Anstieg um 50 Prozent

Immer mehr Geldautomaten werden in Hessen gesprengt

Im Dezember 2021 in Erlensee - Foto: Justin Möser


Freitag, 28.01.2022

HESSEN - Die Anzahl von Geldautomaten-Sprengungen in Hessen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent gestiegen. In Wiesbaden hat eine Fachkonferenz getagt, um weitere Sprengungen zu verhindern. 56 Taten wurden alleine 2021 registriert. Die Diebstahlsumme liegt bei rund 2,75 Millionen Euro. Hinzu kommen Sachschäden von mehr als 2,5 Millionen Euro. 

„Angesichts hochkrimineller Täter und ihrer völlig rücksichtslosen Vorgehensweise besteht die Gefahr, dass früher oder später Menschen erheblich verletzt werden oder sogar zu Tode kommen. Wir dürfen nichts unversucht lassen, um mit aller Entschlossenheit die hochkriminellen Täter zu bekämpfen und mit gezielter Prävention diese gefährlichen Sprengungen zu verhindern“, sagt Innenminister Peter Beuth.

Flächendeckende Präventionsmaßnahmen

„Seit 2019 haben wir eine zentrale hessenweite Fachdienststelle eigens für diesen Phänomenbereich eingerichtet. Durch intensive Ermittlungsarbeit ist es bereits gelungen, mehr als 20 Tatverdächtige in Haft zu bringen. Erfahrungen aus ebenfalls betroffenen Nachbarländern wie den Niederlanden zeigen uns, dass es Möglichkeiten gibt, das Risiko für Geldautomatensprengungen erheblich zu senken – etwa durch flächendeckende Präventionsmaßnahmen“, erklärt der Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes, Andreas Röhrig.

Geldautomatensprengung in Bruchköbel im November 2021  - Foto: Justin Möser
Geldautomatensprengung in Bruchköbel im November 2021 - Foto: Justin Möser
In Steinau - Foto: Henrik Schmitt
In Steinau - Foto: Henrik Schmitt

Bundesweit steigende Fallzahlen


Sicherheitsexperten des HLKA informierten die vor Ort anwesenden oder online zugeschalteten Teilnehmer der Kreditinstitute über die aktuelle Situation, Hintergründe, Gefahrenpotenziale und Handlungsempfehlungen im Umgang mit Geldautomaten-Sprengungen. Trotz erfolgreicher Maßnahmen der Strafverfolgung mit zahlreichen Festnahmen in Hessen und weiteren Bundesländern ist dieses Phänomen durch steigende Fallzahlen gekennzeichnet. Aktuell ereignen sich nahezu täglich Sprengungen im Bundesgebiet; regelmäßig sind auch Geldautomaten in Hessen Tatorte. 

Die Erfahrungen der letzten Jahre belegen, dass insbesondere präventive Maßnahmen der Schlüssel sind, um dieses Phänomen nachhaltig zu bekämpfen. Nachbarstaaten – beispielsweise Frankreich und den Niederlanden – ist es bereits gelungen, durch abgestimmte Präventionskonzepte und intensive Maßnahmen die schwerkriminellen Banden zu verdrängen – insbesondere nach Deutschland.

Fallbeispiele aus den Bundesländern


Die Bundesrepublik bildet derzeit den europäischen Brennpunkt. Markante Fallbeispiele sind Taten in Bonn (Nordrhein-Westfalen), Rüsselsheim am Main (Hessen) und in Kinding (Bayern). Durch die in tiefer Nacht erfolgte Detonation des festen Explosivstoffes in Bonn stürzte eine Gebäudewand in das angrenzend liegende Kinderzimmer und fiel auf das dort befindliche Kinderbett. Glücklicherweise schliefen die zwei Kinder (sechs und zwölf Jahre alt) in dieser Nacht nicht dort. Nur deshalb erfuhren sie keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Ihr Vater hingegen wurde leicht verletzt.

In Gründau im Dezember 2020 - Foto: mp

In Gründau im Dezember 2020 - Foto: mp

In Rüsselsheim am Main schlief ein Obdachloser im Servicebereich der Filiale in unmittelbarer Nähe zu den Geldautomaten. Dies hielt die Täter nicht davon ab, ebenfalls in tiefer Nacht, feste Explosivstoffe zur Umsetzung zu bringen. Lediglich glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass der Mann die Sprengungen schadlos überlebte. Die ungeheure Wucht mehrerer Explosionen zerstörte den gesamten Vorraum sowie Büros im rückwärtigen Bereich. Ein Gebäudeschaden von rund einer Million Euro wurde zudem verursacht.

Es sind aber nicht ausschließlich die Sprengstoffe, die Grund zur Sorge sind. Am 12. November 2021 wurde in Kinding (Bayern) ein Tatzeuge von einem schwerkriminellen Täter laut ersten Erkenntnissen mit einer Schusswaffe bedroht. Auch begründet weiterhin das brutale und rücksichtslose Fluchtverhalten der Täter enorme Gefahren für die Bürger. (mp/pm)

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