Telenotarztsystem und "Hebamme vor Ort" verbessern medizinische Versorgung

Dienstag, 29.03.2022
GELNHAUSEN - „Es ist wichtig, die medizinische Infrastruktur im ländlichen Raum zu erhalten, sie zugleich zu verbessern und den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen. Das gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge“, sagte Kathrin Anders, Sprecherin für Geburtshilfe der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag, kürzlich im Gefahrenabwehrzentrum des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen.
Die Landtagsabgeordnete informierte sich bei ihrem Besuch über das Projekt „Hebamme vor Ort“ und das Telenotarztsystem, das die Rettungsdienste im Kreis seit mehr als drei Jahren bei ihren Einsätzen unterstützt.
Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler begrüßte Kathrin Anders gemeinsam mit Günther Seitz, Abteilungsleiter Gefahrenabwehr im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises, und dankte der Landtagsabgeordneten für ihr Interesse: „Mit dem Hebammenprojekt wollen wir die gesundheitliche Versorgung von werdenden Müttern und ihren Kindern weiter verbessern. Uns ist es wichtig, Lösungen und nicht Probleme in den Fokus zu nehmen. Deshalb orientieren wir uns an der Lebensrealität der Menschen und überlegen, welche Player einbezogen werden müssen, um eine möglichst optimale Lösung für ein erkanntes Problem umzusetzen. Dafür braucht es Menschen, die bereit sind mitzugestalten. Genau dies bildet die Grundlage für die beiden so erfolgreichen Projekte ‚Hebamme vor Ort‘ und ‚Telenotarzt‘.“
"Hebamme vor Ort"
Anschließend stellte Dr. Manuel Wilhelm, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes des Main-Kinzig-Kreises, das Konzept von „Hebamme vor Ort“ vor. Immer wieder einmal würden Rettungswagen und Notärzte zu Hochschwangeren gerufen, die kurz vor der Geburt ihres Kindes stehen. „Der Notarzt ist eigentlich gesetzlich verpflichtet, bei einer normal verlaufenden Geburt eine Hebamme hinzuzuziehen“, berichtete Dr. Manuel Wilhelm.
Aus dieser Grundidee heraus hat der Mediziner das Pilotprojekt „Hebamme vor Ort“ angestoßen, das in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Hessischen Hebammen beziehungsweise deren Kreisverband im Main-Kinzig-Kreis durchgeführt wird und das im Oktober 2021 an den Start ging. In dem Projekt engagieren sich Hebammen, die bereit sind, während eines Einsatzes vor Ort mitzuarbeiten. Nachdem Fragen des Versicherungsschutzes und der Zuständigkeiten geklärt waren, fanden sich bislang bereits zwölf Hebammen, die an dem Projekt teilnehmen.
Kathrin Anders zeigte sich von dem Projekt sehr angetan: „Ein ähnliches Konzept habe ich vor gut zweieinhalb Jahren angeregt. Diesen Vorschlag und einige andere Maßnahmen werden deshalb auch an dem Runden Tisch Geburtshilfe der Landesregierung diskutiert. Es freut mich, dass das Hebammenprojekt des Main-Kinzig-Kreises bereits gelebte Praxis und ein so großer Erfolg ist.“
Das Telenotarzt-Pilotprojekt wiederum läuft seit mehr als drei Jahren in Kooperation mit der Aachener Betreiberfirma Umlaut Telehealthcare und mittlerweile auch dem hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Das Telenotarztsystem macht es möglich, bei bestimmten Rettungsdiensteinsätzen einen Telenotarzt hinzuzuschalten. Das Team des Rettungswagens kann von ihm bei Bedarf eine fundierte medizinische Einschätzung einholen. Auf diese Weise muss nicht bei jedem Einsatz, der einen Notarzt erfordert, ein solcher physisch anwesend sein. (pm)