Vom Einweg-Endoskop zum Gartenstuhl

Klinikum Hanau startet Pilotprojekt für mehr Nachhaltigkeit im Krankenhaus

Die Endoskopie am Klinikum Hanau startet ein Pilotprojekt für mehr Nachhaltigkeit im Krankenhaus. - Archivfoto: KN/Jonas Wenzel (Yowe)


Donnerstag, 15.09.2022

HANAU - Jeden Freitag gingen bis vor kurzem Hunderttausende mit der Bewegung „Fridays for Future“ für die Aufhaltung des Klimawandels und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen auf die Straße und auch in den Kliniken in Deutschland nimmt der Faktor Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein.

Denn was nur die wenigsten wissen: Ca. 5,2% der CO2-Emissionen in der Bundesrepublik stammen aus dem Gesundheitssektor, etwa durch den hohen Energieverbrauch oder die rund sechs Kilogramm Abfall, die pro Patient jeden Tag in einer Klinik anfallen. Einer der größten Müllverursacher im Krankenhaus sind neben den OP-Bereichen und der Radiologie die Endoskopie-Abteilungen, weil hier beispielsweise durch die Aufbereitung und Dekontamination viel Wasser und Strom verbraucht werden und viel nicht-recyclefähiges Material eingesetzt wird. Dabei könnte aus vielen Einweg-Produkten, die in der Endoskopie tagtäglich in Gebrauch sind, viel mehr gemacht werden. Medizinprodukte sind aber in den meisten Fällen durch gesetzliche Vorgaben als Sondermüll eingestuft, weshalb aktuell nur etwa 7% in den Recycling-Kreislauf eingespeist werden dürfen. Und das, obwohl rein technisch gesehen etwa 80% möglich wären.

Um diese Prozesse zu optimieren, ist in der Endoskopie am Klinikum Hanau jetzt ein Pilotprojekt gestartet. Seit mehreren Jahren werden dort fallbezogen Einweg-Endoskope (Bronchoskope /Duodenoskope) eingesetzt, die zwar die Patientensicherheit weiter erhöhen, weil sie nach dem Eingriff vollständig entsorgt und nicht aufwendig aufbereitet werden müssen, aber – wie bei allen Einweg-Produkten – bedeutet das eben auch mehr Müll. „Etwa 90% dieses Endoskops sind theoretisch recyclefähig, das ist super. Denn mit Blick auf die vollständige Vermeidung von Kreuzkontaminationen sind Einweg-Produkte in der Endoskopie derzeit vermehrt in der Diskussion, allerdings dürfen wir gerade bei solchen Trends auch den Nachhaltigkeitsaspekt nie aus den Augen verlieren“, erklärt PD Dr. med. Axel Eickhoff, Leiter der Endoskopie und Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie am Klinikum Hanau. „Und man muss keine Angst haben, daraus wird dann im Recycling-Prozess kein neues Medizinprodukt, sondern zum Beispiel vielleicht ein Gartenstuhl aus Plastik“, ergänzt Eickhoff lachend.

Ziel: "Green Hospital" und klimaneutral bis 2030

Was genau aus den wiederverwertbaren Teilen des Einweg-Endoskops werden kann, soll durch das Pilotprojekt jetzt herausgefunden werden. Deshalb wird der entstandene Müll nach dem Eingriff in speziellen Boxen gesammelt, der Inhalt wird dann von einem eigens damit betrauten Unternehmen recycelt. In die Gesamtbetrachtung fließen am Ende natürlich auch indirekte Faktoren, wie Transportwege etc., ein, um einen realistischen Blick auf den ökologischen Fußabdruck des Recyclingprozesses zu haben. Mit dem Pilotprojekt geht das Klinikum nicht nur einen Schritt in Richtung „Green Hospital“ – und unterstützt damit die Forderung des Deutschen Ärztetages aus dem vergangenen Jahr, das Gesundheitswesen bis 2030 klimaneutral zu machen – sondern zeigt auch, dass es nicht nur medizinisch am Puls der Zeit ist und die wichtigsten Entwicklungen des Gesundheitswesens verfolgt und umsetzt.

Dass PD Dr. med. Axel Eickhoff deutschlandweit zu den Spitzenmedizinern seines Fachgebiets gehört, hat in diesem Jahr auch das Magazin Focus zum siebten Mal in Folge bestätigt und ihn erneut als Top-Mediziner für den Bereich Gastrointestinale Endoskopie und zum ersten Mal für den Bereich Gastroenterologie und CED ausgezeichnet. Die Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie am Klinikum Hanau bietet ein umfassendes und qualitativ hochwertiges Diagnose- und Behandlungsspektrum auf universitärem Niveau mit Leuchtturmcharakter für die Region. Behandelt werden Patienten mit allgemein-internistischen Erkrankungen, besonders des Magen-Darm-Traktes (Gastroenterologie), der Leber (Hepatologie) und des Stoffwechsels, einschließlich Diabetes mellitus, sowie mit Infektionen. Die Krankenkassen haben die Klinik auf ihrer Weißen Liste als Referenzzentrum zur Behandlung von Zenker-Divertikeln und Achalasie, einer Erkrankung des unteren Speiseröhrenschließmuskels, ausgewiesen. (pm)

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