Ringen um neue Wege in der Kirche: Keine vorschnellen Antworten
Samstag, 27.08.2022
von PFARRER ANDREAS WEBER
HANAU - Die Ordensschwester und Friedenobelpreisträgerin Mutter Theresa - bekannt für klare Antworten in Interviews und eine begehrte Gesprächspartnerin für die Presse - wurde einmal von einer Reporterin gefragt: „Was meinen Sie, Mutter Theresa, was sich in der Kirche ändern sollte?“ – Sie überlegte nicht lange und antwortete freundlich, aber bestimmt: „Sie und ich!“
Eine wunderbare Antwort. Kirche beginnt bei mir selbst und bei meinem direkten Gegenüber. Genau wie die Freude am Glauben. Diese Freude am Glauben scheint bei vielen im Moment zu Recht getrübt. Immer neue Skandale und schlechte Nachrichten…
Auch hier vor Ort in unseren Pfarreien stellen wir uns dem Ringen um neue Wege und nehmen auch brisante Fragen in Blick: Der Synodale Weg, die Teilhabe an den Ämtern der Kirche für Frauen, der Umgang mit dem Thema Missbrauch in der Kirche, die Frage nach der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, aber auch die Würde des Menschen in seiner Sexualität, die hohe Bedeutung von Ehe und Familie, der Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an, die Lebensform der Priester im Zölibat und vieles mehr…
Bewährtes & Neues abwägen
Vorschnelle Antworten und zu einfache Lösungen helfen nicht weiter. Die Wertschätzung für den Einzelnen in seiner Meinung und seiner Lebensentscheidung ist da genauso gefragt, wie die Glaubenstradition und das seit Jahrhunderten Bewährte in einer weltweiten Glaubensgemeinschaft.
Die Freude am Glauben steht dabei über allem. Wo kann sie herkommen, wo doch so viel im Durcheinander erscheint?
Sie beginnt bei Dir und bei mir. Für mich kommt sie aus der Begegnung mit Jesus Christus und denen, die mit mir an ihn glauben und dies feiern und weitersagen. Wie Paulus sagt: „Jesus Christus ist das Haupt der Kirche, wir alle sind sein Leib.“ – Oder wie die Heilige Schrift es in vielen Bildern beschreibt.: „Kirche ist die Lebensgemeinschaft aller Getauften, Volk Gottes, Braut Christi, Mutter, Familie Gottes, Hochzeitsgesellschaft, Versammlung um den guten Hirten, Weinstock mit den Reben…“
Kirche ist alt - aber sie ist meine Mutter
Der große Theologe Karl Rahner drückt es einmal so aus: „Die Kirche ist eine alte Frau mit vielen Runzeln und Falten. Aber sie ist meine Mutter!“
In unserer Pfarrgemeinde feiern wir in diesen Tagen das Kirchweihfest. Kirche ist mehr als ein Gebäude aus Steinen, sie ist Gemeinschaft im Glauben - in denen lebendig und bunt, die sich von dieser Freude anstecken lassen, hier vor Ort.
Zum Kirchweihfest wünsche ich uns allen beim Ringen um den richtigen Weg eine tiefe Freude am Glauben, die Liebe zur Mutter und die Lust der „Mutter Kirche“ hier vor Ort das eigene Gesicht zu schenken – mit und ohne Falten. Ich freue mich mit vielen auf diesem Weg.