Lockerungen in Sicht, doch wie ist die Lage in hessischen Kliniken?

Samstag, 19.02.2022
von mkr
REGION - Die Zeichen stehen auf Lockerungen, Omikron ist aber nach wie vor präsent. "Wir sind über den Scheitelpunkt der fünften Welle hinaus, aber noch am Anfang der absenkenden Kurve", bilanzierte der Hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) am Freitagvormittag in einer digitalen Presserunde. Der 48-Jährige stellte gleichzeitig klar: "An Masken, Abstandhalten und die Einhaltung der Hygiene-Regeln müssen wir uns trotzdem wohl noch eine ganze Weile gewöhnen."
Klose erläuterte zunächst, dass das Ziel während der Pandemie immer gewesen sei, dass das Gesundheitswesen leistungsfähig bleibe. Dieses Vorhaben konnte durch verschiedene Maßnahmen - darunter auch der Einführung des Kleeblatt-Systems - umgesetzt werden. Die Omikron-Variante habe im Vergleich zu Delta die Spielregeln verändert. "Die Belastung auf den Intensivstationen hat sich spürbar verbessert." Eine Herausforderung sei jedoch der zunehmende Personalausfall durch die höhere Ansteckungsrate.
Prof. Dr. Jürgen Graf - Leiter des Planstabs stationäre Versorgung des Ministers und Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt - unterstützte als Experte das Gespräch. In den Kliniken sei die Impfquote hoch: "Von Januar auf Februar können wir eine Steigerung der Impfquote beim Klinik-Personal feststellen. 91 Prozent der Mitarbeiter sind jetzt doppelt geimpft, 63,5 Prozent geboostert." Wie sich eine einrichtungsbezogene Impfpflicht letztendlich auswirke werde, stehe offen. "Wir benötigen hierfür eine klare Richtschnur. Wie wird mit nicht geimpften Mitarbeitern weiter verfahren?" Dies könne eben arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.
Mehr Ungeimpfte in Kliniken
Wie ist denn nun die aktuelle Situation in den hessischen Krankenhäusern? Auf den hessischen Normalstationen sind (Stand: Donnerstagmittag) 1.332 Betten mit einer Covid-Erkrankung belegt, davon konnten 1.183 bestätigt werden, bei 149 besteht der Verdacht. Ein Blick auf die Intensivstation zeigt: 243 Patienten sind mit einer Infektion auf der Intensivstation, bei 17 Personen liegt aber noch keine endgültige Bestätigung vor. "Auf den Intensivstationen sind vermehrt Ältere mit erheblichen Vorerkrankungen vorzufinden", so Graf und Klose ergänzte: "Was sich nach wie vor nicht verändert hat: überwiegend Ungeimpfte liegen auf den Intensivstationen - für diese Menschen ist das Risiko höher, schwerer an Covid zu erkranken."
Blick in die Zukunft
Genaue Prognosen über den weiteren Pandemie-Verlauf seien schwierig. "Auch wir können natürlich nicht in die Kristallkugel schauen. Mit den Lockerungen müssen wir jedenfalls behutsam umgehen und schauen was passiert, welche Auswirkungen das beispielsweise auf die Hospitalisierung hat", so Klose weiter. Der Schlüssel des Ganzen sei ganz klar: "Wir müssen die Impfquote erhöhen. Vor allem in Hinblick auf den kommenden Herbst und Winter, wo wir uns wieder vermehrt drinnen aufhalten werden." (mkr)