100 Jahre alte Dinge des täglichen Gebrauchs wecken Erinnerungen

Samstag, 22.01.2022
BAD SODEN-SALMÜNSTER - Hier wird gekocht: Der große Topf steht auf dem Herd, die Schöpfkelle liegt daneben. Fast meint man, den Dampf einer Suppe aufsteigen zu sehen. Die Küche ist voll ausgestattet mit Geschirr, Kannen und Schüsseln. Die Türen der hellen Küchenanrichte stehen offen, als hätte jemand eben erst Teller und Besteck hervorgeholt, um den Tisch zu decken.
Ein bisschen abgewetzt ist der Fußboden im Schachbrettmuster. Kein Wunder, denn diese zauberhafte Puppen-Küche ist schon mehr als 100 Jahre alt und Neuzugang im Heimatmuseum in Bad Soden-Salmünster. Wer das Museum besucht, tritt ein in eine vergangene Zeit. Dabei ist das Gebäude selbst schon ein Museumsstück.
Die aus dem 18. Jahrhundert stammende ehemalige Hofreite hatte der Heimat- und Geschichtsverein 1997 von der Stadt übernommen und in den Folgejahren aufwändig restauriert und renoviert. Das Haus und seine angrenzenden Wirtschaftsgebäude beherbergen die Sammlung des Heimat- und Geschichtsvereins zum altertümlichen Leben um 1900. Neben den zahlreichen Exponaten aus dem Alltag von Menschen, die vor vielen Jahrzehnten diese Dinge in Gebrauch hatten, liegt ein weiterer Schwerpunkt auf dem Leben und Wirken der Franziskaner im Kloster Salmünster. Der Verein hat viele außergewöhnliche kirchliche Stücke zusammengetragen und vielfach davor bewahrt, weggeworfen zu werden.
"Besondere und kostbare Dinge"
„Gerade der Umstand, dass es diese Dinge heute nur noch selten in Kellern und Speichern zu finden gibt, macht sie so besonders und auch kostbar. Der wahre Schatz einer solchen Sammlung besteht jedoch nicht nur in den wunderschönen Gebrauchsgegenständen aus alter Zeit, sondern auch darin, dass diese Dinge Erinnerungen bei den Besucherinnen und Besuchern wecken. Hier werden die Erzählungen der Großeltern auf ganz besondere Weise wieder lebendig, wenn man einen Blick auf Möbelstücke, Spielzeug und Küchengerätschaften wirft, die so ganz anders aussehen, als das, was man aus modern eingerichteten Häusern kennt“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler bei einem Besuch des Heimatmuseums, an dem auch Bürgermeister Dominik Brasch teilnahm.
Damit machte Susanne Simmler ihr Versprechen wahr, das sie vor einigen Wochen der Vorsitzenden Marianne Sperzel bei der Übergabe des Förderbescheids für die Sanierung der Außenfassade des Gebäudes gegeben hatte: Noch einmal mit mehr Zeit im Gepäck vorbeizukommen und sich die beeindruckende Sammlung des Hauses näher anzuschauen.
Bürgermeister Brasch machte in der Küche auf eine alte Gaslampe aufmerksam, die einst seinem Opa Karl Faust gehörte. Für Dominik Brasch ist das gleichbleibend hohe Engagement des Vereins ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der musealen Kulturangebote in der Kurstadt. „Das Museum macht Stadtgeschichte direkt erlebbar und zeigt, wie spannend regionale Geschichte und Geschichten sind“, erklärte der Bürgermeister. (pm)