Glücksbringer leiden unter Wohnungsmangel: So könnt Ihr helfen

Montag, 27.06.2022
HESSEN - Früher galten Schwalben als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten. Die meisten Menschen mögen Schwalben, und als Kulturfolger fühlen sich die Vögel in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl. Doch den Schwalben geht es immer schlechter.
„Leider werden die fliegenden Sommerboten von Jahr zu Jahr weniger. Denn sie stehen gleich doppelt unter Druck: Zum einen finden sie weniger Insekten als Nahrung, zum anderen wird es für sie immer schwerer geeignete Nistplätze zu finden“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Der Bestand an Rauch- und Mehlschwalben nimmt seit Jahrzehnten ab. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ möchte der NABU Hessen dem etwas entgegensetzen. „Wir hoffen, durch die Aktion die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen, sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen,“ erklärt Maik Sommerhage, Vogelexperte des NABU Hessen.
Nisthilfen, Lehmpfützen und insektenreiche Gärten
„Bitte unterstützen Sie unsere gefiederten Sommerboten mit
Nisthilfen, Lehmpfützen und insektenreichen Gärten“, ruft Sommerhage
dazu auf, den Schwalben unter die Flügel zu greifen. Ein Lichtblick:
Immer mehr Hausbesitzende setzen sich inzwischen für den Schwalbenschutz
ein.
Die Mehlschwalbe, erkennbar an ihrem leuchtend weißen
Bürzel und Bauch sowie dem tief gekerbten Schwanz, baut ihre fast
geschlossenen Nester an rau verputzte Hauswände oder unter geschützten
Dachvorsprüngen. Dabei nutzen Schwalben als ortstreue Tiere gerne alte
vorhandene Nester und bessern sie mit frischem Lehm wieder aus. An
vielen Orten fehlen jedoch oft Lehmstellen als Baugrundlage. „Offene,
feucht gehaltene Bodenstellen helfen den Schwalben, ihre alten Nester zu
ersetzen“, erklärt Sommerhage. „Wo dies nicht möglich ist, können unter
Vorsprüngen in mindestens 2,5 Meter Höhe Kunstnester angebracht
werden.“
In den letzten Tagen häufen sich die Anrufe besorgter
Schwalbenfreunde beim NABU Hessen. „Aus Angst vor Kotspuren an den
Wänden werden Mehlschwalben bei Nestbauversuchen verscheucht oder gar
ihre Nester mit einem Wasserstrahl zerstört“, ärgert sich Sommerhage.
Dabei ließe sich die Verschmutzung mit der Anbringung eines schrägen
Kotbretts - rund 50 bis 70 Zentimeter - unterhalb der Nester ganz
einfach dauerhaft vermeiden. Das Brett sei farblich ganz leicht an die
neue Fassade anzupassen.
„Menschen, die sich für Schwalben
engagieren und an ihren Häusern brüten lassen, können sich jederzeit für
die Auszeichnung mit einer Plakette und Urkunde ‚Schwalbenfreundliches
Haus‘ bewerben, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus,
Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt“, lädt der Ornithologe
Sommerhage Interessierte zur Teilnahme ein.
„Neben der grundsätzlichen Verbesserung ihrer Lebensbedingungen wäre es für die kleinen Flugkünstler allerdings von großer Bedeutung, dass der Mensch ihre Nähe nicht nur duldet, sondern sogar schätzt“, ergänzt er. (pm)