"Komm, wir pilgern zum Gemeinschafts-WC"

PAPPERT PLAPPERT: Über Camping - das All-inklusive unter den Abenteurern

K.N-Kolumnist Moritz Pappert - Foto: Marius Auth


Montag, 15.08.2022
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Wart Ihr schon einmal campen? Bestimmt, fast jeder hat das doch schon mal gemacht. Die einen lieben es - und die anderen campen einmal und nie wieder. Auch ich war vor einigen Tagen campen, besser gesagt Zelten. Also das Survival unter den Camping-Freaks. Ich habe festgestellt: wie kann man denn sowas mögen und freiwillig in seinem Urlaub machen?

Der "Spaß" beginnt doch schon, bevor man überhaupt in seinem Zelt aufgewacht ist. Spätestens um 6 Uhr morgens sind die Nachbarcamper aktiv, und man selbst dadurch notgedrungen auch. Frühstück machen, Liegestühle richten und die Bierflaschen vom Vortag aufräumen. Direkt danach werden die ersten Steaks auf den Grill geworfen. Ein Camper, der schläft nicht lange. Ein Camper, der schläft eigentlich nie, er ruht nur. Man könnte ja was verpassen - am Campingplatz. 

Der Zeltnachbar quält sich mit seinen 1,80 Meter großen Körper aus seinem 1,50 Meter großen Decathlon-Zelt und pilgert zum Gemeinschafts-Waschraum. Das ist ein echtes Highlight. Man steht am Waschbecken und geht seiner Morgenroutine nach, nebenan sitzen fünf Leute auf der Toilette und pressen sich die gegrillten Steaks vom Aldi vom Vortag aus den Rippen - herrlich, so kann der Tag starten.

Es gibt ja verschiedene Arten von Campern. Zum Beispiel die typischen Wohnmobil-Camper. Morgens schieben sie ganz stolz ihre WC-Kassette vom Wohnmobil quer über den Platz, wie ein Koffer am Flughafen. Mit ihrem tonnenschweren Gerät fahren sie auf den Campingplatz, vollgepackt bis unters Dach und messen sich, wer den größten und neusten Camper hat. Drei Wochen Brombachsee, aber Gepäck für sechs Wochen Kanada haben sie dabei. 

Die Könige unter den Campern sind aber die Dauercamper. Die fünf Quadratmeter große Parzelle ist besser gepflegt als die eigene Wohnung. 50 Gartenzwerge zieren den Weg bis zum Eingang, oder besser dem Vorzelt. Was den Dauercampern besonders wichtig ist: Ihr kleines Paradies so schön, wie möglich zu machen. Es wird eigenes Gemüse angebaut, ein Grillplatz gebaut und Pflastersteine verlegt. Aber ganz ehrlich: Das sieht oftmals wirklich schöner aus, als so mancher Vorgarten. Und so kommt man dann seit 30 Jahren, jeden Sommer in seine kleine Parzelle und genießt seine Freizeit. Eigentlich ganz nett.

Aber für alle Camper unter Euch: Mit dieser Kolumne will ich ja gar nicht sagen, dass man nicht campen soll. Sicher gibt es viele, denen das Spaß macht. Für mich ist es einfach nichts. Geht Ihr ruhig mal campen. Dann belegt Ihr schon nicht mein Hotelzimmer.

Jeden Sonntag schreibt der professionelle KINZIG.NEWS-Reporter Moritz Pappert in dieser Kolumne über Themen, die ihn in der vergangenen Woche bewegt haben. Immer mit einem Augenzwinkern und immer extrem subjektiv. Ein Pappert plappert halt einfach drauf los.

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 88770 230
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 88770 180
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine