„So kann es nicht weitergehen": 1.703 Unterschriften für eine Post in Sterbfritz
Montag, 30.09.2019
von Walter Dörr
SINNTAL - Tiefschwarze Wolken zogen am Montagmorgen über Sterbfritz, als die 1.703 Unterschriften für eine Sterbfritzer Postfiliale übergeben wurden, und es wehte ein böiger Wind. Wetterlich spiegelte das auch die aktuelle Stimmung wider. Ortsvorsteher Willi Merx und seine Mitstreiter sind für den Erhalt einer Postfiliale in Sterbfritz und sehen durch die Schließung große und nicht akzeptierbare Nachteile für die Sterbfritzer Bevölkerung und Firmen.
Und Friedhelm Schlitt, der regionale Politikbeauftragte der Deutschen Post, Niederlassung Multikanalvertrieb Bad Hersfeld, und Alexander Böhm, dem Post-Pressesprecher für Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland, Thüringen, Ober/Unterfranken und Sieger/Sauerland aus Frankfurt wurden massive Vorwürfe stellvertretend für die Geschäftspolitik der Deutschen Post gemacht. Seit vergangenem Samstag ist die Postfiliale in Sterbfritz geschlossen. Im Auftrag der Bürger werde man weiter dran bleiben, drohte Ortsvorsteher Merx Friedhelm Schlitt. Vor der verschlossenen Tür der Mehrzweckhalle fand das Gespräch im Freien statt und wegen dem engen Terminkalender der Postvertreter auch nur kurz.
Merx bekräftigte, dass in Sterbfritz mit den umliegenden Orten Sannerz und Weiperz über 4.000 Einwohner seien und hier auch mit den Geschäften und Firmen der Sinntaler Mittelpunkt sei. „Alles strömt nach Sterbfritz,“ so Merx als Argument gegen den von der Post mit dem seitherigen DHL-Paket-Partner in Jossa geschlossenen Filialvertrag. Wie Schlitt sagte, seien das unangenehme Folgen der Schließung und er sei auch nicht darüber erfreut. Im Mai habe er die Gemeinde informiert, dass man keine Lösung gefunden habe, für weiter eine Filiale in Sterbfritz. Ab 1. Dezember gebe es in der Weiperzer Straße 19 einen Paketshop, in dem Pakete abgegeben und abgeholt werden können. Massiv kritisierte man fehlende Postfächer. Entgegen dem Verkehrsfluss müssten besonders Geschäftsleute 12 Kilometer einfache Fahrt nach Jossa fahren, was nicht hingenommen werden könne.
Kritisiert wurde die Geschäftspolitik der Post, insbesondere im ländlichen Raum und vor dem Gesichtspunkt des geltenden Mindestlohnes. „So kann es nicht weitergehen,“ so die Initiative. Wie Ortsvorsteher Merx betonte, sei auch der örtliche REWE-Markt für die Einrichtung einer Postfiliale bereit, aber nicht zu den Konditionen der Post. Seitens der Postvertreter führte man die übliche Regelung der Grundvergütung mit prozentualer Umsatzbeteiligung an. Bürgerverdrossenheit gebe es, da die Politiker immer von der Förderung des ländlichen Raumes redeten und nichts dagegen tun. Offen war man für eine Erhöhung der Postgebühren, wenn damit die Versorgung verbessert würde.
Wie Schlitt sagte, könne eine Postfiliale für einen Unternehmer nur ein Zubrot zu seinem normalen Geschäft sein. Die Personalkosten habe der Betreiber sowieso. „Wir bleiben im Gespräch,“ vertrösteten die Post-Leute. Den Druck auf die Politik zu erhöhen, sah die Initiative als eine Möglichkeit an, noch etwas zu bewegen, da die Post wenig Interesse an Sterbfritz zeigt. Wie man die Bürger informieren könne, wie es weiter geht, fragte Doris Alt, auch im Hinblick auf ältere und nicht motorisierte Bürger.
Laut Schlitt gebe es den mobilen Postservice, das heißt, der Postbote stelle nicht nur zu, sondern nehme auch Briefe und Pakete mit. Bei der „Verbundzustellung“ könnten auch Briefmarken erworben werden. Pressesprecher Alexander Böhm relativierte, dass von den 57 Millionen Briefzustellungen nur 10 Prozent Privatkunden seien. 1.703 Unterschriften auf den gelben Aktionsbögen übergab Willi Merx Friedhelm Schlitt und bekräftige den dadurch dokumentierten Bürgerwunsch. Man werde den Protest für die nun fehlende Nahversorgung erhöhen. „Wir bleiben in Kontakt,“ so Friedhelm Schlitt von der Deutschen PostAG. +++