Kreiswerke Main-Kinzig führen Wasserampel ein
Mittwoch, 22.06.2022
MAIN-KINZIG-KREIS - Für eine Wetterprognose im Hinblick auf die kommenden Sommermonate ist es noch zu früh. Doch schon jetzt ist für die Kreiswerke Main-Kinzig auf Basis ihrer Analysedaten absehbar, dass es zu trocken ist in der Region. Wie auch in Gesamt-Deutschland. Das bereitet der Wasserversorgungsbranche Kopfzerbrechen. Schon im Mai gab es Spitzenverbräuche, wie sonst im Hochsommer. Die Herausforderungen sind vielfältig.
Um den Bürgerinnen und Bürgern die Verfügbarkeit von Trinkwasser aus ihren Gewinnungsgebieten sowie dem Fremdbezug aufzuzeigen, haben die Kreiswerke die „Wasserampel“ eingeführt. Im Vorausblick auf den jeweils nächsten Monat wird hier mithilfe eines optischen Signals verdeutlicht, ob in dieser Zeit mit Engpässen zu rechnen ist, und was dieser Engpass bedeutet. Die Ampel leuchtet ab sofort auf der Webseite des Regionalversorgers unter www.kreiswerke-main-kinzig.de/wasserampel auf und zeigt aktuell als Vorschau für den Monat Juli die Signalfarbe Gelb.
Mit dem Hitzesommer 2018 hatte die Situation ihren Lauf genommen: Bis heute sind die Grundwasservorräte nicht wieder auf ihr übliches Maß angestiegen. Ein Beispiel: Ihren Brunnen Erbstadt 2 betrieben die Kreiswerke ausgehend vom Jahr 2015 noch mit einem Grundwasserspiegel von 145,75 Metern über Normalnull (NN). Heute befindet sich der Grundwasserpegel auf einer NN-Höhe von 140,5 Metern – ganze fünf Meter darunter! Und leider füllen sich die Reservoirs im Boden auch nicht direkt nach einem Regenschauer wieder.
Niederschlagsarmes Gebiet
Die vorhandenen Niederschlagsmengen stammen zudem häufig aus
Starkregenfällen, die leider kaum einen Beitrag in der
Grundwasservorratshaltung leisten. Das liege zum einen daran, dass das
Wasser gar nicht so schnell im Boden versickern kann, wie es auftrifft,
weshalb es bei Starkniederschlägen einfach abfließt. Zum anderen würde
die Vegetation das Wasser „aufsaugen“ und es gar nicht erst bis zum
Grundwasser durchkommen lassen. Tendenziell sei der Main-Kinzig-Kreis
ein niederschlagsarmes Gebiet, so die Aussagen der Wasserfachkräfte beim
Regionalversorger Kreiswerke Main-Kinzig.
„Um fundierte
Voraussagen auf die künftige Entwicklung der Trinkwasserverfügbarkeit
treffen zu können, haben wir ein Prognosesystem entwickelt, das aus
einer Vielzahl von Faktoren besteht: etwa dem Grundwasserspiegel, dem
Ausschöpfungsgrad von Eigenförderung und Fremdwasserbezugsmengen,
Niederschlagswerten und auch Tages- und Nachttemperaturen. Diese Werte
setzten wir regelmäßig und in kurzen Zeitabschnitten in Relation und
legen so die Signalfarbe der Wasserampel für den kommenden Monat fest“,
erklärt Stefan Gerlach, Technische Führungskraft Wasser bei den
Kreiswerken Main-Kinzig.
Je nach Signalfarbe bittet der Versorger die Bevölkerung darum, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen und die entsprechend aufgeführten Hinweise dringend einzuhalten. „Das Spektrum reicht von Grün – einer guten Trinkwasserverfügbarkeit – über Gelb bis hin zu Rot, was eine stark eingeschränkte Verfügbarkeit bedeutet. In diesem letzten Eskalationsmodus wäre der Trinkwassernotstand auszurufen. Mithilfe dieses Vorwarnsystems können wir frühzeitig Einfluss auf den Trinkwasserverbrauch sowie die Verfügbarkeit in unserem Verantwortungsbereich nehmen.“
Mithilfe der Bevölkerung ist elementar
Dabei
sei die Mithilfe der Bevölkerung elementar: „Mit der Wasserampel geben
wir den Bürgerinnen und Bürgern ein Informationssystem an die Hand, mit
dem wir die Menschen für eine verantwortungsvolle Trinkwassernutzung
sensibilisieren wollen. Nur so kann eine rechtzeitige Beratung und
Sensibilisierung der Bevölkerung ermöglicht und eine nachhaltige
Verfügbarkeit gewährleistet werden“, so Gerlach zur Zielsetzung für die
Einführung der Ampel.
„Die Farbe der Trinkwasserampel zeigt
aktuell als Vorschau für den Monat Juli als Signal Gelb an“, so Stefan
Gerlach. Diese Bewertung fasst er so zusammen: „Die Reserven in den
Brunnen sind noch auf einem guten Niveau. Die fixierten
Fremdbezugsmengen werden allerdings über das Maß ausgeschöpft werden.
Die Niederschläge im Mai waren unterdurchschnittlich gering und an
vielen Tagen wird die Höchsttemperatur von 25°C überschritten werden.
Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Wasserpegel im Juli
auf ein niedrigeres Niveau sinken.“
Im Umgang mit den lokalen
Trinkwasserressourcen liege noch einiges an Potenzial. Gerade jetzt
könne etwa stärker darauf geachtet werden, wann besser Regenwasser statt
Trinkwasser zu nutzen sei. Etwa für die Gartenbewässerung im privaten
Bereich, aber auch im Haushalt für die Toilettenspülung oder die
Waschmaschine. Die Sparmaßnahmen seien hauptsächlich in den
Spitzenzeiten nötig.
„Also dann, wenn die Menschen nach Feierabend ihre Rasenfläche mit aufbereitetem Trinkwasser begießen. Dies bitte maximal mit Regenwasser“, so die dringende Bitte des Versorgers. Gerlach abschließend: „Es geht darum, das Wasserdargebot nachhaltig in den Griff zu bekommen: Dabei sind wir auf das solidarische Handeln jedes Einzelnen angewiesen.“ (pm)