Sprit kostet fast zwei Euro pro Liter

Diesel nun teurer als Benzin: Spritpreise auf neuen Höhenflügen

Die Spritpreise am Freitagnachmittag - Fotos: Justin Möser


Samstag, 05.03.2022
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Die Spritpreise schießen in den letzten Tagen immer weiter in die Höhe. Der Krieg in der Ukraine hat das noch einmal kräftig angefeuert. Für Deutschland sehr ungewöhnlich: An vielen Tankstellen im Main-Kinzig-Kreis kostet Diesel nun mehr als Benzin bzw. Super E10. KINZIG.NEWS hat sich umgehört, woran das liegt. 

Der Benzinpreis (Super E10) ist seit Beginn des Putin-Kriegs in der Ukraine (Donnerstag, 24. Februar) im Bundesschnitt um 13 Cent auf 1,89 Euro je Liter gestiegen. Der Dieselpreis erhöhte sich zeitgleich um 20 Cent je Liter auf 1,88 Euro. Der Preisanstieg von Diesel war damit zuletzt mehr als 50 Prozent höher als der Benzinpreis-Anstieg! 

Alexander von Gersdorff vom Wirtschaftsverband Fuels und Energie : "Beides sind historische Höchststände. Sehr ungewöhnlich ist, dass der Dieselpreis im Bundesschnitt fast an den Preis für Super E10 herankommt." 


An den meisten MKK-Tankstellen ist die Preis-Explosion beim Diesel-Kraftstoff noch krasser als im Bundesschnitt: In unserer Region liegt der Diesel-Literpreis seit Donnerstag, den 3. März fast überall über dem von Benzin. 

Geopolitischer Risikoaufschlag treibt Sprit-Preise in die Höhe

Von Gersdorff weiter: „Der Preisanstieg insgesamt beruht in erster Linie auf einem geopolitischen Risikoaufschlag auf den Ölpreis, der binnen kurzer Zeit deutlich auf über 100 Dollar je Barrel (159 Liter) gestiegen ist. Zu den Kraftstoffkosten zählt zudem der nationale CO2-Aufschlag, der Benzin und Diesel nochmals je rund 8 Cent je Liter teurer macht."

Wegen eines Käuferstreiks an den internationalen Energiemärkten steigen laut Hans Wenck, Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes für Mineralöl und Energie, die Dieselpreise in Deutschland stärker als die Benzinpreise. "Knapp ein Drittel des Diesels importiert Deutschland aus Russland." Wenck berichtet in der Mitteldeutschen Zeitung, dass an den Rohstoffmärkten Händler aus Solidarität mit der Ukraine weniger Diesel aus Russland kaufen würden: “Es entsteht eine Dieselknappheit, obwohl eigentlich ausreichend Diesel vorhanden ist."

Sinken die Sprit-Preise bald wieder?

Alexander Vorbau, Leiter der Kommunikation vom UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e. V. schätzt gegenüber KINZIG.NEWS, dass eine kurzfristige Entspannung der Preise eher unwahrscheinlich ist. Ob wir je wieder an Sprit-Preise um einen Euro kommen? Eher nicht.

"Die Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Neben Produktbeschaffungskosten und Deckungsbeitrag (u.a. Kosten für Transport, Lagerhaltung, gesetzliche Bevorratung, Verwaltung und Vertrieb) sind dabei vor allem auch Steuern und Abgaben relevant. Die Energiesteuer auf Dieselkraftstoff beträgt in Deutschland aktuell rund 47 Cent je Liter. Dazu kommt noch die CO2-Abgabe von 8 Cent. Für die Verbraucher an der Zapfsäule wird dann noch die gesetzliche Mehrwertsteuer von 19 Prozent aufgeschlagen. Beim Diesel beträgt so allein die Belastung aus Energiesteuer, CO2-Abgabe und Mehrwertsteuer aktuell rund 90 Cent je Liter. Da auch weitere Erhöhungen der CO2-Abgabe vorgesehen sind, scheinen Dieselpreise von einem Euro je Liter zukünftig unwahrscheinlich."

Politik könnte handeln

Aber: Die Politik könnte die Preise senken. "Die Möglichkeit bestünde vor allem durch Absenkungen der Abgabenlast. Polen etwa hat das gemacht. Bereits Mitte Dezember 2021 hat das Land die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das von der EU erlaubte Mindestniveau abgesenkt. Zum 1. Februar 2022 wurde in Polen auch der Mehrwertsteuersatz für Kraftstoffe von 23 auf 8 Prozent vermindert. Dadurch ist Benzin an den Zapfsäulen hinter der Grenze nun rund 50 bis 60 Cent je Liter günstiger als in Deutschland", sagt Alexander Vorbau.

"Wie wahrscheinlich Senkungen der Abgabenlast sind, darüber kann man nur spekulieren. Der deutsche Staat profitiert über die Mehrwertsteuer von den Preisrekorden an den Zapfsäulen sogar direkt", sagt Alexander Vorbau abschließend.

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Maintal Shell Tankstelle
Maintal Shell Tankstelle - Foto: Marvin Donwen
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