Lesung mit dem Allrounder in Ronneburg

Radiomoderator, Wettermann und Autor Tim Frühling

Autor Tim Frühling bei seiner Lesung in Ronneburg. - Fotos: Andrea Euler


Donnerstag, 16.06.2022

RONNEBURG - Es geht um die Diva Natascha Gessler. Es geht um köstliches Essen. Es geht um „die früheste bildliche Darstellung eines Flitzers“. Es geht um „Quatsch von Amts wegen“. Und es geht um einen wunderschönen, unterhaltsamen Abend. Die Rede ist vom Lesungs- und Menü-Abend mit dem Radio- und Wettermoderator des Hessischen Rundfunks, Tim Frühling, der am zurückliegenden Wochenende bei ausgebuchtem Saal in der Krone im Ronneburger Ortsteil Hüttengesäß einen Volltreffer landete.

„Es ist so schön, endlich mal wieder zusammen so etwas erleben zu können“, sind sich die knapp 50 Gäste einig, die meist schon seit Dezember auf die Veranstaltung warten. Da nämlich war der kulinarisch-literarische Abend, der unterstützt von einer Förderung der Main-Kinzig-Kreis-Veranstaltungsreihe „Kultur im Gasthaus“ stattfand, ursprünglich geplant. Eine Lesung in der bewährten Zusammenarbeit der Hessenkrone mit der Wächtersbacher Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit und wie schon bei den vorangegangenen, gemeinsamen kulturellen Veranstaltungen begleitet von einem liebevoll ausgewählten, dreigängigen Hessen-a-la-carte-Menü.

"111 Orte an Main und Kinzig, die man gesehen haben muss" und ein Krimi

Für die Gäste sollte sich die Verschiebung als Glückfall herausstellen, hat doch Frühling im Emons-Verlag im Frühjahr ein neues Buch veröffentlicht: „111 Orte an Main und Kinzig, die man gesehen haben muss“. Klar, dass das Buch am Veranstaltungsabend eine bedeutende Rolle spielen muss. Da jedoch ursprünglich mit „Festspielfieber“ ein Krimi angekündigt war, nutzt der findige HR-Moderator die Pausen zwischen den drei Gängen einfach gleich für zwei Buchvorstellungen.

Und so fiebern die Besucher im ersten Lesungsteil nach dem Äbbelwoisüppchen mit Handkäsekrapfen mit, als bei den Bad Hersfelder Festspielen die Diva Natascha Gessler tot in ihrer Garderobe in der Stiftsruine gefunden wird. Die Schauspielerin, für die man im Umgang „Samthandschuhe und Engelszungen“ benötigte und aus deren Wunde beim Auffinden „eine bislang lebensnotwendige Menge Blut geflossen kam“, könnte diversen Tätern zum Opfer gefallen sein: Da gibt es eine Kollegin, mit der die Zusammenarbeit alles andere als reibungslos verlief, einen „total durchgeknallten Fan“ – und einen jungen Mann mit einer Behinderung, der sich in der Festspielecke herumtreibt.

"Ich glaub, ich hab die Kalorien von der Suppe schon verbraucht"

Frühling liest und erzählt lebhaft, untermauert seine Recherchen auch immer wieder mal mit persönlichen Erfahrungen von seiner Tätigkeit als Moderator – und stellt nach einer halben Stunde fest: „Ich glaub, ich hab die Kalorien von der Suppe schon verbraucht.“ Was nichts ausmacht, denn gleich anschließend werden „Rhöner Quetschehinkel an Rotweinreduktion und Kartoffel-Lauch-Beutelches“ aufgetafelt. Derart verköstigt geht es an den zweiten Lesungsteil, der gleich und passend zum Veranstaltungsort mit der Ronneburg selbst beginnt: Diese hat nämlich einen „Klon“ etwa 250 Kilometer südwestlich, in Lothringen. „Wussten Sie das? Nein? Yuhuu“, freut sich denn der Autor auch über das ein oder andere verblüffte Gesicht.

An der Gelnhäuser Marienkirche im Spitzbogenfries schaut eine Figur, die angeblich dazu da war, Dämonen zu vertreiben. Indes: Sie ist nackig – was Frühling zu der Annahme veranlasst: „Die Geschichte in Gelnhausen muss umgeschrieben werden. Das ist vermutlich die früheste bildliche Darstellung eines Flitzers.“ Bilder untermauern die Auswahl an interessanten Orten, die nicht nur „für ihre Kuhfladen bekannt sind“ (Frühling.“ Die Fotos im Buch hat übrigens Frühlings Mutter Christine Frühling gemacht – „Ein Mutter-sohn-Projekt“, wie der Schriftsteller schmunzelt.

Um 5 Uhr in der Früh wieder auf Sendung

Witzig wird es auch, als der Autor auf die beiden Birsteiner Ortsteile Bös-Gesäß und Bösgesäß zu sprechen kommt – und prompt von einer Besucherin aus einem der beiden Orte erfahren muss, dass beide Orte identisch ausgesprochen werden. „Und? Welches von beiden ist denn Hessisch und welches preußisch?“, fragt der Gast und fordert: „Nicht lesen. Einfach sagen.“ Was sich in der Folge als nicht ganz so einfach herausstellt, aber dann doch eine Erklärung und Auflösung findet.

Das „Hinnewitt lauwarmer Schokomuffin und Eiscreme vom Milchhof Gerth“ nimmt Tim Frühling noch mit, dann heisst es nach 22 Uhr: Schnell nach Hause nach Frankfurt. Sein Mann Sebastian hat schon alles zusammengepackt, damit es flott losgehen kann. Um 5 Uhr in der Früh muss Tim schon wieder auf Sendung sein.

Das erfolgreiche Format wird fortgesetzt: Am 8. September liest FFH-Moderatorin Uta Rosa Schmidt aus ihrem Buch „Das Mädchen aus der Eiche“. Wieder wird es ein begleitendes Menü geben. (pm)

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