„Besonnenheit besser als Angst und Emotionen“

Bürgermeister Henfling nimmt Stellung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Sannerz

Bürgermeister Henfling - Foto: privat


Sonntag, 05.02.2023

SINNTAL - „Ich habe für die Sorgen aus der Bevölkerung von Sannerz und von ganz Sinntal volles Verständnis. Aber Angst, Emotionen und auch Vorurteile sind keine guten Ratgeber. Ich appelliere an alle, die Situation gemeinsam und mit Vernunft zu meistern.“ Mit diesen Worten äußert sich Sinntals neuer Bürgermeister Thomas Henfling zur geplanten Errichtung einer Containeranlage auf dem Parkplatzgelände am Sportplatz in Sannerz. Hier sollen Geflüchtete untergebracht werden

„Es ist gemäß eines Beschlusses des Main-Kinzig-Kreises unsere gesetzliche Verpflichtung, in diesem Jahr 161 Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen“, berichtet Henfling. 51 Personen seien Ukrainer, der Rest Drittstaatler. Ein Drittstaat ist ein Land, das keinen völkerrechtlichen Vertrag mit Deutschland hat.

Nachdem in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt 223 Flüchtlinge, unter enormer Kraftanstrengung von Ehrenamt, Gesellschaft und Verwaltung aufgenommen und überwiegend gut integriert worden seien, erfolgte von 2017 bis 2021 keine Zuweisung seitens des Kreises. „Es stand in Sinntal kein Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung“, erläutert Henfling. Weil es keinen Konsens zwischen Kreis und Gemeinde gegeben habe, sei im vergangenen Jahr auf Weisung des Kreises die Aufnahme von 27 Drittstaatlern und 22 Ukrainern im Asylverfahren erfolgt.

„An der Situation des fehlenden Wohnraums hat sich nichts geändert“, sagt Henfling, „für die Pflicht-Zuweisungen müssen wir daher eine andere Lösung wählen.“ Im Haushaltsplan 2023 seien deshalb 500.000 Euro zur Errichtung einer Containerunterkunft eingestellt und durch die Gemeindevertretung beschlossen worden. Der Gemeindevorstand hatte die Aufstellung und den Standort der Containeranlage letztlich beschlossen.

Henfling: „Die Gemeindeverwaltung hat Flächen in allen Ortsteilen intensiv geprüft und evaluiert, und der Gemeindevorstand hat sich nach sorfältiger Abwägung der zugrundeliegenden Kriterien für das Parkplatzgelände am Sportplatz in Sannerz entschieden. “ Kriterien seien gewesen: Eigentumsverhältnis und Größe des Grundstücks, Anschlussmöglichkeit (Strom, Wasser, Kanal), Beschaffenheit der Fläche (unter anderem Topographie und Erreichbarkeit), aktuelle Nutzung der Fläche, Infrastruktur im Ort und Erreichbarkeit der Infrastruktur (Busverbindung und ähnliches) sowie Erschließungskosten der Fläche.

Seitdem gebe es Irritationen in Sannerz. Henfling: „Das kann ich in Teilen nachvollziehen. Aber ich hoffe inständig, dass wir das Thema mit Sachlichkeit behandeln.“ So könne es beispielsweise nicht sein, dass in einer Informationsveranstaltung der Vereinsgemeinschaft kritisiert werde, dass die Gemeinde einen Fragekatalog nicht beantwortet habe. „Die Fragen sind uns am 23. Januar zugeschickt worden. Bis zum 24. Januar sollten sie beantwortet sein. Dies ist bei einem solch komplexen Thema gar nicht möglich“, sagt Henfling.

„Ich bin ein großer Freund von offener Kommunikation und verspreche, dass alle bei der Verwaltung eingegangenen Fragen auch beantwortet werden“, sagt Henfling, der zeitnah Vereinsvertreter, Anwohner und ansonsten betroffene und interessierte Bürger an einen Tisch holen möchte. Geplant sind auch Gespräche mit den Vertretern der Kirchen sowie die Einrichtung eines „Arbeitskreises Asyl“ mit Vertretern aus Politik, Kirche, Vereinen und Gesellschaft. „Wir müssen transparent agieren, Probleme gegenüber dem Kreis benennen, aber auch Lösungen anbieten. Dies geht mit Besonnenheit deutlich besser als mit Angst und Emotionen.“

Vielleicht seien Teile der in Sannerz untergebrachten Geflüchteten ja schon bald eine Bereicherung für die heimische Wirtschaft oder die Vereinsgemeinschaft, sagt Henfling: „Das sind Menschen, die sich in einem anderen Land zurechtfinden müssen. Man sollte ihnen eine Chance geben. Dafür sind sie dankbar.“

In diesem Zusammenhang erinnert Henfling an das Projekt „Sannerz integriert“. Vor sechs Jahren hatte das Jugendhilfezentrum Don Bosco sechs jungen Männern aus Eritrea und Afghanistan via Spenden eine Ausbildung zum Tischler ermöglicht.

Henfling abschließend: „Ich werde oft darauf angesprochen, dass ich bereits in den ersten Tagen als neuer Bürgermeister mit solchen Problemen konfrontiert werde. Es ist aber vollkommen unerheblich, ob ich drei Jahre, drei Monate oder halt nur drei Wochen im Amt bin: Wir bekommen gemeinsam eine gute Lösung zur Zufriedenheit aller hin. Davon bin ich überzeugt.“ (red)

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