Neuengronauer Wehr auf modernstem Stand

Montag, 22.08.2022
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Die offizielle Inbetriebnahme für das neue Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W) der Wehr Neuengronau hatte sich verzögert, sodass sich das Fahrzeug schon bei Einsätzen bewährt hat. Zum Auftakt der traditionellen Kirmes, die die Feuerwehr in dem Sinntaler Ortsteil ausrichtet, wurde jetzt das Fahrzeug vorgestellt und auch mit kirchlichem Schutz gesegnet.
Das Martinshorn erschallt laut zum Beginn der Feier. Vorsitzender Hans-Jürgen Hess begrüßte im Zelt besonders Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich, der auch als Kreistagsvorsitzender und Kreisbrandmeister den Main-Kinzig-Kreis und Kreisbrandinspektor Markus Busanni vertrat, den Ersten Beigeordneten der Gemeinde Sinntal Ernst Heinbuch, die Vorsitzende der Gemeindevertretung Brigitte Hartmann und weitere Mitglieder des Gemeindevorstandes und Gemeindevertretung, Pfarrer Lukas Altvater, den stellvertretenden Gemeindebrandinspektor Marcel Müller und stellvertretenden Stadtbrandinspektor von Schlüchtern Christian Gärtner, sowie Abordnungen zahlreicher Wehren, insbesondere der Patenwehren Sannerz und Oberzell und aus dem bayerischen Zeitlofs.
Als eine fahrende Werkstatt bezeichnete Hess das neue Tragkraftspritzenfahrzeug. Mit ihr sei die Wehr 365 Tage für den Schutz der Bürger bereit. Ein Dank galt den Entscheidungsträgern, die die Anschaffung ermöglichten. Wehrführer Heiko Ziegler sagte, dass in interkommunaler Zusammenarbeit zwischen den Kommunen Birstein, der Stadt Steinau an der Straße und der Gemeinde Sinntal in vielen Gesprächen ein Paket von sechs baugleichen Fahrzeugen geschnürt worden. Diese Zusammenarbeit hatte den Vorteil, dass viele Synergieeffekte genutzt werden konnten und ein deutlich finanzieller Vorteil erzielt wurde. Nach vielen Gesprächen mit der Gemeinde machten sich er als Neuengronauer Wehrführer und der 1. Vorsitzende Hans-Jürgen Hess auf, um das neue Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W) bei der Firma Brandschutztechnik Görlitz (BTG) in Görlitz abzuholen. Am Bahnhof in Fulda trafen die Sinntaler zufällig die Kameraden der Feuerwehr Birstein, die bereits aus Wettkampfzeiten bekannt waren und so fuhr man gemeinsam mit dem Zug weiter. In Görlitz angekommen, checkten die Wehrleute in einem Hotel direkt an der polnischen Grenze ein.
Nach einem ausgiebigen Besuch des Weihnachtsmarktes und einem reichhaltigen Frühstück fuhr man zum BTG-Werk, um die heiß ersehnten neuen Fahrzeuge in Empfang zu nehmen. Zunächst erfolgte eine Einweisung in die Technik des TSF-W. Dann trat man die Heimfahrt an. Eine Fahrt, die es in sich hatte. Wie sich Ziegler erinnerte, begann sie bei schönstem Wetter und Sonnenschein, es folgte aber Sturm, der die Besatzung mächtig durchschüttelte, dann kam Regen, den man relativ einfach so hinnahmen. „Dann hatten wir die Rechnung ohne die Rhön gemacht,“ so der Wehrführer. Ab Bad Kissingen fing es nämlich an zu schneien und an der Abfahrt Wildflecken bedeckten zehn Zentimeter Schnee die Fahrbahn. „Ich werde nie den Spruch von Jürgen Hess vergessen, der sagte ‚Wenn wir jetzt das Auto im Graben versenken, kommen wir garantiert in allen Zeitungen.‘ Aber alles ging gut, denn auf die Landstraße fuhr man direkt hinter dem Winterdienst her. Mit einigen Gästen sowie interessierten Bürgern gab es am Ziel angekommen noch einen Dämmerschoppen am Gerätehaus zum Abschluss. Durch viele Ausbildungsveranstaltungen, die durch Corona zwar sehr erschwert wurden, beherrschen die Neuengronauer Aktiven die neue Technik.
Jede Menge Technik
Und es gab mittlerweile leider schon einige Einsätze, bei denen das neue Fahrzeug gute Dienste leistete. Wie der Wehrführer das neue Fahrzeug vorstellte, ist es ein IVECO Daily mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 6500 Kilogramm. Der Motor hat 3000 ccm Hubraum und 150 PS. Die Maße: Länge 6,30 m, Breite 2,30 m, Höhe 2,68 m. Der Blaulichtbalken besitzt eine Durchsagefunktion und Heckwarneinrichtung. Im Fahrzeug integriert sind ein Wassertank mit 750 Litern Fassungsvermögen und ein pneumatischer Lichtmast mit vier LED-Scheinwerfern. Als feuerwehrtechnische Beladung gibt es eine Tragkraftspritze von Rosenbauer Modell FOX Förderstrom von 1000 Litern bei 10 Bar Druck, ein Stromerzeuger 16 Kilovolt Amperes (KVA) mit zwei Leitungsrollern, Lichterbrücke LED, eine FI-Einheit (Fehlerstrom-Schutzschalter, F=Fehler, I= Formelzeichen der elektrischen Stromstärke) und Mehrfachstecker, eine Tauchpumpe mit Zubehör, eine Motorkettensäge mit Zubehör, einen elektrischen Überdrucklüfter, 4 Mal Atemschutzgerät mit Atemschutzmaske, fünf Pylonen, vier Warnblinkleuchten und zwei Faltwarndreiecke als Absicherungsmaterial. Außerdem vier C-Holstrahlrohre, ein B-Hohlstrahlrohr, vier Saugschläuche, acht B-Schläuche, (160 m), zehn C-Schläuche (150 m), ein Rauchvorhang, ein Schaumstrahlrohr mit 40 Litern Schaummittel, feuerwehrtechnische Armaturen wie Verteiler oder Saugkorb, Fluchthauben zur Menschenrettung, Feuerwehrleinen und einen Gerätesatz Absturzsicherung.
Wichtige Fördergelder
Zusätzlich wurde die Beladung des TSF-W mit Mitteln des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Neuengronau in Höhe von rund 5000 Euro ergänzt: fest im Fahrzeug verbaute Ladeeinrichtung 220 Volt zu Unterhaltung des elektrischen Bordnetzes und aller Ladegeräte, Säbelsäge mit Zubehör, eine Waldbrandtasche mit 4 x D-Schlauch 25 m, 2 x D-Hohlstrahlrohr, 2 x Übergang C/D, eine Kiste mit Hygienemitteln, 1 Set Power Flare (LED-Signallichter) und verschiedene Halterungen für Leinen, Besen und Schaufeln, sowie Netzmittel mit Strahlrohreinsatz. Wie Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich zu Beginn seines Grußwortes betonte, sei die traditionelle Kirmes jedes Jahr, ein neues Fahrzeug gebe es nur alle 25 Jahre. Die alte Handdruckspritze aus dem Jahr 1914, die neben dem neuen Fahrzeug stand, sei aber nicht das Vorfahrzeug der Wehr Neuengronau. Der Bürgermeister erläuterte, dass sich drei Kommunen zusammengetan hätten, um nicht nur durch den Kauf von sechs Fahrzeugen zu sparen, sondern um baugleiche Fahrzeuge zu bekommen, mit denen alle Wehren bei Einsätzen arbeiten können. 8.000 Euro pro Fahrzeug war der finanzielle Gewinn bei einem Preis für den Aufbau und die Ausstattung von 90.000 Euro.
Mit 6.000 Euro fördere der Main-Kinzig-Kreis die Anschaffung und vom Verein Feuerwehr Neuengronau seien 5.000 Euro für die Ausstattung zur Verfügung gestellt worden. Unbezahlbar sei der ehrenamtliche Einsatz der Kameraden und Kameradinnen, lobte Ullrich. Auch die Vorsitzende der Gemeindevertretung Sinntal, Brigitte Hartmann, betonte den freiwilligen Dienst der Wehrleute, auf den man stolz sein könne. Die Gemeinde unterstütze mit technischer Ausstattung. Mit Annika Schneider gebe es bei der Gemeinde eine Ansprechpartnerin in Sachen Feuerwehr.
Pfarrer Lukas Altvater sprach bei der Fahrzeugsegnung von Gottvertrauen und der schützenden Hand über Mensch und Material. Als besondere Überraschung zeichnete Bürgermeister Ullrich Lothar Wolf mit der Floriansmedaille in Bronze für seinen langjährigen Dienst um die Jugendfeuerwehr aus. Ein Paar Einsatzstiefel mit lustigen Socken schenkte Vorsitzender Hans-Jürgen Hess „Kamerad“ Pfarrer Altvater für seinen Dienst als Notfallseelsorger.