Corona machte sie zu Tüftlern

Drei Hanauer Schüler im Bundesfinale bei "Jugend forscht"

V.l.n.r.: Ende Mai fahren Dominik Hein, Maximilian Pfannkuch und Jaro Filip mit ihrem Luftreinigungssystem zum Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ nach Lübeck. mehr als 8.500 Nachw - Foto: Schmitt / GNZ


Freitag, 22.04.2022

HANAU - Der eigentliche Ideengeber war Corona: In einer Zeit, in der ein sich über Aerosole verbreitendes Virus die ganze Welt in Atem hält, ist das Thema saubere Luft selbstredend in aller Munde. Auch Maximilian Pfannkuch, Jaro Filip und Dominik Hein, alle drei Schüler der Hanauer Ludwig-Geißler-Schule (LGS), haben sich damit befasst und beim diesjährigen „Jugend forscht“-Wettbewerb den Landessieg für das beste interdisziplinäre Projekt geholt. Ende Mai geht es für die drei Abiturienten nach Lübeck, wo sie beim Bundesfinale von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb ihr Projekt „revolutionAIR“ vorstellen werden.

Die Luft in Büros, Wartezimmern und Klassenräumen möglichst keim- und virenfrei zu halten ist seit Pandemiebeginn erklärtes Ziel, und wie unangenehm es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sein kann, wenn man das allein mit Lüften zu erreichen versucht, haben die drei Schüler des Beruflichen Gymnasiums der LGS hinreichend oft selbst erfahren. Schnell waren Maximilian Pfannkuch, Jaro Filip und Dominik Hein deshalb bei der Suche nach einer Projektidee für „Jugend forscht“ bei einem Luftdesinfektionssystem – und zwar unter Einsatz von UVC-LEDs. Kontaminierte Luft durchläuft das Gerät und kommt desinfiziert wieder raus – das funktioniert deshalb, weil das hoch energetische UV-Licht das Erbgut der Erreger verändert und sich diese deshalb nicht mehr vermehren können.

Nicht alles klappte reibungslos

Mit Prototyp Nummer eins, einem verspiegelten Lamellensystem in einem Holzaufbau, nahmen die drei zunächst am Regionalwettbewerb teil – und waren selbst ziemlich überrascht über ihren Sieg. „Danach haben wir das Tempo noch ein bisschen angezogen“, erzählt Maximilian Pfannkuch, Leistungskurs Biologietechnik, der daraufhin ziemlich viel Zeit im Labor verbrachte um zu analysieren, wie genau die LEDs auf verschiedene Keime wirken. „Das war manchmal ganz schön frustrierend“, sagt er mit Blick auf unzählige Versuchsreihen mit immer wieder neu angepassten Parametern.

Prototyp Nummer zwei kam dann aus dem 3-D-Drucker, wurde in sorgfältiger Kleinarbeit gefräst, gelötet und programmiert. „Da steckt viel Arbeit drin“, sagt Jaro Filip, der wie Dominik Hein Praktische Informatik als Leistungskurs hat. Dafür kann das kompakte und zudem mobile Gerät mittels Erfassung drahtloser Endgeräte auch erkennen, wie viele Personen sich aktuell in einem Raum aufhalten und außerdem über eine App gesteuert werden. Die Einsatzmöglichkeiten von „revolutionAIR“ erschöpfen sich nicht mit der Bekämpfung von Coronaviren, und mit einem ganz konkreten Anwendungsgebiet haben sich die drei 19-Jährigen auch bereits intensiv befasst und auch hierzu schon einen Prototyp entwickelt: ein Expressionsfilter, der für die künstliche Beatmung im Krankenhaus eingesetzt werden kann und hier durch die Desinfektion der ausgeatmeten Luft der Patienten eine Infektionsgefahr für das Personal deutlich reduzieren könnte.

Zeit mit "anderen Nerds" öffnete "viele Türen"

Der Landesentscheid in Darmstadt mit vielen Gesprächen mit Firmen, der Aussicht auf Praktika und vielleicht sogar Stipendien war für die drei Jungforscher eine tolle Erfahrung. „Wir haben viel Zeit mit anderen Nerds verbracht, die genauso wie wir für ihre Projekte brennen“, lacht Maximilian Pfannkuch und auch Dominik Hein ist sich sicher: „Das hat uns viele Türen geöffnet.“ Bevor es nun zum Finale nach Lübeck geht, wartet mit den Abiturprüfungen erst noch ein Finale anderer Art, dem alle drei aber recht gelassen entgegensehen.

Wie ihre Chancen beim Landeswettbewerb letztlich stehen, lässt sich kaum beurteilen. „Wir möchten schon gern aufs Treppchen“, sagt Jaro Filip, der sich wie seine beiden Mitstreiter aber sicher ist, allein durch die Teilnahme schon viel gewonnen zu haben. (nic)

Dieser Artikel ist zuerst in der GNZ erschienen.

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