Drei Jahre nach dem Attentat von Hanau: Eine Stadt ist in tiefer Trauer

Sonntag, 19.02.2023
HANAU - Vor genau drei Jahren - am 19. Februar 2020 - erschoss der 43-jährige Tobias R. aus rassistischen Gründen in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln. Das Attentat sorgte weltweit für Entsetzen. Die Opfer heißen Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saracoglu, Ferhat Unver und Kaloyan Velkov.
Der Abend des 19. Februar 2020
Am Abend des 19. Februar fallen gegen 22 Uhr die ersten Schüsse in der Shisha-Bar „Midnight“ am Hanauer Heumarkt. Danach fährt der 43-jährige Attentäter in den Stadtteil Kesselstadt, wo er in einer weiteren Bar und einem Kiosk um sich schießt. Mehrere Menschen werden bei dem Attentat verletzt, neun Menschen getötet. Nach der Tat fährt R. in sein Wohnhaus, wo er auch seine Mutter erschießt und danach sich selbst das Leben nimmt.
Hanau ist am Sonntag in tiefer Trauer: Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) laden im Namen der Stadt Hanau und des Landes Hessen zu einer öffentlichen Gedenkstunde ein. „Zur Erinnerung an die Opfer und aus Respekt vor ihren Angehörigen werden wir diesen Tag niemals vergessen. Der 19. Februar steht auch für die Mahnung an alle Menschen, im Kampf gegen Rassismus, Hass, Gewalt und Hetze zusammenzustehen“, erklären Kaminsky und Rhein.
Um 11.30 Uhr werden auf dem Hanauer Marktplatz Angehörige der Opfer und Oberbürgermeister Kaminsky sprechen. Erstmals findet seit Beginn der Corona-Pandemie eine öffentliche Gedenkstunde zum Jahrestag in Hanau statt. Im vergangenen Jahr gedachten wegen der geltenden Regeln rund 100 Gäste auf dem Hauptfriedhof. „Für die Angehörigen ist es ein besonderer und ein besonders trauriger Tag. Die Hanauer Stadtgesellschaft wird ihnen zeigen: Wir vergessen nicht, wir stehen zusammen – und dieses Zeichen geht von unserer Stadt hinaus ins Land“, so Oberbürgermeister Kaminsky.
„Der 19. Februar ist der schrecklichste Tag in Friedenszeiten in Hanau. Der Anschlag traf uns alle und wir sind alle aufgefordert, für Toleranz und Menschenwürde aufzustehen. Rechte Hetze, Hass und Gewalt haben in Hanau keinen Platz, sie dürfen nirgends Raum haben.“
Neben den Angehörigen der Opfer werden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Religion, Wirtschaft und Gesellschaft an der Gedenkstunde auf dem Hanauer Marktplatz teilnehmen, zu der auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eingeladen ist.
Erinnern in Hanau
Die offizielle und öffentliche Gedenkstunde der Stadt Hanau und des Landes Hessen auf dem Marktplatz ist nicht die einzige Veranstaltung, die an die Opfer des Anschlags erinnert. Gegen 21.30 Uhr lädt die „Initiative 19. Februar“ wieder zu gemeinsamem Gedenken an den beiden Tatorten, Heumarkt und Kurt-Schumacher-Platz, ein.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, hält beim zentralen Gottesdienst (10 Uhr) in der Marienkirche die Predigt. Die Kirchengemeinde Kesselstadt lädt unter dem Motto „In Erinnerung die Zukunft gestalten“ zu einem Gottesdienst (10.30 bis 11.15 Uhr) in die Friedenskirche ein. Die Katholische Kirche Hanaus gedenkt in den Gottesdiensten in den beiden Kirchen in der Nähe der jeweiligen Anschlagsorte: Mariae Namen um 10.45 Uhr und 18 Uhr und in St. Elisabeth um 8 Uhr und um 10.30 Uhr. Beide Kirchen bleiben tagsüber zum stillen Gedenken mit einer Trauerkerze mit den Namen der Opfer für die Gläubigen geöffnet.
Zudem lädt ein lokales Bündnis um 16 Uhr zu einer regionalen Kundgebung auf den Hanauer Marktplatz mit anschließender Demonstration ein.
KINZIG.NEWS berichtet später ausführlich. (sh)

Bewegende Gedenkstunde zum Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags
Say their Names. Die Namen der Opfer nie vergessen...