Überregional bekanntes Musikdorf feiert: 100 Jahre Frohsinn beim Gesang in Weiperz
Montag, 02.09.2019
von Walter Dörr
SINNTAL - Das 100-jährige Jubiläum des Gesangvereins Frohsinn wurde im überregional als Musikdorf bekannten Sinntaler Ortsteil Weiperz gefeiert. Natürlich mit viel Gesang. Mit einem Freundschaftssingen am Samstagabend ging es los.
In der lauen Sommernacht konnte Frohsinn-Vorsitzende Veronika Dambacher sieben Gastvereine begrüßen, die ein abwechslungsreiches Programm gestalteten: der Patenverein Gesangverein Liederkranz Sterbfritz (gemischter Chor und ConTakt), Männergesangverein Einigkeit Marborn, Lamm’scher Chor Niederzell, Männergesangverein Liederkranz Burgsinn, Gesangverein Liederkranz Mittelsinn, Kern’scher Männerchor Salmünster und der Gesangverein Concordia Huttengrund. Die Vorsitzende freute sich über den sehr guten Besuch, denn das Zelt und der ganze Platz (ehemaliger Schulhof zwischen dem Dorfgemeinschaftshaus, der Sankt-Wigbert-Kirche und dem Feuerwehrgerätehaus) waren voll besetzt. Den gesanglichen Abend ließen die Öbern Wirtshausmusikanten aus Weiperz mit stimmungsvoller Blechblasmusik ausklingen.
Zu einem Matinee-Singen am Sonntagmorgen gaben sich wiederum Gastgesangvereine ein Stelldichein im Zelt neben dem Dorfgemeinschaftshaus: Der Gesangverein Heimatliebe Eckardroth, Männergesangverein Frohsinn Bad Soden, Vokalensemble Edelweiss Mernes, Rehm’sche Chöre Herolz (Männerchor) und auch die örtliche Chorgemeinschaft Spessart (Männergesangverein Wolpergrund Weiperz und Männergesangverein Sängerlust Seidenroth). Die akademische Feier zum Jahrhundert-Jubiläum am Sonntagnachmittag umrahmte der Musikverein 1924 Weiperz unter Leitung von Michael Gärtner und die Wolpertaler Musikanten mit passender Blasmusik. Dambacher betonte, dass seit vielen Jahren zwischen dem Gesangverein Frohsinn und dem Musikverein 1924 eine Freundschaft bestehe und man schon mehrfach zusammen große Sänger- und Musikfeste veranstaltet habe. Nach dem Totengedenken eröffnete der Jubiläumschor Frohsinn, diesmal unter Leitung von Florian Gärtner, die Feierstunde.
Genesungswünsche gingen an den erkrankten Dirigenten Frank Jöckel. „Lasst unsere Lieder erklingen“, „Mein Mund der singet“ und „Glocken der Heimat“ sangen die Sängerinnen und Sänger. Veronika Dambacher gab einen kurzen Überblick über die Vereinsgeschichte. In 1919 haben sich sangesfreudige, junge Männer zusammengefunden und gründeten aus dem ehemaligen Einigkeitsverein den Gesangverein Frohsinn Weiperz – als Männergesangverein. Kurz nach dem 1. Weltkrieg war der Anfang schwer. Mit viel Opferbereitschaft und Engagement überstand man Krisen. Im 2. Weltkrieg verlor der Verein 16 aktive Sänger, dennoch ließen sie sich nicht entmutigen, und setzten sich für das Weiterbestehen des Vereins und den Chorgesang in Weiperz ein. „Frohsinn“ = mit frohem Sinn zu singen, nahm man wörtlich. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 1952, als beim 25jährigen Stiftungsfest im Rahmen eines großen Sängerfestes die Fahnenweihe stattfand und der Gesangverein Liederkranz Sterbfritz Patenverein wurde. 1957 war ein entscheidender Wendepunkt in der Vereinsgeschichte, denn aus dem seitherigen Männergesangverein wurde der gemischte Chor Frohsinn Weiperz und ab jetzt durften auch Frauen mitsingen.
17 Dirigenten leiteten den Verein in den vergangenen Jahrzehnten und man hatte sieben Vorsitzende. Seit 2003 steht Veronika Dambacher dem Frohsinn vor. Seit 2003 veranstaltet der Verein alle zwei Jahre ein Adventskonzert. Ebenso Tradition hat das Singen in der Christmette und zum Volkstrauertag am Ehrenmal vor der Kirche. Neben den kirchlichen Anlässen pflegt der Chor mit gesanglichen Beiträgen (Konzerten) die freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Chören im Sängerkreis. Auftritte zu Geburtstagsständchen, Hochzeiten und Beerdigungen sind Programm. Dabei kommen aus dem vielschichtigen Repertoire kirchliche und weltliche Chorlieder, Schlager und Volkslieder zu Gehör. Neben allen Pflichtveranstaltungen kommt die Geselligkeit nicht zu kurz. So unternehmen die Sängerinnen und Sänger alljährlich einen Tagesausflug.
Der Gesangverein Frohsinn Weiperz ist Mitglied im Sängerkreis Bergwinkel Schlüchtern, Hessischen Sängerbund und Deutschen Chorverband. Zurzeit gehören dem Verein 54 Mitglieder an, davon sich 25 aktiv. Über die 100 Jahre Vereinsgeschichte könne noch viel erzählt werden, so die Vorsitzende. Schirmherr Carsten Ullrich, der im Namen der Gemeinde Sinntal und als Kreistagsvorsitzender auch im Namen von Landrat Thorsten Stolz (er feierte selbst seinen 40. Geburtstag) gratulierte, beschrieb in seinem Grußwort die Entstehung des Frohsinn. Anhand eines Eintrages im erhaltenen Kassenbuch vom 15. Juni 1919 werde die Vereinsgründung nachgewiesen. 322 Mark Startkapital habe der Gesangverein gehabt, der aus dem Einigkeitsverein aus dem Jahr 1911 hervorgegangen ist. 16 aktive Sänger verlor der Chor im zweiten Weltkrieg, sodass es von 1939 bis 1947 das Kassenbuch leer ist. Mit einem Vortrag von 21,85 Mark Vereinsvermögen und viel Herzblut und Idealismus ging es 1947 weiter. Die Fahnenweihe 1952 sei ein bedeutendes Ereignis gewesen, so Ullrich. Höhen und Tiefen habe es in den vergangenen 100 Jahren gegeben. Richtige Entscheidungen für die Zukunft wurden von den Verantwortlichen getroffen, sodass der Gesangverein Frohsinn heute noch ein wichtiger Kulturträger im Dorf ist.
Der Schirmherr hoffte, dass mit Frohsinn weiter gesungen und Frohsinn verbreitet wird. Dass das 100jährige Jubiläum etwas ganz besonderes ist, betonte Ortsvorsteherin Margot Klement. Zahlreiche Veranstaltungen habe der Gesangverein Frohsinn bereichert und die Ortsvorsteherin wusste auch, dass die Frohsinn-Sänger auch spontan Lieder anstimmen. Nach der Volksweisheit „Wo man singt, dort lass' dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ habe man Spaß und Frohsinn beim Frohsinn in Weiperz. 100 Jahre seien im biblischen Vergleich noch kein Alter, stellte Pfarrer Werner Pfundstein in seinem Grußwort fest, aber er war sich sicher, dass bei all dem Engagement des Frohsinn noch einige Jahre Bestehen hinzu kommen. Er dankte, dass der Chor kirchliche Anlässe musikalisch verschönt.
Der Präsident des Hessischen Chorverbandes und Vorsitzender des Chorverbandes Kinzig-Sinn, Michael Neigert, sagte, dass der Frohsinn die vom Bundespräsidenten beim Hessentag verliehene Zelter-Plakette zum 100jährigen Jubiläum erhalte. Neigert hob das Engagement der Mitglieder hervor und sagte aber auch als Verbandsvorsitzender, dass man zu den gewählten Vorstandsmitgliedern lieb sein und Toleranz üben soll, damit die Hürden des Alltags auch weiterhin gemeistert werden können. Glücksgefühle in den Probenstunden sollten nachher gesellig ausgelebt werden. Zum Jubiläum gratulierten die örtlichen Vereine Feuerwehr, Musikverein 1924 (Partnerverein), Sozialverband VdK, Trachtenkapelle Musikfreunde und SG Alemannia. Die stellvertretende Vorsitzende des Chorverbandes Kinzig-Sinn, Doris Klis, Schirmherr und Bürgermeister Carsten Ullrich und die Vorsitzende des Gesangvereins Frohsinn, Veronika Dambacher, nahmen die zahlreichen Vereins-, Verbands- und politischen Ehrungen vor. +++