein perfektes Land. Aber ich kann mir kein schöneres Land und keine schönere Staatsform vorstellen."

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