14. Sinntaler Faschingsumzug

Das fränkische Zeitlofs richtete einen Nach-Corona-Fußgruppenzug aus

Partyanimals auf dem 14. Sinntaler Faschingsumzug. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 13.02.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Die Großgemeinde Zeitlofs entstand 1978 im Rahmen der Gebietsreform aus den bislang selbstständigen Gemeinden Markt Zeitlofs, Markt Detter, Weissenbach, Rossbach und Eckarts-Rupboden. Als "Citolves" wird Zeitlofs 1167 erstmals urkundlich erwähnt. Als ein Dorf mit eigener Kirche, die zur Pfarrei Neuengronau (Gemeinde Sinntal/Hessen) gehörte, so dass man davon ausgehen kann, dass Zeitlofs viel älter ist – jemand muss ja das Gotteshaus gebaut haben.

Das war aber nicht der Grund, warum der 600-Seelen-Ort am vergangenen Samstag von jede Menge Gästen bevölkert wurde. Und fast alle in einem kunterbunten, schrillen oder lustigen Outfit, wie es auch für Bayern nicht normal ist. Genau – die fünfte Jahreszeit lässt grüßen und der traditionelle Sinntaler Faschingsumzug zeigt den „großen Kollegen“ in Mainz und Köln, dass es mal wieder an der Zeit ist, doll zu sein. Dass sich wieder ein bunter Lindwurm durch die Dorfstraßen schlängeln konnte, ist ein Verdienst der Dorfgemeinschaft Zeitlofs (Feuerwehr und Sportverein), die die Tradition nach dem Corona-Desaster wieder aufleben ließ. An der Spitze als Zugorganisator und Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Zeitlofs der 1. Bürgermeister vom Markt Zeitlofs und 1. Kommandant der Feuerwehr Zeitlofs, Matthias Hauke, mit einem 18-köpfigen Organisationsteam aus beiden Vereinen.

Bürgermeister Hauke erklärte gegenüber KINZIG.NEWS, dass beim diesjährigen Umzug erstmals nur Fußgruppen und Kleinstfahrzeuge teilnehmen durften. Ein positiver Effekt war, dass man ohne die vielen großen Traktoren und Aggregate in der Vergangenheit auskam und sogar etwas zum Klimaschutz beitragen konnte. Die „letzte Generation Zeitlofs“, die am Zuganfang das sich auf die Straße kleben (mit harmlosen Pritt-Klebestiften und Lösen mit großem Gerät) persiflierte, war eine humorvolle „neue Generation des Faschings“. Hintergrund des menschlichen Umzuges war aber zum einen das finanzielle Risiko bei eventuell kurzfristiger Absage - durch höhere Corona-Zahlen oder Krieg. Das sollte laut Hauke so gering wie möglich gehalten werden, daher wurde der ganze Aufwand für den Umzug dieses Jahr um einiges gesenkt.

Aber auch die immer höheren Sicherheitsanforderungen und der daraus resultierende hohe Bedarf an Sicherheits- und Helferpersonal sei in der Kürze der Zeit nicht tragbar gewesen, betonte der Bürgermeister. Normalerweise werden die Umzüge bereits ab August geplant. „Aufgrund der schwierigen Lage haben wir uns erst im Dezember 2022 entschieden, einen Umzug zu veranstalten - mit dem kleineren Organisationsaufwand im Vergleich zu den bisherigen Veranstaltungen. In der Regel hatten wir in den vergangenen Jahren immer so 50-60 teilnehmende Gruppen mit cirka 1000 Teilnehmer, bei guten Wetterbedingen kamen dementsprechend auch bis zu 5000 Besucher in unseren knapp 600 Seelen-Ort,“ sagte Matthias Hauke. Trotz des geringeren Aufwands wurden wieder viele ehrenamtliche Stunden geopfert.

Der Sinntaler Faschingsumzug findet jährlich im Wechsel mit dem benachbarten hessischen Sinntal-Altengronau statt. Zuletzt fand dort der Umzug in 2020. Also bestand ein Nachholbedarf in Sachen Frohsinn – bei den mehr als 600 „wandernden“ Akteuren in 25 Zugnummern und den zahlreichen Besuchern, die die Straße säumten. Pünktlich um 14.04 Uhr bayerischer Ortszeit setzte sich der Gaudiwurm von der Baumallee (Rathaus) aus in Bewegung – bis zum Ziel am Gasthof „Fränkischer Hof“ am Marktplatz. Hier begrüßten als Moderatoren Altbürgermeister Wilhelm Friedrich (Zeitlofs) und die Altbürgermeisterin von Bad Brückenau, Brigitte Meyerdierks, die Zugteilnehmer und stellten sie vor, wie seit vielen Jahren (bis 2019 als aktive Bürgermeister).

Angeführt wurde der Umzug von der Gruppe „Sinntaler Faschingskleber“. Die „Aktivisten“ der Dorfgemeinschaft Zeitlofs GbR propagierten das Zugmotto: „Statt Waache und Gekrache, gehen wir zu Fuß und werfe Sache. Wir kleben uns fest, so kommen keine Wägen mehr voran, denn Klimaschutz steht jetzt auch bei uns Jecken vorne an.“ Direkt vom Kreuzberg zurück kamen – zumindest nach dem Nummernmotto und ihrem Outfit – die Gymnastikgruppe Zeitlofs. Die Zeitlofser Herzen stellten dann die „nette Nachbarn“ - Faschingsfreunde Herold dar. Die Jugend der Dorfgemeinschaft Zeitlofs hatte sich als Motto „Zeitlofs unter Wasser“ ausgewählt. Die Burgratzen aus Schwarzenfels waren wirkliche urige „Highländer aus den Bergen Sinntals“. Als einzige Musikgruppe beim Faschingsumzug spielten die Georgie Bläser aus Bad Brückenau entsprechende Stimmungs- und Marschmusik.

Aus der Bergwinkelstadt Schlüchtern machte der Carnevalclub „Die Spätzünder“ einen Ausflug ins Ausland und präsentierte dessen schönste Männer (Elferrat) und schönsten Gardistinnen, die „Knallfunken“. Schon viele Jahre ist das Männerballett „Icke und die 6 lustigen 8“ beim Umzug in Zeitlofs dabei. Ihr mitgeschlepptes Flugzeug wird altersbedingt zukünftig am Boden bleiben müssen. Tierisches von den Faschingsfreunden Eckarts waren die „Partyanimals“. Stark vertreten war wieder der Wallrother Carnevalsclub „Die Wellblooe“. Den Auftritt im Fränkischen nutzten die Narren aus dem Schlüchterner Stadtteil, um für den Sommerfasching zu werben, den man aus Anlass des 25-jährigen Vereinsbestehens vom 23. bis 25. Juni – unter anderem auch mit einem Sommerfaschingsumzug – durchführt. Angsteinflößende „Vambiere“ entsandte der Faschingsclub Neuengronau. Eine Einzelnummer hatte Mark Deuker unter dem Motto „Energiewende jetzt – 10 H muss weg!“ kreiert. Die „Dauerbrenner“ sind traditionell beim Umzug dabei. Diesmal unter dem Motto: „Heute sind die Gardemuttis und Dauerbrenner nicht auf Hawaii, sondern hier im Zug dabei.“

Stark vertreten beim Sinntaler Faschingsumzug war die 1. Karnevalsgesellschaft Bad Brückenau. Mit der Garde „Rote Funken“, der Tanzgruppe „Teenies“, der Prinzengarde, dem Elferrat und Prinz Uwe I., Herr über Strom und Licht vom hanseatischen Haus (Prinzessin Kathrin I., kreative Dekofee von der Rhöner Luft ist leider erkrankt). Die Alegrüner Fosenöchter, quasi das Pendant zum Zeitlofser Faschingsumzug, konnten diesmal nicht mit ihrem gigantischen Piratenschiff „Unsin(n)kbar“ in Zeitlofs anlegen, deshalb waren die Sinnpiraten, die Herrscher auf der Sinn vom Kreuzberg bis Gemünden, zu Fuß auf der Suche nach ihrem Schiff. Übrigens: am 3. Februar 2024 findet der nächste Sinntaler Faschingsumzug in Altengronau statt. Die Spielgemeinschaft Sinngrund, ein Zusammenschluss der 1. Mannschaften aus Altengronau, Jossa, Obersinn und Mittelsinn, trug als Fußgruppen-Elf historische Trikots der Vereine. Eine galaktische Showtanzgruppe der SG Jossa beteiligte sich am Umzug unter dem Motto: „Weltraum – Space Party“. Vom TSV Oberzell war die Showtanzgruppe „Zell’s Angels“ unter dem Motto „Harry Potter“ in Zeitlofs dabei. „Karneval der Tiere“ war das Motto der Faschingsgruppe Obersinn – mit entsprechender Kostümierung. Eine Werbe-Nummer hatte sich die Jugendfeuerwehr Züntersbach ausgedacht und lief entsprechend gedresst unter dem Motto mit: „Engelbert Strauss – Die Designerkleidung der Dorfjugend“. Das „Zug-Ente“ war der „Grombühl-Express“.

Ein Dank galt allen Teilnehmern, Helfern, Unterstützern und Besuchern. Eingeladen wurde für den nächsten Faschingsumzug in Zeitlofs am 23. Februar 2025. Bis dorthin ist noch lange Zeit. Erstmal wurde 2023 in der Ortsmitte von Zeitlofs richtig open-air gefeiert. Für das leibliche Wohl war durch GbR-Mitglieder, den Wirt des fränkischen Hofs, die Metzgerei Böhm aus Breunings sowie eine Pizzabäckerin aus Bischofsheim in der Rhön bestens gesorgt - ob mit Kalt- und Heißgetränken, Bratwurst, Currywurst, Pommes, Leberkäse oder Pizzen.

Klickt Euch durch die ersten Bilder von KINZIG.NEWS-Fotograf Walter Dörr. Im zweiten Teil geht es weiter mit einer XXL-Bilderserie.

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