Ein Fest für Feinschmecker: Die Spargelsaison ist eröffnet
Donnerstag, 07.04.2022
HESSEN - Hippokrates schätzte seine Heilkräfte. Kaiser Augustus liebte ihn seines unnachahmlichen Geschmackes willen. Ludwig der XIV. zwang seine Gärtner, ihn sogar während der kalten Jahreszeit zu liefern. Spargel: Kaum eine andere Gemüsesorte lässt die Feinschmecker unter uns mehr ins Schwelgen kommen. Jetzt ist im südhessischen Weiterstadt (Landkreis Darmstadt-Dieburg) offiziell die hessische Spargel-Erntesaison gestartet.
Mit dem symbolischen ersten Anstich hat Staatsministerin Priska Hinz gemeinsam mit der hessischen Spargelkönigin Ellen I. auf dem Feld des Spargelhofes Mager in Weiterstadt die diesjährige Saison eröffnet.
Hessischer Spargel zeichnet sich durch besondere Frische und hohe Qualität aus. „Das Siegel `Geprüfte Qualität - Hessen´ zeigt nicht nur die hessische Herkunft an, sondern garantiert den Verbraucherinnen und Verbrauchern durch unabhängige Kontrollen, dass die Qualitätsanforderungen eingehalten werden. Ich freue mich wie alle anderen darauf, ab jetzt wieder das heimische Gemüse zu genießen“, erklärt Hinz.
"Weißes Gold" legt kurze Strecken zurück
Bis in die Verkaufsbuden der hessischen Spargelbauern legt heimischer
Spargel nur kurze Strecken zurück. „Die Direktvermarktung an den
Spargelbuden ist der Hauptvertriebsweg der hessischen Spargelerzeuger.
Hinzu kommt diesmal wieder die hessische Gastronomie, die den
Spargelbauern in den letzten zwei Jahren als Abnehmer gefehlt hat. Aber
auch der Lebensmitteleinzelhandel setzt immer mehr auf Regionalität und
hessischen Spitzenspargel. Damit bleibt nicht nur die Produktion,
sondern auch die Wertschöpfung in der Region“, sagt die
Staatsministerin.
Der Spargelanbau steht im Wettbewerb mit
Erzeugerinnen und Erzeugern aus anderen Ländern, die schon früh im Jahr
ihre Produkte anbieten. Lange Importstrecken sind aber nicht nur
schlecht für das Klima, sondern schaden auch der Wertschöpfung in der
Region. Aktuell kann nur mithilfe von Folieneinsatz sichergestellt
werden, dass regionales Obst und Gemüse gleichzeitig angeboten werden
und so mit der Konkurrenz mithalten kann.
„Der Folieneinsatz ist
nicht unproblematisch. Um ihn möglichst gering zu halten, arbeiten wir
im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie gemeinsam mit den
Landwirtinnen und Landwirten erfolgreich zusammen daran, die Folien
mehrfach zu verwenden und anschließend einem vollständigen Recycling
zuzuführen. Ich freue mich außerdem, dass sich der Arbeitskreis Spargel
Südhessen dem gemeinsamen Rücknahme- und Recycling-Konzept für
Spargelfolie angeschlossen hat. So soll sichergestellt werden, dass die
Folien nach dem Einsatz nicht in der Umwelt verbleiben, sondern der
Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Wir werden auch in Zukunft
gemeinsam mit einem Runden Tisch weiter über alternative Lösungen
beraten“, betont Hinz.
Für die hessischen Spargelerzeuger sind
effiziente Anbaumethoden enorm wichtig. Nach zwei Corona-Jahren kommen
jetzt auch noch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zum Tragen.
Steigende Energiekosten sowie explodierende Preise für Dünger und andere
Betriebsmittel treiben die Produktionskosten in die Höhe. Hinzu kommen
Mehrausgaben und höhere Löhne für Erntehelfer. „Natürlich werden wir
nicht alles an die hessischen Verbraucher 1:1 weitergeben. Den Großteil
der Mehrkosten werden wir Landwirte schultern müssen“, sagt Rolf
Meinhardt, Vorsitzender des Arbeitskreis Spargel Südhessen, und ergänzt:
„Der Spargelpreis an den Verkaufshäuschen wird aber nicht über 20 Euro
pro Kilogramm klettern. Der Genuss steht im Vordergrund und nicht der
Preis.“
Effiziente Methoden im Spargelanbau
Um mit regionaler Erzeugung am heimischen Markt wettbewerbsfähig agieren zu können, setzen die hessischen Spargelbauern auf effiziente Anbaumethoden. Dazu gehört der Einsatz von Folie, die das Spargelwachstum positiv beeinflusst: Schwarze Folie absorbiert die Sonnenstrahlen, erwärmt die Erde und beschleunigt das Wachstum undfördert die Qualität. Außerdem reduziert eine Abdeckung den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, mindert den Bewässerungsaufwand und verhindert Bodenerosion. Dennoch ist das Material nicht unumstritten.
„Sie
helfen uns aber, wettbewerbsfähig zu sein und die Regenwürmer finden
die Folien toll! Unter einem abgedeckten Boden finden sich immer mehr
Regenwurmaktivitäten als auf einem unbedeckten Boden“, erklärt Rolf
Meinhardt. Zudem reduzieren sie die Erzeugerkosten und ermöglichen ein
zeitiges Angebot im Markt. „Dadurch können wir neben den europäischen
Mitbewerbern aus Italien, Spanien und Griechenland am Markt bestehen“,
führt Meinhardt aus.
Die hessischen Landwirte sind sich ihrer
Verantwortung bewusst und gestalten den Folieneinsatz so
umweltverträglich wie möglich. Dazu gehört die mehrjährige Nutzung
genauso wie ein fachgerechtes Entsorgen und Recyclen. Der Arbeitskreis
Spargel Südhessen sorgt mit einem gemeinsamen Rücknahme- und
Recyclingkonzept dafür, dass die Folie nach ihrer Verwendung vollständig
eingesammelt und der Kreislaufwirtschaft zugeführt wird. 2021 hat der
Arbeitskreis Spargel Südhessen 400 Tonnen Polyethylen-Folie gesammelt
und recycelt. Aus dem Granulat ist neue Bau-Folie entstanden. (pm/sh)