HANAU

„Bremer Stadtmusikanten“ als Familienstück bei den Festspielen

Das Amphitheater Hanau - Foto: Daniel Freimuth


Montag, 27.05.2019
von Moritz Pappert

HANAU - Nach zwei Produktionen, die vor allem Erwachsene ansprechen, sind bei der dritten Festspielpremiere am 1. Juni nun die Kleinen am Zug: Die Bremer Stadtmusikanten stellen den Rahmen für das diesjährige Familienstück. Um 16 Uhr geht es im Amphitheater los mit dem bunten Spektakel rund um die Vier-Pfoten-Band, und passend zum Inhalt, spielt auch in der Inszenierung selbst Musik eine wichtige Rolle. Übrigens: Der Darsteller des Esels, Detlev Nyga, feiert in dieser Saison sein 20-jähriges Festspieljubiläum.

Vier tierische Schicksale, vier charismatische Tiere, die sich mit eben dieser trüben Zukunft nicht abfinden wollen und sie stattdessen lieber selbst in die Pfoten nehmen, eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt – die Bremer Stadtmusikanten sind ein Klassiker. Trotzdem gibt es wohl kaum ein Märchen, das wandlungsfähiger ist und immer wieder ein bisschen anders erzählt werden kann. In seiner Version, die am kommenden Samstag um 16 Uhr Premiere hat, macht Frank-Lorenz Engel (Buch) den Esel kurzerhand zum langjährigen Arbeiter in der Zirkusmanege und versetzt den Hund in die gnadenlose Welt der Hunderennen. Seine Katze ist heimatlos, weil deren Besitzerin ins Altersheim gezogen ist und ihren Stubentiger nicht mitnehmen konnte, und nur der Hahn flieht vor dem, was ihn schon immer bedrohte - vor dem Suppentopf.

Fotos: privat
Fotos: privat
Fotos: privat
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Die vier machen sich gemeinsam auf den Weg nach Bremen, angeführt von dem Esel, der in der Hansestadt seine Karriere als Musiker voranbringen möchte. Doch schon nach kurzer Zeit merken sie, dass sie über vollkommen unterschiedliche musikalische Vorlieben verfügen und es fast unmöglich ist, unter diesen Umständen eine coole Band auf die Beine zu stellen. Doch als das Projekt schon fast gescheitert zu sein scheint, zwingt das Zusammentreffen mit einer Bande gefährlicher Räuber die Tiere, sich zusammenzuraufen. Denn klar ist: Nur gemeinsam und im festen Vertrauen auf die anderen können sie die Bösewichte besiegen.

"Ich mag die Stadtmusikanten, weil sie etwas Besonderes sind", sagt Autor Frank-Lorenz Engel, "Tiere stellen per se Sympathieträger dar, sind intelligent, treu und Freunde des Menschen. Aber sie können eben auch echt menschliche Facetten haben, launisch sein, rechthaberisch, tollpatschig – mit all diesen Dingen kann man in dem Märchen wunderbar spielen. Daraus entsteht schon eine ganz eigene Dynamik in dem Stück."

Einer, der die Facetten von Mensch und Tier nicht nur gut kennt, sondern auch darstellt, ist Detlve Nyga. In den Bremer Stadtmusikanten spielt er den Esel, der nach vielen Jahren den Zirkus verlässt, weil er das Gefühl hat, seine musikalischen Talente würden dort nicht genügend gewürdigt. Mit dieser Rolle steht Nyga in Hanau bereits im 20. Jahr auf der Festspielbühne, in "Maria Stuart" gibt er zudem den französischen Abgesandten Graf Aubespine und stellt damit seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis.

In den zwei Jahrzehnten, in denen er die Märchenbretter bereits an ganz verschiedenen Standorten rund um das Schloss bespielte, hat er schon alle möglichen Rollen ausgefüllt – menschliche und tierische, lustige und ernsthafte. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm einige, zum Beispiel "Die sechs Schwäne" ("Eine intensive Arbeit mit Dieter Gring"), "Kabale und Liebe", wo er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Claudia Brunnert auf der Bühne stand, oder auch "Die Bremer Stadtmusikanten". Seinerzeit war er allerdings nicht auf vier Beinen unterwegs, sondern spielte den Besitzer des Esels – unter anderem bei einem Gastspiel in Hanaus japanischer Partnerstadt Tottori: "Das war eine tolle Erfahrung, etwas ganz besonderes. Ich bin dankbar, dass ich das erfahren durfte", sagt Detlev Nyga.

Überhaupt seien die Festspiele schon immer etwas ganz besonderes gewesen: "Hier setzt man sich wieder mit Märchen auseinander, auch gefühlsmäßig, nicht nur inhaltlich. Man schaut quasi ins Herz der Märchen und holt sie damit zurück ins Bewusstsein der Menschen. Die Brüder Grimm Festspiele sind eine tolle Plattform für so viele verschiedene Formen der Inszenierung, egal ob als Musical oder als Sprechtheater." Er freue sich, sagt der Schauspieler, dass die Institution "Festspiele" so gewachsen sei, vor allem für Hanau. In seiner diesjährigen Rolle als Esel fühlt er sich pudelwohl, um mal im tierischen Bild zu bleiben: "Der Esel widersetzt sich den Regeln, um seinen Traum zu verwirklichen. Das mag ich an ihm. Und eigentlich ist er ein echter Rock’n‘Roller…"

Die Bremer Stadtmusikanten 2019 handeln nicht nur von Musik, sie "leben" sie auch. Unter der Regie von Marco Krämer-Eis mit Liedern von Thomas Schwab und der Choreographie von Bart de Clercq sehen die Zuschauer ein witziges und schwungvolles Musik-Abenteuer. Das Stück ist für Familien, auch mit kleinen Kindern geeignet. Am Sonntag, 23. Juni, um 14 Uhr gibt es das Märchen in simultaner Gebärdensprache . (pm)+++