Immer mehr medizinische Einrichtungen schließen sich Netzwerk an

Dienstag, 12.07.2022
MAIN-KINZIG-KREIS - Im Main-Kinzig-Forum haben medizinische Einrichtungen das Qualitätssiegel „MRE-Netz Rhein-Main“ erhalten. Für das Jahr 2022 erhielten es insgesamt 14 Einrichtungen. Das Siegel bescheinigt ihnen, dass sie sich zum Schutz ihrer Patientinnen und Patienten vor multiresistenten Erregern (MRE) seit mindestens zwei Jahren an die Voraussetzungen des MRE-Netzwerkes zur Hygiene halten und die Mitarbeiter regelmäßig zum Thema schulen.
Gewürdigt wurde ihr Engagement von Christoph Höhn und Sakire Caglayan, kommissarische Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr. „Mit jedem Jahr werden wir durch neue Mitglieder stärker im Kampf gegen die multiresistenten Keime, was für alle Bürgerinnen und Bürger eine gute Nachricht ist“, bilanziert Sakire Caglayan.
Verbreitung von Bakterien nimmt zu
Hintergrund ist die weltweit zunehmende Verbreitung von Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Verstärkt wird diese Entwicklung unter anderem, wenn zu häufig unnötigerweise Antibiotika verschrieben werden, beispielsweise bei Erkältungen. Für Gesunde sind die Keime weniger problematisch, wohl aber für immungeschwächte oder verletzte Menschen mit Wunden. Insbesondere in medizinischen Einrichtungen ist diese Personengruppe einem erhöhten Übertragungsrisiko ausgesetzt, etwa durch die oft erforderlichen invasiven diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen.
Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC betrachtet multiresistente Keime als eine der bedeutendsten Krankheitsbedrohungen Europas. Schätzungen zufolge starben 2019 weltweit mehr als eine Million Menschen an solchen Infektionen. Bereits 2006 schlugen mehrere Gesundheitsminister der Bundesländer eine Bildung regionaler Netzwerke vor, um die Verbreitung der Keime wirkungsvoller zu bekämpfen. Nach mehreren Jahren Vorbereitung bildeten sich in Hessen unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministeriums sowie der organisatorischen Leitung mehrerer Gesundheitsämter die MRE-Netzwerke Nord- und Osthessen, Mittelhessen, Rhein-Main und Südhessen.
Mehr als 60 Mitglieder
Der Main-Kinzig-Kreis gehört seit 2012 zum MRE-Netz Rhein-Main und
verzeichnet inzwischen mehr als 60 Mitglieder. Das können Krankenhäuser,
Rehabilitationskliniken, Altenpflegeheime und ambulante Pflegedienste,
Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen oder Rettungsdienste sein. „Für jede
Einrichtung gibt es gewisse Siegelkriterien. Für ein Krankenhaus gehören
beispielsweise ein Hygieneplan nach RKI-Empfehlungen, ein
qualifizierter Ansprechpartner für Hygiene sowie jährliche Fortbildungen
für das Personal dazu“, erläutert Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts
für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Auch Arztpraxen müssen ihren
Hygieneplan durch Angaben zum Vorgehen beim Aufkommen der Erreger
ergänzen.
Bei Interesse an einem Beitritt füllen die
Einrichtungen eine Teilnahmeerklärung aus und passen ihren Hygieneplan
den Kriterien entsprechend an. Nach zwei Jahren Mitgliedschaft kann man
das Siegel beantragen. Die dafür notwendigen Unterlagen prüft das Amt
für Gesundheit und Gefahrenabwehr und teilt der Einrichtung mit, falls
etwas nachgereicht werden muss. Das MRE-Netz informiert und berät seine
Mitglieder, organisiert Fortbildungen und stellt auf seiner Webseite
Informationsmaterial zur Verfügung, etwa Flyer für Patienten oder
Fachartikel.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht das regional
abgestimmte Handeln innerhalb der medizinischen Einrichtungen, um die
Verbreitung von multiresistenten Erregern weitgehend einzuschränken. In
Merkblättern und Plänen wird der genaue Ablauf von Desinfektionen
beschrieben. „Ein Schwerpunkt ist die gründliche Händedesinfektion bis
auf die Fingerkuppen, da ein ständiges Handschuhetragen Hautschädigungen
verursachen würde und auch nicht die Desinfektion ersetzt“, erläutert
Dr. Lenz.
Interessierte medizinische Einrichtungen, Ärzte oder Apotheker können auf der Webseite des MRE-Netzes Rhein-Main
die Kriterien für einen Beitritt nachlesen und Beitrittserklärungen
herunterladen. Auch Informationen zu Hygiene-Themen sind dort zu finden.
Ihr
Siegel verlängert bekommen haben diese Einrichtungen: Kreisruheheim
Gelnhausen, Seniorenzentrum Gründau, Stadtteilzentrum an der Kinzig
(Hanau), Altenzentrum Rodenbach, Seniorenzentrum Steinau, DRK
Rettungsdienst Main-Kinzig (Hanau), Rhönblick-Klinik (Bad
Soden-Salmünster), Klinik Lohrey (Bad Soden-Salmünster),
Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen, Main-Kinzig-Kliniken Schlüchtern,
Pflegezentrum Steinheim „Mainterrasse“ (Hanau), Kliniken Küppelsmühle
Bad Orb, Salztal Klinik (Bad Soden-Salmünster) und MediClin Reha-Zentrum
Bad Orb. (pm)