Wo es Bienenfutter aus dem Kaugummi-Automaten gibt
Dienstag, 02.08.2022
HANAU - Bienen und andere Insekten finden in Städten oft nicht genug Nahrung. Die Folge ist, dass immer mehr Arten vom Aussterben bedroht sind. Die Baugesellschaft Hanau GmbH bietet nun Bienenfutter an, das man sich ganz einfach aus umgebauten Kaugummi-Automaten „ziehen“ kann – für 50 Cent pro Portion.
Der erste Bienenfutterautomat hängt am Stadtteil-Café der Südlichter e.V. in der Gärtnerstraße 9 a. Ein zweiter wird in zwei Wochen am Verwaltungsgebäude der Baugesellschaft Hanau, die mit 4.200 Wohnungen zu den größten Wohnungsbaugesellschaften im Rhein-Main-Gebiet zählt, in der Heinrich-Bott-Straße 1 angebracht. Beide Automaten sind fußläufig in wenigen Minuten vom Hanauer Marktplatz aus zu erreichen. Ziel ist, die Nahrungsvielfalt für Insekten in der Stadt zu verbessern und auf den Schutz lokaler biologischer Vielfalt aufmerksam zu machen und dadurch lokal Artenschutz zu fördern.
"Lass deinen Ort aufblühen!"
Die Idee, alte Kaugummiautomaten einer neuen Verwendung zuzuführen,
ist Teil der Aktion „Lass deinen Ort aufblühen!“. Das
Nachhaltigkeitsprojekt Bienenretter startete das Frankfurter Institut
für nachhaltige Entwicklung e.V.. Der Dortmunder Erfinder Sebastian
Everding arbeitet die nostalgischen Automaten auf und rettet sie so vor
der Schrottpresse. „Damit versuche ich, etwas ökologisch Sinnvolles zu
machen“, erzählt Everding.
Das Prinzip der Automaten ist einfach:
Für 50 Cent bekommt man eine Kapsel. Darin eine Anleitung, wie die
Blühsamen anzuwenden sind: Einfach zuhause aussäen. Die Blühmischungen
sind regionale Wildblumensamen, zusammengestellt von der
Bienenretter-Manufaktur. „Ein Teil des Erlöses wird zudem für die
Nachhaltigkeitsbildung gespendet“, erklärt der Projektleiter von
Bienenretter, Christian Bourgeois. Neben den gelben Automaten hängt
jeweils eine Rückgabe-Box für leere Kapseln, so können diese wieder neu
befüllt werden. „Aufgrund der rohen Automatenmechanik der 1950er bis
1980er Jahre ist noch kein Kunststoffersatz für die Kapseln gefunden.
Aber das Mehrwegsystem funktioniert bisher sehr gut“, freut sich
Bourgeois.
„Wir freuen uns sehr, damit einen Beitrag für unsere
biologische Vielfalt leisten zu können“, betont Mirja Dorny,
Geschäftsführerin der Baugesellschaft Hanau. „Neben unserem
Hanau-Summt-Projekt, bei dem wir zahlreiche Grünflächen mit
Insektennistkästen versehen und durch regionale Wildblumensamen
aufgewertet haben, bieten die Bienenfutterautomaten eine gute
Möglichkeit für jeden, regionale Wildblumensamen für zuhause
mitzunehmen.“
Bienenfutterautomaten gibt es seit 2020. Seit Start wurden bundesweit etwa 250 angebracht. „Es wäre schön, wenn die Menschen in Hanau durch die Aktion zusätzlich angeregt würden, etwas für Bienen und Co. auf dem eigenen Balkon oder im Garten zu tun. So wird unsere Stadt bunter für alle“, betont Dorny. (pm)