Klare Worte auf Gedenkfeier zum Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags

Montag, 20.02.2023
HANAU - Say their Names. Die Namen der Opfer nie vergessen: In einer würdevoll gestalteten Gedenkstunde haben Angehörige, Freunde und Weggefährten, Vertreter von Religionsgemeinschaften sowie Honoratioren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Hanauer Marktplatz den Opfern des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau gedacht.
Unter ihnen: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), die zuvor auf dem Hauptfriedhof Blumengestecke für die Ermordeten niedergelegt hatten.
Am 19. Februar 2020 hatte der 43 Jahre alte Täter Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Die Opfer heißen Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saracoglu, Ferhat Unver und Kaloyan Velkov. Später tötete Tobias R. auch seine Mutter und sich selbst.
"Für Toleranz und Menschenwürde aufstehen"
"Der 19. Februar ist der schrecklichste Tag in Friedenszeiten in Hanau. Der Anschlag traf uns alle und wir sind alle aufgefordert, für Toleranz und Menschenwürde aufzustehen", sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky, der zum Kampf gegen Rassismus aufruft: "Rechte Hetze, Hass und Gewalt haben in Hanau keinen Platz; sie dürfen nirgends Raum haben."
Die Demokratie müsse "endlich ihr wehrhaftes Antlitz zeigen - und zwar konkret und erfahrbar". Der OB weiter: "Wir sagen allen Rassisten, allen Antidemokraten, ja allen, die mit ihren Parolen unser Land vergiften wollen: 'Wir sind mehr! Und wir sind stärker als Euer Hass!'"
Cetin
Gültekin, dessen Bruder Gökhan bei dem Anschlag getötet wurde: "Ich
denke, wir haben unsere Versprechen gehalten: Eure Namen sind nicht
vergessen. Im Gegenteil: Eure Namen stehen für den Widerstand gegen den
Rassismus."
"Es gibt kein Vergessen"
Ministerpräsident Boris Rhein und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir: "Es gibt kein Vergessen. Was heute vor drei Jahren in Hanau passiert ist, ist bis heute unfassbar. Es ist – und bleibt für immer - grausam. Und deshalb wird und kann es niemals ein Vergessen geben: nicht bei den Angehörigen und nicht bei uns."
Gemeinsam müsse "alles in unserer Macht Stehende" dafür getan werden, damit sich so eine furchtbare Tat nicht wiederhole. "Nicht in Hanau und nirgendwo sonst: Nicht Hautfarbe, Haarfarbe oder Herkunft, sondern Respekt, Toleranz und Menschlichkeit müssen das Zusammenleben in unserer Gesellschaft bestimmen. Das ist die Botschaft, die wir jeden Tag und so laut es nur geht aussprechen müssen."
Nicht nur in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis, sondern landes- und bundesweit haben am Sonntag Menschen an die Opfer des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau erinnert: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saracoglu, Ferhat Unver und Kaloyan Velkov sind ihre Namen. (sh)