Außenpolitik-Experte: Habe keine Angst vor Drittem Weltkrieg, weil...

BIEBERGEMÜND -

Teil 2: Dritter Weltkrieg, Wirtschafts-Krise, China-Gefahr

Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Michael Reul (CDU) sprach Michael Gahler (MdEP, CDU), am Freitagabend zwei Stunden vor und mit gut zwei Dutzend Interessierten. Anlass war der Themen-Abend „Ukraine“ der CDU Biebergemünd im Dorfgemeinschaftshaus in Breitenborn. Michael Gahler ist außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europa-Parlament, dem er seit 1999 angehört.

Außenpolitik-Experte Michael Gahler (CDU) sprach über...

… einen möglichen Dritten Weltkrieg:

Gahler: "Ich bin zutiefst davon überzeugt: Das Drohen mit Atomwaffen und eine teilweise Mobilisierung der Russen ist schon ein Eingeständnis von Schwäche. Ich sehe in dieser Situation nicht, dass eine Atombombe abgeworfen werden würde." Die Gerüchte seien dafür da, dass Verunsicherung produziert werde. Die Deutschen und die Europäer müssten nun stark bleiben und dürften sich nicht einschüchtern lassen.

Der Außenpolitik-Experte beruhigt: „Ich habe keine Angst vor einem Dritten Weltkrieg, weil es ihn nicht geben wird.“ Auch, weil sich dadurch Probleme nicht lösen lassen würden. Auch nicht für Putin. 

… die zuspitzende Lage der Deutschen Wirtschaft:

Derzeit würden zahlreiche Gegenmaßnahmen getroffen, um für Bürger zunehmende Belastungen abzufedern. Entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft in Deutschland und der EU sei vor allem die Frage: "Wann ist der Krieg vorbei?" 

Auch die Bundesregierung mache Fehler. Doch Gahler ist es wichtig, dass verängstigte, wütende und demonstrierende Menschen eines nicht vergessen: "Es ist nicht nicht primär das Kanzleramt, was für steigende Preise verantwortlich ist, sondern der Aggressor Putin." Daher sollten die Menschen auch lieber vor der Russischen Botschaft ("Dort sitzt der Verbrecher"), als vor dem Kanzleramt demonstrieren. 

Bei uns sei es auch schwierig und schlimm, was die Sanktionen gegen Russland auslösen. Doch Gahler bringt es zugespitzt auf den Punkt: "Wir zählen, wie viel wir für Sprit oder Gas ausgeben müssen, aber die Ukrainer, die zählen ihre Toten."

… eine mögliche Gefahr von China aus:

Die EU müsse jetzt klare Signale schicken, sagen "wir können auch anders." Die Chinesen würden laut Gahler genau beobachten, was Europa in der Ukraine macht. Daraus würden sie Schlüsse ziehen, wie sie sich künftig verhalten. Die gegenseitige Abhängigkeit mit der EU halte die Chinesen aktuell davon ab, von heute auf morgen Taiwan zu überfallen. Auch habe "China mehr zu verlieren als Russland", deshalb gebe es dort "mehr Vernunft". Der Handel Deutschlands mit China sei um ein Vielfaches größer als mit Russland. 

Die EU müsse dafür sorgen, dass sie die Standards für Welthandel setzt und nicht die Chinesen. Und diese Regeln müssten dann auch eingehalten werden: "Wenn wir uns gemeinsam auf der Welt organisieren wollen, dann halten wir uns an Regeln, die wir uns gegeben haben und müssen diese auch von China einfordern." 

Es dürfe nicht passieren, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit der EU von China so groß ist, dass die politische Handlungsfreiheit in Gefahr ist. Heißt im Klartext: Die EU darf nicht von China erpressbar werden. Daher müsse wieder mehr Hochtechnologie in die EU zurückgeholt werden.  (tby)