Regionale Logistik der Zukunft

"CargoSurfer": Modellvorhaben zur Digitalisierung geht an den Start

Mit dem CargoSurfer sollen Fahrzeuge, die täglich unterwegs sind, und ihre Ladeflächen sichtbar gemacht und für die regionale Logistik erschlossen werden. - Foto: MKK-Pressestelle


Montag, 11.04.2022

MAIN-KINZIG-KREIS - Ob das Brötchen aus der Bäckerei, die Milch aus der Hofmolkerei, der Spargel vom Spargelhof, die Zeitung für den Frühstücktisch – tagtäglich müssen Produkte in kleinen Liefermengen ihren Weg zu Abnehmerinnen und Abnehmern, Kundinnen und Kunden finden. Gleichzeitig sind unzählige Fahrzeuge in der Region unterwegs, die eins gemeinsam haben: freie Ladeflächen.

Genau hier setzt das Bundesmodellvorhaben „CargoSurfer“ an. In einer Art „Reallabor“ gehen SPESSARTregional, die Regionalverkehr Main-Kinzig GmbH und das Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. (BWMK) mit diesem Vorhaben in einem bundesweiten Netzwerk an den Start.

„Eine bezahlbare Logistik für die Region zu schaffen, ist ein Thema, das uns schon lange umtreibt“, erläutert die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. „Umso besser, dass wir nun in beispielgebender Kooperation einen Schritt in die Zukunft machen können.“

Logistikplattform wird entwickelt


Mit dem „CargoSurfer“ sollen Fahrzeuge, die täglich unterwegs sind, und ihre Ladeflächen „sichtbar“ gemacht und für die regionale Logistik erschlossen werden. Denn die meisten Fahrzeuge sind nicht voll ausgelastet. Dazu zählen die Fahrzeuge regionaler Erzeugenden, von Händlerinnen und Händler sowie Dienstleistenden, aber auch die Fahrten von Bussen und Regionalbahnen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Um den Warenversand mit freien Transportflächen zusammenzubringen, soll eine Logistikplattform entwickelt werden.

Dass hier großes Potential in der Region steckt, bestätigt Martin Berg, Vorstandsvorsitzender des Behinderten-Werkes Main-Kinzig. „Für die Beförderung unserer Mitarbeitenden in die verschiedenen Einrichtungen legen wir jeden Tag mehrere Tausend Kilometer zurück. In den Fahrzeugen hätten wir Platz für Transportkisten.“ Gleiches gilt für den Busverkehr. „Wir haben die Mikrologistik quasi erfunden“, fügt Oliver Habekost, Geschäftsführer der Kreiswerke und der Regionalverkehr Main-Kinzig GmbH, augenzwinkernd hinzu. So werden seit vielen Jahren im Bus die Medikamente auf die Spielberger Platte gebracht. „Daher ist der Warentransport im Bus ein vielversprechender Ansatz, den wir gern ausbauen wollen“, so Habekost.

„Die Logistikplattform ist eine digitale Herkulesaufgabe, die wir alleine nicht hätten schultern können“, betont Bürgermeister Rainer Schreiber, Vorsitzender von SPESSARTregional. Die Entwicklung der Online-Plattform und der mobilen App basiert zwar auf der vorangegangenen „Konzeption Mikrologistik und Mikrohubs“, die von SPESSARTregional im Rahmen von LEADER erarbeitet wurde, doch braucht es ein interdisziplinäres Team und den Rückhalt in der Region, um die Aufgabe anpacken zu können.

Unter der Federführung der LaLog Landlogistik GmbH, die bereits die Konzeption zur Mikrologistik erarbeitet hat, konnten mit der Kühne Logistc University (KLU), der Trapeze Group Deutschland, der cantus mbH Verkehrsgesellschaft und der Vereinigung „Gutes aus Waldhessen“ kompetente Partnerinnen und Partner gefunden werden.

Dadurch können gleich drei Varianten des Transports – der Schienenverkehr, der Busverkehr und der Transport über Drittflächenanbieter – im Modellvorhaben abgebildet werden. SPESSARTregional fungiert zusammen mit den regionalen Partnerinnen und Partnern dabei als Reallabor. Die Region liefert das notwendige praktische Wissen für die Digitalisierung der Prozesse im Bus- und Fahrzeugverkehr. Die Region Waldhessen, als zweites Reallabor, unterfüttert das Vorhaben zum Schienenverkehr. Nach der Entwicklung findet in beiden Regionen in zwei Testphasen eine umfassende Erprobung der Logistikplattform statt. Zahlreiche Unternehmen und Organisationen können in den Probebetrieb mit eingebunden werden.

Fachlich begleitet wird das Vorhaben zudem von der Kreisgesellschaft Main-Kinzig mbh und dem Amt 70 des Main-Kinzig-Kreises, wo die Schnittstellen zur Ökomodellregion und dem Klimaschutzkonzept und künftigen Management liegen. Das Projekt „CargoSurfer“ wird im Rahmen der Innovationsinitiative „mFUND“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit insgesamt rund 1,8 Millionen Euro für drei Jahre gefördert. (pm)

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