Hanau wird als erste hessische Kommune assistenzhundfreundlich
Dienstag, 19.07.2022
HANAU - Als erste Kommune in Hessen hat sich die Stadt Hanau zur „assistenzhundfreundlichen Kommune“ erklärt, um die wichtigen Zutrittsrechte von Assistenzhunden aktiv zu unterstützen. Mit einem Aufkleber an der Eingangstür der städtischen Einrichtungen setzt die Stadt zukünftig ein Zeichen für mehr Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung.
„Wir wollen als Stadt ein Vorbild sein und heißen Menschen mit Assistenzhund bei uns willkommen. Das ist ein wichtiges Zeichen für gelebte Inklusion in unserer Stadt. Wir wollen niemanden ausschließen, weder bei Behördengängen noch in der Freizeit, weder im Kulturforum, noch in unseren Museen oder in anderen Kultur- und Freizeitstätten“, sagte Bürgermeister Axel Weiss-Thiel, als er den ersten Aufkleber an der Tür zum Hanauer Rathaus anbrachte.
"Auch der Handel macht mit"
Auch Mehmet Kandemir, Vorsitzender des Hanau Marketing Vereins, in
dem sich zahlreiche Einzelhändler und Servicedienstleister der Stadt
organisiert haben, unterstützt den Vorstoß Hanaus: „Auch der Handel in
Hanau wurde für das Thema sensibilisiert und macht mit. Die
Einzelhändler, die wir bisher erreicht haben, haben sehr positiv
reagiert und werden ebenfalls Aufkleber an ihren Eingangstüren anbringen
und Menschen mit Assistenzhund willkommen heißen.“
Assistenzhunde
sind "medizinische Hilfsmittel", die bei einer Vielzahl von
Behinderungen und chronischen Beeinträchtigungen wichtige, oft
lebensrettende Aufgaben für ihre Menschen übernehmen. Sie sind oft
Schlüssel zu mehr Lebensqualität und Unabhängigkeit im Alltag. Doch
während der Blindenführhund den meisten Menschen ein Begriff ist, sind
andere Assistenzhundarten kaum bekannt. Nur: Wenn nicht bekannt ist,
dass es beispielsweise medizinische Warnhunde gibt oder solche, die
Menschen mit Hörbehinderung assistieren, droht bei generellem
Hundeverbot in öffentlichen Einrichtungen, Arztpraxen oder Geschäften
schnell ein Rauswurf.
Erschwerend kommt hinzu, dass die
Beeinträchtigung des Menschen unsichtbar sein mag. Der Mensch, der auf
seinen Assistenzhund angewiesen ist, wird ungerecht behandelt. Den
Einrichtungen, die Assistenzhunde abweisen, können neben Imageverlust
auch rechtliche Konsequenzen drohen; denn seit dem 1. Juli 2021 gilt in
Deutschland das neue Assistenzhundgesetz (Artikel 9, §12e-l BGG). Im
Rahmen dieses Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) ist klar
geregelt: Assistenzhunde dürfen überall da rein, wo Menschen mit
Straßenkleidung Zutritt haben!
Die Aktion
„Assistenzhundfreundliche Kommune“ wurde von Pfotenpiloten e.V. ins
Leben gerufen, um über Assistenzhunde und ihre Zutrittsrechte
aufzuklären. Sie ist Teil einer vom Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS) und der Aktion Mensch geförderten Zutrittskampagne
„Assistenzhund Willkommen“.
Pfotenpiloten ist eine
unabhängige, gemeinnützige Organisation, die nachhaltige Fundamente im
jungen Assistenzhundsektor etabliert, damit Menschen mit Behinderung in
Zukunft leichter mit einem gut ausgebildeten Assistenzhund neu
durchstarten können. (pm)