Volles Haus

Die Schlierbacherin Karin Roßmanith über ihren Alltag mit zehn Geflüchteten

Die aus der Ukraine geflüchteten Frauen und Kinder sind dankbar, ihre eigene Sprache zu hören. - Foto: Löchl/GNZ


Donnerstag, 14.04.2022

BRACHTTAL - Die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen aus den ukrainischen Kriegsgebieten ist seit Beginn der russischen Invasion in ganz Deutschland hoch. So auch bei der Schlierbacherin Karin Roßmanith, die gleich zehn Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen hat.

Man müsse einfach helfen, wenn man diese Not sehe, erklärte Karin Roßmanith ihr großes Engagement für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie organisierte zunächst ein Treffen von den in Brachttal aufgenommenen Frauen und Kindern im Dorfgemeinschaftshaus Schlierbach. Am Anfang sei es für die Geflüchteten wichtig, dass sie sich treffen könnten. Sie bräuchten eine Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, was sie gerade fühlen, denn eine sprachliche Verständigung mit ihren Gastgebern sei meist schwierig, erklärte Roßmanith.

Bei der ersten größeren Zusammenkunft mit Kaffee, Getränken und Kuchen hätten die meisten Frauen nach der Flucht erstmals wieder ihre Sprache gehört. Zur Verständigung mit den Helfern aus Brachttal war auch eine einheimische Übersetzerin vor Ort.

Roßmanith erzählte, wie sie innerhalb von einer Stunde zu zehn neuen Mitbewohnern gekommen ist. Da sie persönlich über ausreichend Platz verfüge, habe sie sechs Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren und vier Kinder im Alter von neun Monaten bis zwölf Jahren aufgenommen. Die Verständigung war am Anfang äußerst schwierig, da die Flüchtlinge meist übermüdet und verstört hier angekommen seien. Außerdem habe keiner der Beteiligten die Sprache des anderen verstanden. Auch jetzt, wenn man sich mit Zeichensprache und mithilfe einer deutsch-ukrainischen App notdürftig austauschen kann, sei die Kommunikation schwierig. Besonders in der vergangenen Woche hätten die furchtbaren Bilder über das, was von russischen Soldaten in der Ukraine an Kriegsverbrechen begangen wurde, die schon vorher beklommene Grundstimmung noch weiter gedrückt. Mit Zeichensprache und App ließen sich Gefühle nur schwer ausdrücken, beklagte Roßmanith.

Als erste weitere Hilfsaktion hat sie eine Fahrradsammlung organisiert, weil Roßmanith schon seit der vergangenen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 um die Bedeutung der Mobilität von Flüchtlingen wisse. Behördengänge und gegenseitige Besuche würden so erleichtert, und die Bewegung im Freien könne helfen, die Stimmung aufzuhellen. Interessierte können sich unter Telefon 06053/9762 oder per Mail an [email protected] beteiligen.

Auch für die Beschäftigung ihrer weiblichen Gäste hat Roßmanith gesorgt. Mit einer zur Verfügung gestellten Nähmaschine nähten sie Taschen. Die von den Flüchtlingsfrauen gefertigten grün-gelben Buttons „Solidarität gegen jeden Krieg“ sind mittlerweile schon vielerorts in Brachttal zu sehen. (dl)

Dieser Artikel ist zuerst in der GNZ erschienen.

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