Dosenbier trifft auf Champagner

PAPPERT PLAPPERT: Lieber Punker als Bonzen auf Sylt

K.N-Kolumnist Moritz Pappert - Foto: Marius Auth


Montag, 13.06.2022
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Waren Sie schon mal auf Sylt? Nein? Dann sollten sie zurzeit auch nicht unbedingt hin. Denn die große Nachricht der Woche war nicht etwa die Blasenzündung von Bibi, oder dass Lena Gercke wieder schwanger ist (das hat doch mittlerweile eh jeder gewusst). Nein, die große Nachricht war, dass die Befürchtung der Sylter eingetreten ist: die Punker sind da. Dabei hatte man doch fast geglaubt, die Punker seien ausgestorben.

Spätestens seit die Toten Hosen ihr Album "Ballast der Republik" rausgebracht haben, ist der Punk doch eigentlich tot. Aber nicht so auf der neuen Punk-Hochburg Sylt. Dort sitzen jetzt "Kotze", "Kralle" und "Fussel" mit Dosenbier wenige Meter neben einer Filiale des berühmten "Gosch" vor einem Edeka und trinken Dosenbier. Früher Bahnhofsvorplatz, jetzt Sylt.

"Schuld" ist natürlich das böse 9-Euro-Ticket, das für volle Züge und einen Ansturm auf beliebte Urlaubsregionen sorgt. Eigentlich war das ja für den Nahverkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel gedacht. Doch wenn die Deutschen etwas bezahlt haben, dann wollen sie es auch bestmöglich nutzen und ertragen zur Not auch stundenlange Zugfahren quer durch Deutschland in der Regionalbahn.

Aber ist die Lage auf Sylt wirklich so schlimm, wie sich aus Medienberichten vermuten lässt? Nein. Denn tatsächlich ist es doch so, dass die Punker eben einfach vor einem Edeka sitzen und Bier trinken. Das ist ja erst mal nichts Dramatisches. Und irgendwie macht es Sylt auch ein bisschen sympathischer und vielleicht auch endlich bodenständiger.

Sylt ist ja eigentlich eine "normale" Nordseeinsel. Genauso wie Borkum, Norderney oder Langeoog. Nur, dass auf Sylt halt einfach alles viel viel teurer ist. Dort trinkt man eigentlich Champagner, schlürft Austern im Nerzmantel und feiert wilde Partys in der Sansibar.

Bis jetzt. Denn vielleicht zeigen die Punker der Insel ja, dass Bodenständigkeit auch mal gut sein kann. Manchmal ist eben ein kaltes Bier auch viel besser als ein lauwarmer Champagner. Und das Krabbenbrötchen besser als glitschige Austern. Aber vielleicht (und so wird es höchstwahrscheinlich sein) wird auf Sylt, sobald die Punker weg sind, wieder alles wie früher. Die Bodenständigkeit verpufft so schnell, wie ein Punker ein Dosenbier auf Ex trinken kann.

PS: Weder war ich zu Punker-Hochzeiten schon auf der Welt, noch habe ich jemals Sylter Boden betreten. Aber eine Meinung habe ich natürlich trotzdem.  

Jeden Sonntag schreibt KINZIG.NEWS-Reporter Moritz Pappert in dieser Kolumne über Themen, die ihn in der vergangenen Woche bewegt haben. Immer mit einem Augenzwinkern und immer extrem subjektiv. Ein Pappert plappert halt einfach drauf los.


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