In Mamba droht die Rückkehr des Hungers

Gelnhäuser Verein "Wir helfen in Afrika" schnürt Lebensmittelpakete

Die Schüler im Projektgebiet erhalten eigentlich jeden Tag ein warmes Mittagessen. Aktuell aber sind Ferien, diese Mahlzeit entfällt. - Fotos: privat


Freitag, 04.03.2022

GELNHAUSEN - Sehr besorgniserregende Nachrichten haben den Gelnhäuser Verein „Wir helfen in Afrika“ aus seinem Projektgebiet in Kenia erreicht. Schon zum dritten Mal in Folge bleibt die Regenzeit aus, die Dürre auch in und um Mamba Village im Südosten des Landes ist die schlimmste seit Jahrzehnten. Die Ernten fallen aus, die Menschen hungern. Die größten Leidtragenden sind wie so oft die Kinder.

Seit Anfang März sind die Schüler in den Ferien, die bis Ende April dauern. Das verschlechtert die Versorgungssituation der Kinder zusätzlich zur Dürre. Denn bisher gab es für sie jeden Tag in der Schule mindestens eine warme Mahlzeit. Nun aber sind sie alle zuhause. „Fast alle Familien leiden Hunger“, berichtet Roland Rützel, Projektbeauftragter des Vereins. Er steht eng mit Peter Musomba in Ukunda im Kontakt, der Vereinsmitglied und wichtigster Helfer vor Ort ist. „Seine Berichte sind erschütternd“, so Rützel. Die allermeisten Familien sind auf das wenige Stück Land angewiesen, das sie bestellen. „Die Pflanzen aber verdorren auf den Feldern, berichtet mir Peter. Im gesamten Land fallen die Ernten aus, das Vieh stirbt auf den Weiden.“ Auch Wildtiere sind betroffen. Das zeigen zahlreiche aktuelle Medienberichte aus Kenia.

Zuerst Corona mit dem monatelangen, strengen Lockdown mit geschlossenen Schulen, nun seit mehr als einem Jahr die verheerende Dürre. Erneut muss der Verein seine auf langfristige Unterstützung ausgelegte Hilfe um die konkrete Hungernothilfe erweitern. „Dies bedeutet einen erheblichen finanziellen Mehraufwand und gleichzeitig werden wir in unseren Bemühungen um langfristige Bildungs- und Gesundheitsprojekte wieder ein gutes Stück zurückgeworfen. Das macht uns traurig“, sagt Roland Rützel. „Wir sind jetzt aber entschlossen, wieder die Versorgungslücke mit allen Kräften zu schließen.“

Die Felder sind ausgetrocknet, kaum noch etwas wächst.
Die Felder sind ausgetrocknet, kaum noch etwas wächst.

Kleine und Große Lebensmittelpakete


Konkret wird „Wir helfen in Afrika“ wie zu Corona-Zeiten kleine und große Lebensmittelpakete schnüren, um die größte Not zu lindern. Das kleine Paket beinhaltet etwa 13 Kilogramm Grundnahrungsmittel wie Mehl, Pflanzenöl, Getreide und Reis. „In der Hochphase der Pandemie haben wir von diesen, etwa 15 Euro teuren Paketen Tausende an die Menschen in und um Mamba Village verteilt“, sagt Roland Rützel. „Wir werden auch jetzt entsprechend unseren Möglichkeiten wieder so viele Pakete wie möglich an die Familien vor Ort verteilen.“

Große Pakete wiegen rund 30 Kilogramm und kosten gut 40 Euro. Sie beinhalten zusätzlich Bohnen, Brot und Hygieneartikel. Auch sie sind enorm wichtig, da die Familien alles, was sie noch an Geld übrig haben, in Lebensmittel – leider oft genug auch Wasser – stecken müssen. „Hygiene aber ist wichtig, um Krankheiten vorzubeugen“, erklärt Roland Rützel. Zum Beispiel der gefährliche Sandfloh Jiggers könnte sich sonst wieder ungebremst ausbreiten, mit massiven Folgen gerade für die ärmsten Familien.

„Unser Ziel ist es, allen Familien unserer Patenkinder zwei große Lebensmittelpakete zukommen zu lassen.“ Eines wird am 11. März bereits verteilt, das zweite im April. „Ende April beginnt dann das neue Schuljahr“, so Rützel. „Dann bekommen die Kinder wieder in der Schule eine warme Mahlzeit pro Tag.“ Die kleinen Lebensmittelpakete sollen möglichst breit in der Bevölkerung verteilt werden. „Wir hoffen dafür auf Unterstützung durch die Menschen hier im Main-Kinzig-Kreis“, so das Vorstandsmitglied. „Denn auch wenn wir hier in Deutschland wenig von der immensen Hungerkatastrophe in ganz Ostafrika mitbekommen, sie bedroht das Leben Hunderttausender Menschen. Darunter sind in unserem Projektgebiet Menschen, die wir zum Teil persönlich kennen und mit denen wir seit vielen Jahren schon eng zusammenarbeiten.“

Jetzt gelte es, die akute, lebensbedrohliche Not zu lindern. „Es geht ums Überleben dieser Menschen“, sagt Rützel. Menschen, die selbst seit Jahren viel opfern, um für ihre Familien, Freunde und vor allem die Kinder der Region in und um Mamba Village eine bessere Zukunft aufzubauen. „Parallel zu den langfristigen Zielen gilt es jetzt aber erstmal, vor allem für die Kinder und deren Versorgung mit Lebensmitteln auch in der Ferienzeit zu sorgen. Und das gelingt uns bereits mit 15 Euro für ein kleines Lebensmittelpaket.“ (pm)

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine