Mensch, Christ und Pädagoge: Josua Aaron Schwab ist jetzt Diakon
Dienstag, 18.10.2022
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Ein bedeutender Tag für Pater Josua Aaron Schwab. Der Salesianer Don Boscos, der im Jugendhilfezentrum in Sannerz tätig ist, wurde nämlich im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt vom Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber zum Diakon geweiht.
Im Juni dieses Jahres legte Pater Schwab SDB seine Ewige Profess in Sannerz ab. Nach sechs Jahren Ausbildung und Berufung gelobte er, für das ganze Leben in der drittgrößten Ordensgemeinschaft zu dienen. Zu dem Festgottesdienst waren neben Bischof Dr. Michael Gerber, dem Provinzial Pater Reinhard Gesing, dem Provinzialvikar Pater Christian Vahlhaus viele Mitbrüder aus dem In- und Ausland, Freunde und Familie und natürlich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Jugendliche aus dem Jugendhilfezentrum und Menschen aus den Pfarreien Sannerz und Flieden gekommen. Auch der designierte Sinntaler Bürgermeister Thomas Henfling wohnte der Feierstunde bei.
Schon mit 12 Jahren wollte er Priester werden
Josua Schwab stammt aus Altdorf in Südbaden. In dem ländlichen Ort ist er an einem historisch-bedeutenden Tag geboren: am Tag der Grenzöffnung in Berlin am 9. November 1989. Er wuchs er in einem christlich-geborgenen familiären Rahmen auf. Ministrant war er 15 Jahre lang in der Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus. Eine 40-köpfige Ministrantentruppe war sehr aktiv. Den Glauben an Gott, der so lebendig ist, mit anderen zu teilen, ist sein Ding. Schon mit zwölf Jahren wollte Josua Schwab Priester werden. Diesen Berufswunsch nahm ihm sein vier Jahre älterer Bruder Benjamin, der damals schon eine Freundin hatte, nicht ab. „Warte mal ab, das geht schon wieder weg“, sagte der.
Nach dem Abitur studierte Schwab Theologie und Philosophie an der Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern. Bei den Salesianern fand er heraus, dass es das ist, was er sucht: bei den Menschen am Rande der Gesellschaft zu sein. Zur Teilnahme an einem Priesterseminar im Jugendhilfezentrum Sankt Anton in Riegel am Kaiserstuhl wechselte Schwab 2012 dorthin. Er arbeitete, nahm am Priesterseminar teil und studierte an der Uni in Freiburg. Dass in der Theologie und in der Jugendhilfe das Evangelium konkret und Gott gegenwärtig werde, sagte Schwab. Nach dem Vornoviziat 2015 in Sannerz folgte ab September 2015 das Noviziat mit 16 Novizen aus acht Ländern in Italien.
Das Noviziat ist eine geistliche Zeit, ein innerer Weg mit dem Herrn im Herzen. Offen zu sein für Gott im Gebet, den Ruf Gottes zu hören, das Wort Gottes aufzunehmen und im Herz Platz zu machen, dass es in Fleisch und Blut übergeht. „Das Leben mit den Mitbrüdern zu erleben, war eine Herausforderung und lässt einen gemeinsam wachsen“, so Schwab. Auf die zeitliche Profess bereiten sich die Aspiranten intensiv vor, da es ein wichtiger Moment ist, der ihr Leben verändert. Gott nehme den ganzen Raum ein, er schenke sich, dass man voll von seiner Liebe, von seinem Evangelium und ganz für ihn und die Jugendlichen, die Mitbrüder und Menschen da sei. „Ein Leben lang dem Herrn zu gehören, war der glücklichste Moment in meinem Leben“, erklärte Schwab nach der zeitlichen Profess 2016.
Mensch, Christ und Pädagoge
In Sannerz arbeitete Schwab in der dortigen Wohngruppe Magone – auch eine prägende Zeit. Während einem Studium „Soziale Arbeit“ 2017 in Benediktbeuern absolvierte Schwab ein zweijähriges E-Learning-Weiterbildungsstudium „Straßenpädagogik“ über die Universität Heidelberg. Seit 2020 arbeitet Schwab selbst in der Betreuung und Weiterentwicklung dieses Studienganges mit. Ein Praxissemester führte Schwab 2019 nach Lyon/Frankreich. Auf den Straßen der Banlieues, einem sehr prekären Vorstadtbezirk mit Drogen, Gewalt und Kriminalität, sammelte Schwab wertvolle prägende Erfahrungen – als Mensch, als Christ und als Pädagoge.
Soziale Exklusion und Ghettoisierung sind in Lyon an der Tagesordnung. In Le Valdocco, einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos, versuchen die Patres, Gewalt- und Kriminalprävention zu machen, wo es am meisten „brennt“ durch nachhaltige und ganzheitliche Pädagogik – zusammen mit den Menschen vor Ort. „Chancen für eine gelingende Zukunft zu nutzen, ist meine Profession als Sozialarbeiter und meine Berufung als Salesianer Don Boscos“, so Schwab. So führte ein Sommercamp in den Alpen Jugendliche aus zerrütteten Familienverhältnissen und solche zusammen, die schon mehrere Jugendheime hinter sich haben. Abenteuer im Kletterwald, Wildwassertouren, die Natur entdecken, ein Biwak oder Lagerfeuer sind pädagogische Elemente, die bei den Jugendlichen für einen Tapetenwechsel und nicht selten zu einem Umdenken sorgen.
„Berge bieten
einen optimalen Rahmen und Berge sind geduldig“, sagt Schwab. Alles mit
Liebe, nichts mit Zwang, sei ein Grundprinzip der salesianischen
Pädagogik.
































