SPD-Spitzenkandidatin im HIT RADIO FFH-Interview

Nancy Faeser: „Ich weiß, was auf mich zukommt“

Moderatorin Silvia Stenger mit der Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). - Foto: HIT RADIO FFH


Sonntag, 05.02.2023

BAD VILBEL - Die aktuelle Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gab diese Woche bekannt, dass sie am 8. Oktober 2023 hessische Ministerpräsidentin werden will – wenige Tage später redet sie im exklusiven HIT RADIO FFH-Interview über ihre Entscheidung sowie über ihre politischen Anfänge und findet dabei auch sehr persönliche Worte über ihre Familie und die enge Bindung zu ihrem Vater: „Mein Vater hat mich sehr geprägt, vor allem was er in der Kommunalpolitik geleistet hat.“ Und: ‚Chill mal‘ – der Tipp ihrer 16-jährigen Patentochter – das könne sie wohl „erst wieder nach dem Wahlkampf und den Koalitionsverhandlungen tun“, sagt Nancy Faeser lächelnd der HIT RADIO FFH-Moderatorin Silvia Stenger in ihrer Show „Silvia am Sonntag – der Talk“ (sonntags, 9-12 Uhr).

Nancy Faeser wurde in Bad Soden am Taunus geboren und wuchs in Schwalbach am Taunus auf. Hessen liege ihr daher sehr am Herzen: „Ich bin hier aufgewachsen, meine Familie lebt hier. Das sind schon mal die wichtigsten Kriterien. Ich bin sehr privilegiert, wohne im Ballungsraum Rhein-Main, aber am Rande einer Großstadt. Ich habe beides. Ich kann mit der S-Bahn in die Innenstadt fahren, kann aber auch zu Fuß in den Taunus laufen. Dafür bin ich sehr dankbar. Hessen ist sehr vielfältig. Es ist ein großes Geschenk, in so einem Bundesland leben zu dürfen und noch schöner, wenn man in so einem Bundesland auch gestalten darf, an vorderster Stelle.“

Der potentiellen Zweifach-Belastung zwischen SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin sehe sie positiv entgegen: „Ich bin sicher, dass das geht, sonst würde ich es nicht machen. Es geht zu Lasten meiner Freizeit, zu Lasten meiner Familie in diesem Jahr. Aber das haben wir miteinander besprochen.“ Die Entscheidung, als Kandidatin für Hessen anzutreten, habe sie als erstes mit ihrem Mann, der Rechtsanwalt und in der Lokalpolitik tätig ist, besprochen: „Wir sind gemeinsam zum Ergebnis gekommen: das ist zu schaffen. Zum Glück haben wir auch meine Mutter und einen großen Freundeskreis, der mit anpackt.“ Ihr Mann sei ihr eine große Hilfe: „Er kümmert sich um unseren kleinen Sohn (7), arbeitet und managt den Haushalt.“

Anruf vom Bundeskanzler für Ministerposten, Liebäugelei mit den Grünen

Emotionale Worte findet Nancy Faeser, als sie von ihrem Vater erzählt. Horst Faeser war lange Bürgermeister in Schwalbach am Taunus und ist 2003 überraschend mit 61 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Auf die Frage von HIT RADIO FFH-Moderatorin Silvia Stenger, was sie glaube, was ihr Vater gesagt hätte, antwortet Faeser: „Ich glaube, er wäre sehr stolz. Mein Vater hat mich sehr geprägt, vor allem was er in der Kommunalpolitik geleistet hat. Er hat weitreichende Entscheidungen getroffen. Er kommt aus Duisburg – dort gibt es eine pragmatische, lebensnahe SPD. Da habe ich viel über Kommunalpolitik gelernt.“

Die Anfrage zur Übernahme des Amtes als Innenministerin kam von Bundeskanzler Olaf Scholz: „Ja, es kam tatsächlich ein Anruf: ‚Nancy, würdest du Innenministerin werden‘? Ich habe gesagt, ich will das kurz mit meinem Mann besprechen, aber die Entscheidung ist dann schnell gefallen.“ Das Lob von Scholz an sie – „Sie ist eine großartige Frau, die Großartiges leistet“ – habe sie sehr gefreut: „Ich habe ihm eine SMS geschrieben und mich bedankt.“

Bevor sie mit 18 Jahren in die SPD eingetreten ist, habe sie kurzzeitig mit den Grünen geliebäugelt: „Ja, mit 17 habe ich überlegt, bei den Grünen Mitglied zu werden. Für mich war letztlich die beeindruckende Historie entscheidend, die die Sozialdemokratische Partei hat, weil sie immer – auch wenn es richtig schwierig war in der Geschichte – auf der richtigen Seite gestanden hat. Mich haben Menschen wie Willy Brandt und Helmut Schmidt sehr beeindruckt. Letztlich auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit welcher Ruhe und Überlegungsfähigkeit er in diesen schwierigen Zeiten handelt und sich nicht von Kritik ablenken lässt, sondern bei sich selbst bleibt. Das beeindruckt mich schon sehr. Ich finde, er macht das herausragend.“ Für Nancy Faeser sind die Grünen in Hessen der plausibelste Koalitionspartner: „Aus meiner Sicht als Sozialdemokratin ist es natürlich das Naheliegendste, mit den Grünen zusammen zu arbeiten. Es gibt sehr viele Schnittmengen und weil ich jetzt in einer Koalition mit den Grünen und der FDP bin. Ich finde, das ist eine sehr fortschrittsgewandte und sehr gute Konstellation.“

Tipp der Patentochter? ‚Chill mal‘

In Zeiten wie diesen werde es einen anderen Wahlkampf geben müssen, sagt Faeser: „Jetzt hat das Innenministerium absoluten Vorrang in den nächsten Monaten. Es ist nicht an der Zeit, sich an Infostände zu stellen, um die eigene Partei zu werben, sondern jetzt ist die Zeit, die Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen. Das macht Boris Rhein in seinem Job und ich in meinem. Der Krieg in Europa ändert vieles, auch eine Herangehensweise an den Wahlkampf.“

Auf die Frage von HIT RADIO FFH-Moderatorin Silvia Stenger, ob sie gewappnet sei, für das, was auf sie zukommt – mit der Doppelrolle stehe sie ab jetzt unter besonderer Beobachtung – antwortet Nancy Faeser: „Ja, ich bin dem gewappnet. Ich weiß, was auf mich zukommt. Ich kann mit Kritik gut umgehen und gehe das mit der nötigen Gelassenheit an. Ich bin es gewohnt, meinen Tag diszipliniert zu strukturieren.“

Wichtig sei ihr, als Politikerin nahbar und emphatisch zu bleiben: „Für mich war es immer wichtig, bei mir selbst zu bleiben. Noch ich zu sein. Wenn das nicht mehr wäre, wenn die Empathie fehlen würde, dann hätte ich aufgehört. Man kann nicht alles weglächeln. Diese Option, raus aus der Politik, einen bürgerlichen Beruf zu haben, in den ich zurückkehren kann, hat mich gelassen gemacht.“ Trotzdem: „Mein Telefon liegt nachts immer an meinem Bett. Natürlich laut gestellt.“ Ihre 16-jährige Patentochter habe ihr einen Tipp mit auf den Weg gegeben: ‚Chill mal‘. „Ich glaube, dass ich das mit dem Chillen erst wieder nach dem Wahlkampf und den Koalitionsverhandlungen tun kann“, sagt Nancy Faeser lächelnd. (red)

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