Grüne wandeln auf den Spuren des Bibers: "Naturschutz geht vor"

Donnerstag, 06.01.2022
WÄCHTERSBACH - Er ist scheu, lebt zurückgezogen und ist nur selten zu sehen. Am ehesten zeigt er sich in der Dämmerung. Über Jahrhunderte ausgerottet, ist der Biber im Main-Kinzig-Kreis seit etwa 30 Jahren wieder zurück in seinem Lebensraum. Dort, wo er frei schalten und walten kann, wird er zum mächtigen Biotopbauer. Er staut Flüsse, baut Tunnel und gestaltet ganze Landschaften um. So scheu er sein mag, sein Wirken ist aber immer unübersehbar.
Der Biber ist aus vielen Gründen streng geschützt. Das Schaffen der Tiere führt aber immer wieder zu massiven Konflikten. Bekannt ist, dass sich der Biber insbesondere bei Land- und Forstwirten nur selten Freunde macht. Aber auch von Menschen, die in Ufernähe leben oder auch von den Verantwortlichen für technische Anlagen wird eine Biberansiedlung immer auch mit Sorge betrachtet.
Im aktuellen Fall in Wächtersbach kommt es aber sogar zu einem Dilemma im Abwägen einzelner Naturschutzinteressen, da die Überflutungen im Naturschutzgebiet Folgen für den ganzen Lebensraum Feuchtwiesen haben. Als die Stadtverwaltung Anfang Dezember berichtete, dass sie in Absprache mit dem Regierungspräsidium in den Lebensraum eingreifen werde, wurden viele Akteure im Naturschutz hellhörig. Zuerst positionierte sich der NABU öffentlich und machte erneut darauf aufmerksam, wie wichtig der Nager für das Schutzgebiet ist, sei es für Libellen oder Amphibien oder zahlreiche Vogelarten.
Grüne nehmen Biberthematik auf Agenda
Auch die Wächtersbacher Grünen haben das Thema erneut auf ihre Agenda genommen. Bei einer kleinen Exkursion an den Rand des Naturschutzgebietes, „bewaffnet“ mit Fernglas und Kamera, machten sie sich jetzt ein eigenes Bild, wahrten aber Abstand zu den Dämmen oder der Burg, um die Tiere nicht zu stören. Dabei bemerkten sie – mitten im Schutzgebiet – auch Reifenspuren in einer Wiese. „Aktiver Naturschutz ist keine Liebelei oder ein ‚Nice-to-have‘, sondern bittere Notwendigkeit, wenn wir unseren Lebensraum für nachfolgende Generationen bewahren wollen. Die Reifenspuren im Schutzgebiet zeigen leider, dass das noch nicht bei allen angekommen ist“, meint Florian Hix von den Wächtersbacher Grünen.
Derzeit wird von den Beteiligten - also
insbesondere von der Stadtverwaltung und dem Bibermanagement - sorgsam
abgewogen, wie durch ein kaskadenartiges Verfahren vorzugehen ist, mit
dem ein Nebeneinander von Biber und Schutzzweck möglich wird.
Die Grünen bleiben weiter am Thema dran und beziehen klar pro Biber und pro Naturschutz Position. „Es kann natürlich immer sein, dass der Mensch vorsichtig regulieren muss. Denn der Biber hat im Grunde genommen derzeit nur einen natürlichen Feind – den Wolf nämlich. Aber das ist eine andere Geschichte“, so Eva Bonin für die Grünen abschließend. (pm)