Als Schülerpraktikant beim Behinderten-Werk Main-Kinzig

Donnerstag, 07.04.2022
GELNHAUSEN - „Erst dachte ich, dass es für meine Chefin bestimmt schwierig ist mit der Arbeit, weil sie im Rollstuhl sitzt“, erzählt Paul Brendle, „aber wenn der Arbeitsplatz angepasst ist, geht es gut.“ Der 15-jährige Schüler aus Neuenhasslau hat in der Zentrale des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) in Gelnhausen ein Praktikum absolviert und dabei viel gelernt – sowohl in fachlicher, als auch in menschlicher Hinsicht.
„Die Arbeit wurde mit Spaß verbunden“, berichtet der Praktikant. Er war zwei Wochen in die Arbeitsabläufe der Rezeption eingebunden, von wo aus vielfältige Dienstleistungen für die Zentralen Dienste des BWMK und weitere Standorte koordiniert werden. Dazu gehören Telefondienst, Post-Läufe und weitere Aufgaben rund um die Verwaltung.
Das BWMK ist ein Sozialunternehmen und bietet an mehr als 50 Standorten zwischen Schlüchtern und Hanau Bildung, Arbeit, Beratung, Begleitung und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung an. „Es geht darum Menschen mit Beeinträchtigungen dabei zu unterstützen, ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben in der Gesellschaft zu führen“, erklärt Tanja Dinter, die in der Zentrale des BWMK für die Betreuung von Paul Brendle verantwortlich war.
"Verschiedenste Möglichkeiten der beruflichen Orientierung und Entwicklung"
Seit seiner Gründung 1974 hat es ein Netzwerk aus Beratungsstellen, Wohnangeboten, Werkstätten, Bildungseinrichtungen und Inklusionsbetrieben aufgebaut, das mit seinen vielfältigen Angeboten Menschen mit Beeinträchtigungen aller Altersstufen bei der Teilhabe unterstütze. Durch die Vielfalt und Größe des BWMK gebe es für junge Menschen viele Möglichkeiten der beruflichen Orientierung und Entwicklung. Das Spektrum reiche von der Ausbildung in Berufen wie Heilerziehungspflege, Büromanagement oder IT-Administration bis hin zu Studiengängen in Verwaltung oder Sozialer Arbeit.
„Er ist einer der jüngsten und fittesten Schüler, die wir bislang hatten“, lobt Tanja Dinter den 15-Jährigen, der die Kopernikusschule in Freigericht-Somborn besucht. Berührungsängste habe es nicht gegeben. Paul habe sich bewusst dafür entschieden, im Team mit Menschen mit Behinderungen zu arbeiten. So konnte er aus nächster Nähe erleben, dass Menschen mit Einschränkungen sehr gut ihre Kompetenzen umsetzen können, wenn das Arbeitsumfeld entsprechend gestaltet ist.
Nächste Abteilung: IT
Tanja Dinter ist Rollstuhlfahrerin – automatisch öffnende und genügend breite Türen, Arbeitsmaterial in greifbarer Entfernung, Bedienhilfen am Computer und Ähnliches machen es ihr möglich erfolgreich zu arbeiten und ein Team zu leiten. Im Internet hat sich der Schüler über das Sozialunternehmen informiert und dabei entdeckt, dass es viele Ausbildungsmöglichkeiten und sogar Duale Studiengänge gibt. „Ich fand das Thema Büromanagement interessant und habe mich dann für ein Praktikum in diesem Bereich beworben“, berichtet er. Täglich lief er mehrmals mit dem Postwagen durch die Flure und verteilte Briefe und andere Dokumente. „Dadurch hatte ich viel Kontakt zu den Angestellten und habe viel lernen können.“ Auch mit dem Tabellen-Kalkulationsprogramm Excel habe er Fortschritte gemacht. „Dort habe ich beispielsweise die Portogebühren eingetragen. Mir wurde alles gut erklärt.“ Und auch die anderen Abteilungen im Gebäude vor der Kaserne 6 haben Pauls Interesse geweckt: „Ich würde bei Gelegenheit gern mal in die IT-Abteilung reinschnuppern.“
Erstmal ist der Schüler jedoch ins Klassenzimmer zurückgekehrt – mit vielen Eindrücken und der Erfahrung, dass vieles möglich ist, wenn es passende Unterstützung gibt. Weitere Informationen gibt es unter www.bwmk.de (pm)