Landratskandidaten auf Prüfstand

Stolz (SPD) oder Stenger (CDU): Wer hat sich am besten verkauft?

Im MKK stehen die Zeichen auf Landratswahlkampf: Volles Haus herrscht am Donnerstagabend bei der Podiumsdiskussion im Stadthaus in Bruchköbel. - Fotos: Justin Möser


Freitag, 13.01.2023
von STEFANIE HARTH

BRUCHKÖBEL - Im MKK stehen die Zeichen auf Landratswahlkampf: Volles Haus herrscht am Donnerstagabend bei der Podiumsdiskussion im Stadthaus in Bruchköbel, die vom Hanauer Anzeiger (HA) in Kooperation mit den Wirtschaftsjunioren Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern organisiert worden ist.

Amtsinhaber Thorsten Stolz (SPD) und dessen Herausforderin Gabriele Stenger (CDU) lassen sich 17 Tage vor dem Wahltag von HA-Redaktionsleiterin Yvonne Backhaus-Arnold und HA-Redakteur Holger Weber-Stoppacher sowie von der Gelnhäuser Unternehmerin Julia Heuwieser auf den Zahn fühlen. Dabei liefert sich das Duo einen fairen, sachlichen Wahlkampf auf Augenhöhe.

Steigende Zahl an (Kriegs-)Flüchtlingen. Bezahlbarer Wohnraum. Auskreisung Hanaus. Schule und Ausbildung. Fachkräftemangel. Digitalisierung. Das Moderatorenteam bemüht sich redlich, Stolz und Stenger aus der Reserve zu locken. Dabei entpuppt sich, dass die beiden bei vielen Themen gar nicht so weit auseinanderliegen. Während die „Frau aus der Wirtschaft“ die Fragen der Moderatoren und des Publikums kurz und prägnant beantwortet, holt der „Mann aus der Verwaltung“, der freilich von Haus aus tiefer in so mancher Materie drin steckt, manchmal gewaltig aus, erklärt und erklärt und überschreitet mehrfach das Zeitlimit, wofür er die „rote Karte“ sieht.

Thorsten Stolz (SPD) oder Gabriele Stenger (CDU) – das ist hier die Frage.
Thorsten Stolz (SPD) oder Gabriele Stenger (CDU) – das ist hier die Frage.

Stichwort: „Bezahlbarer Wohnraum“


Auseinander gehen die Meinungen in Sachen „bezahlbarer Wohnraum“: Stolz rührt unermüdlich die Werbetrommel für eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft. „Der Landkreis muss eindeutig mehr Verantwortung übernehmen.“ Stenger kontert: „Eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft kommt für mich nicht infrage. Wir müssen Anreize für die vorhandenen ‚Player‘ schaffen, den sozialen Wohnungsbau zu forcieren.“

In puncto der Rolle des Landrat beziehungsweise der Landrätin in der Flüchtlingsdebatte sehen sich beide als Erklärer/in, Vermittler/in und Umsetzer/in. Stenger: „Man muss managen und die Kommunen mitnehmen.“ Stolz: „Wir müssen schnell reagieren und die Menschen vor Ort mitnehmen.“

Der Sozialdemokrat zur Auskreisung Hanaus: „Ich werde als Landrat der Stadt Hanau keine Steine in den Weg legen, aber es darf nicht zu Lasten der anderen 28 Städte und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises gehen – das habe ich von Anfang an kommuniziert. Antwort der Christdemokratin: „Ich wohne in Hanau und arbeite in Maintal. Und: ich werde weiterhin in Hanau wohnen bleiben. Ich sehe da gar keine Diskrepanz. Freilich: Es dürfen im Zuge der Auskreisung keine finanziellen Benachteiligungen für die anderen Kommunen entstehen.“

Wohnungsbauer und Forscherin


Darüber hinaus nehmen wir mit: Könnte Verwaltungsexperte Stolz ein Unternehmen gründen, würde er „im Bereich Wohnungsbau etwas machen“. Steuerexpertin Stenger könnte sich hingegen vorstellen, „in die Forschung im naturwissenschaftlichen Bereich zu gehen.“ Und was würden die beiden mit 100 Millionen Euro machen, die sie in den Landkreis investieren, aber nicht splitten dürften? Stolz: „Ich würde mich der Vorgabe widersetzen und 50 Millionen Euro in Bildung, Schule und Ausbildung sowie 50 Millionen Euro in den kommunalen Wohnungsbau investieren.“ Stenger: „Ich würde die 100 Millionen Euro komplett für die Modernisierung unserer Schulen verwenden.“

Kleine „Randnotiz“ zum Schluss: Der amtierende Landrat gibt der Ostsee gegenüber den Alpen den Vorzug, frühstückt gerne Nutella-Brötchen und isst lieber Schnitzel als Tofu. Seine Herausforderin geht gerne ins Hallenbad, zieht einen „Äppler“ einem „kühlen Blonden“ vor und ist Frühaufsteherin.

Am Sonntag, 29. Januar, liegt es in den Händen der Wähler zu entscheiden, wer fortan die Geschicke im MKK leiten soll. Thorsten Stolz (SPD) oder Gabriele Stenger (CDU) – das ist hier die Frage.

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