Hanauer Neustadt feiert 425. Geburtstag: Joachim Gauck zu Gast

Mittwoch, 20.04.2022
HANAU - Vor 425 Jahren wurde die Neustadt Hanau gegründet. Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg schloss am 1. Juni 1597 die sogenannte Capitulation mit calvinistischen Glaubensflüchtlingen. Ein Vertragswerk, das Rechte und Pflichten für beide Seiten regelte. Die Neusiedlerinnen und Neusiedler kamen aus den durch Spanien besetzten heutigen Niederlanden, Nordfrankreich und Belgien.
„Neuhanau wurde südlich der Altstadt errichtet, die bereits 1303 Stadt- und Marktrechte erhalten hatte. Kauf- und Handelsleute legten mit ihren Familien den Grundstein Hanaus als aufstrebende Kommune im Rhein-Main-Gebiet“, so Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Die Neustadt ist wie einem Schachbrettmuster gleich in Carrés angelegt. In dessen Zentrum liegen sich Neustädter Rathaus und die weltweit einmalige Doppelkirche gegenüber, um zu zeigen, dass Stadt und Kirche gemeinsam für das Allgemeinwohl verantwortlich sind. So stellt die Wallonisch-Niederländische Kirche ein eindrucksvolles Zeugnis dieses Selbstverständnisses dar, in der 1609 der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Hanaus Innenstadt wurde zum Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen alliierten Luftangriff bis auf wenige Gebäude zerstört. Der niederländische Teil der Kirche konnte wiederaufgebaut werden, der wallonische Teil dient als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung mit Familienakademie der Kathinka-Platzhoff-Stiftung.
Es locken die mannigfaltigsten Veranstaltungen
Torben W. Telder, Pfarrer der Wallonisch-Niederländischen Kirche, betont, dass „das Jubiläumsprogramm die Vergangenheit mit dem Heute verbinden, Orientierung bieten und vielfältige Begegnungen ermöglichen soll“. In der Kirche an der Französischen Allee wird am historischen Datum ein Festgottesdienst mit anschließendem Empfang gefeiert. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges Angebot an Vorträgen (unter anderem spricht Bundespräsident a.D. Joachim Gauck am 30. Mai), Gottesdiensten, ein Kinderprogramm, ein Konzert mit der Sängerin Katrin Glenz alias KAT am 17. November, an verschiedenen Stellen zusammen mit der Kathinka-Platzhoff-Stiftung.
„Es ist ein besonderes Anliegen der
Wallonisch-Niederländischen Kirche, in diesem Jubiläumsjahr ihre
Verbundenheit 'über den Tellerrand hinaus' zu zeigen und zu feiern: mit
der Nagelkreuzgemeinschaft aus Coventry, der Gemeinschaft evangelischer
Kirchen in Europa und natürlich vor Ort mit den ökumenischen
Geschwistern und anderen Religionsgemeinschaften“, so Telder.
Pfarrer
Horst Rühl, Beauftragter der Evangelischen Kirche Kurhessen Waldeck für
das Neustadtjubiläum, wirbt unter anderen für eine Nacht der Kirche am
21. Mai, die Aufführung der „Schöpfung“ von Haydn am 5. Juni, Besuch der
Grafengruft in der Marienkirche, eine „Tafel der Vielfalt“ am
Pfingstmontag und „Politische Abendgebete“ zu den Themen Flucht, Queer
und Armut. Für ihn ist das Jubiläum „ein guter Grund die Diversität der
Stadtgesellschaft zu feiern und zugleich an einer Weiterentwicklung
einer inklusiven Stadt mitzuwirken. Hanau feiern heißt, gezielt in die
Zukunft zu schauen“.
Einer der Höhepunkte wird sicher die
Wiedereröffnung des Neustädter Rathauses mit einem Bürgerwochenende vom
9. bis 11. September 2022 sein, so Beate Funck. Zum Jubiläum wurde
bereits die Französische Allee mit dem Kunstwerk Neustadtplan von Claus
Bury 2020 neu gestaltet. Die Mauern und das Dach der
Wallonisch-Niederländischen Kirche werden derzeit restauriert. Für
Oberbürgermeister Claus Kaminsky sind dies „bleibende Investitionen in
die Geschichte unserer Stadt“.
Das 15-seitige Jubiläumsprogramm
wird von Kirchen, Vereinen, Verbänden und der Stadt unter Federführung
des Fachbereichs Kultur koordiniert. Darunter finden sich Projekte der
Jüdischen Gemeinde, von Hanauer Geschichtsverein, Interessengemeinschaft
Hanauer Altstadt, VHS Hanau, Hanauer Schulen, Veranstaltungsbüro,
Brüder Grimm Festspiele, Neue Philharmonie Frankfurt, Kulturforum,
Städtische Museen, Hanau Marketing GmbH und vielen anderen mehr. Es ist
ab sofort auf www.hanau.de zu lesen - mit Links auf die jeweiligen Veranstalterinnen und Veranstalter.
Die Programmpunkte stehen unter Vorbehalt der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie. (pm)