Jetzt spricht ein Christbaumverkäufer: So ökologisch sind Weihnachtsbäume wirklich
Donnerstag, 20.10.2022
von MORITZ PAPPERT
MAIN-KINZIG-KREIS - Eine Pressemeldung der Stadt Gelnhausen sorgte vergangene Woche für Diskussion (wir berichteten). Der Bürgermeister, die Gremien und die Stadt erklärten darin, dass es nicht mehr ökologisch vertretbar sei, echte Weihnachtsbäume aufzustellen. Ein Statement, das die Branche der Christbaumverkäufer nicht nachvollziehen kann. Maik Basermann und sein Sohn Manuel von "Bergwinkeltanne" aus Schlüchtern zeigen KINZIG.NEWS, wie ökologisch die Branche wirklich arbeitet.
Mitten im Wald des Ortsteiles Wallroth haben die Basermanns auf einer Fläche von zwei Hektar ein Paradies für Tiere und Pflanzen geschaffen. Hier werden rund 6.000 Weihnachtsbäume gezüchtet. Nebenan ist eine große naturbelassene Blühwiese. "Vorher war hier nur ein Acker. Jetzt haben sich Tiere, wie Singvögel, Hasen und Füchse, hier niedergelassen. Die Weihnachtsbäume bieten den Tieren einen natürlichen Schutz", sagt Manuel Basermann.
Aktiver Umweltschutz
"Wir betrieben hier aktiven Umweltschutz", sagt sein Vater Maik. Er erklärt, dass es bei Christbaumverkäufern nicht damit getan sei, Bäume zu pflanzen und nach ein paar Jahren zu fällen. "Die Bäume benötigen eine intensive Pflege. Jedes Jahr muss jeder einzelne Baum zurückgeschnitten werden, damit sie nicht zu groß werden, sondern zu schönen pyramidenförmigen Weihnachtsbäumen". Außerdem muss einem möglichen Pilzbefall aktiv entgegengewirkt werden.
Mit der Trockenheit in diesem Jahr kam noch mehr Arbeit auf die beiden zu. "Wir mussten über 950 Bäume neu pflanzen, da diese durch die Trockenheit kaputtgegangen sind", sagt Maik Basermann. Ein Baum benötigt, je nach Beschaffenheit, rund acht bis zwölf Jahre, bis aus dem Setzling ein fertiger Weihnachtsbaum wird. Eine zeitintensive und kostspielige Angelegenheit. "Da kann man doch nicht sagen, es sei nicht mehr zeitgemäß, echte Weihnachtsbäume aufzustellen. Das schädigt eine ganze Branche."
Klimabilanz kann sich sehen lassen
Auch das Argument, dass unnötig Bäume gefällt werden, trifft bei den Basermanns nicht zu. "Für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt. Das ist auch logisch, sonst haben wir in ein paar Jahren auch keine Weihnachtsbäume mehr zum Verkauf", sagt Manuel Basermann. Und auch die Klimabilanz eines Weihnachtsbaumes kann sich sehen lassen. Ein durchschnittlicher Weihnachtsbaum für den Hausgebrauch speichert rund 18 Kilogramm CO2. Größere Bäume speichern ein Vielfaches dieser Menge.
Auch lange Transportwege, wie bei Weihnachtsbäumen aus dem Baumarkt, haben die Basermanns nicht. In Wallroth werden sie gezüchtet und keine drei Kilometer weiter, in Schlüchtern am Distelrasen, verkauft. "Wir alle freuen uns doch auf einen frischen Baum an Heiligabend. Und zwar auf einen echten. Wir laden den Bürgermeister gerne einmal ein, sich selbst ein Bild bei uns zu machen", sagt Maik Basermann.