Der Zug hat keine (Wetter-)Bremse

Fantastischer Umzug am Faschingssonntag in Schlüchtern

Ein fantastischer Umzug am Faschingssonntag in Schlüchtern. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 20.02.2023
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Im Osten was Neues. Nein, nicht so weit. Der Schwellkopp dort hat sich leider noch nicht geändert. Vielmehr im Osten des Main-Kinzig-Kreises, genau in der Bergwinkelstadt Schlüchtern, gab es am Fastnachtssonntag wieder einen Faschingsumzug. Unter der Regie des Schlüchterner Carneval Clubs „Die Spätzünder“ (SCC) wagte man nach zwei Corona-Jahren "ein Wieder und Weiter so".

Das Langzeitgedächtnis der Narrenschar hat glücklicherweise in der Nix-zu-tun-Zeit nicht gelitten, denn sie können noch Faschingszug. Aufgestellt wurde der Zug wieder im Bereich der Alten Bahnhofstraße/Höbäckerweg. Aufgrund der zahlreichen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen für die „Neue Mitte Schlüchterns“ schlängelte der kunterbunte Lindwurm auch auf neuen Wegen. Der Rathausplatz war in diesem Jahr tabu. Pünktlich um 14.01 Uhr setzten sich die 643 Teilnehmer in 29 Fußgruppen mit 19 Motivwagen in Bewegung. Angeführt von der Stadtkapelle Schlüchtern.

Tausende buntkostümierter Narren am Wegesrand

Klickt Euch durch die XXL-Fotostecke von Walter Dörr.
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Sie blies der versammelten Narrenwelt gehörig schön anhörbar den Marsch. Über die Straße „Unter den Linden“ – nicht nur Berlin hat so eine weltstädtische Allee - ging es weiter durch die Lotichiusstraße, an der tegut-Markt-Kreuzung bog man rechts ab in die Breitenbacher Straße, um dann Schlüchterns Prachtmeile „Obertorstraße“ hinab zum historischen Rathaus zu ziehen, bevor der Zug nur noch einen finalen Rechtsschlenker bis zur Stadthalle meistern musste, wo sich der Zug wieder auflöste. Verlaufen konnten sich die Umzugsteilnehmer nicht, denn der Zugverlauf war von Tausenden buntkostümierter Närrinnen und Narrhalesen gesäumt.

Während die Gruppen der „Generation 5. Jahreszeit“ auf ihrem Rundkurs durch die baulich dokumentierte mindestens 1030jährige Geschichte  (genau kann man sich im Rathaus nicht mehr erinnern) geführt wurden - vom ehemaligen Benediktiner-Kloster und Ulrich-von-Hutten-Gymnasium über das Lauter’sche Schlösschen bis hin zur Riedbach-Philharmonie und der neuen Sparkasse - , stellten in zwei Sprecherwagen (Ecke Unter den Linden/Obertorstraße (Rathaus) und Poststraße/Obertorstraße (Sparkasse) Harald Fuhrmann, Björn Urbach, Ralf Hoffmann & Co aber ohne den immer noch erkrankten Dietmar Keidel die Zugteilnehmer vor.

Angeführt wurde die Zugfolge von den angeblich schönsten und wichtigsten Honoratioren Schlüchterns, dem Club der Präsidenten, sozusagen eine Selbsthilfegruppe ehemaliger Kalte-Moats-RegentenInnen. Sie thematisierten den Schilderwald Schlüchtern. Keine Sightseeing-Tour in die Innenstadt sondern mit einer großen Vogelschar war der Wanderverein „Die Spechte“ aus Hohenzell dabei und die Mädels von Ruean Thai Massage & Spa aus Schlüchtern warben in kostbaren exotischen Kleidungsstücken für Streckpositionen, Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckmassagen. Quasi für die Zeit nach Fasching.

Piratenschiff "Unsin(n)kbar"


Gigantische 15 Meter lang war das Piratenschiff „Unsin(n)kbar“ der Alegrüner Fosenöchter, mit dem sie ihre Herrschaft auf der Sinn vom Kreuzberg bis Gemünden untermauerten. Die jüngsten Marborner Tänzerinnen, die Sternengarde, machte mit und auch den Abiturjahrgang 2023 des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums erreichte den harten Arbeitsalltag „Fastnachtsumzug“. Sicherlich eine wichtige Erfahrung fürs Leben. Eine Augenweide wie immer der Auftritt der Schlüchterner Blumengalerie von Andrea Deger. Mexikanisch gekleidet die Menschen und Kakteen auf den Motivwagen.

Die Dorfgemeinschaft Zeitlofs, das ist praktisch die Feuerwehr und der Sportverein in der fränkischen Markt-Gemeinde, die kürzlich den 14. Sinntaler Faschingsumzug aufgrund der behördlichen Vorgaben ohne Motivwagen und nur mit Fußgruppen veranstaltet hat, konnte jetzt in Hessen ihren Festwagen „Unterwasserwelten“ und 25 Akteure präsentieren. Stark vertreten aus dem bayerischen Staatsbad war auch die 1. Große Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft mit Garden, Elferrat und den Tollitäten Prinz Uwe I., Herr über Strom und Licht vom hanseatischen Haus und Prinzessin Kathrin I., kreative Dekofee von der Rhöner Luft. Dann folgte der Hobby-Freizeit-Sportverein Obsthalle Elm (HFSV). Nein, nicht mit Kirschkern-Weitspucken, sondern mit „König der Löwen“.

Mit mehr als 120 Personen und neun Programmpunkten stellte der Schlüchterner Carnevals-Club „Die Spätzünder“ natürlich den größten Teil des Faschingsumzuges. Von den Tanzgruppen „Konfettis“, „Glühwürmchen“, „Knallfünkchen“, „Rasselbande“ und “Zündfunken“ über die Traut-Euch-Sänger, Clowns, den „Peinlichen Eltern“ bis zum Elferrat reichte das Angebot. Von der SG Sterbfritz war „Icke und die 6 lustigen 8“ beim Umzug dabei. Mit dabei auch ihr Flugzeug, das altersbedingt auf einen Transporter gepackt war und zukünftig am Boden bleiben muss.

Die Niederzeller Füchse der dortigen Vereinsgemeinschaft waren in Schlüchtern, die Kloburschen, ein Stammtisch mit Sitz seit 1989 in der Schlüchterner Kultgaststätte Lasch, Partymädels, die fesche Gymnastikabteilung des Eisenbahner-Sportvereins Elm und der Breitenbacher Bloo waren weitere Gruppen, die dann den Zug bereicherten, bevor rund fünfzig Narren des Turnvereins Sterbfritz unter der Regentschaft von „Prinzessin Michaela I., im Sterbfritzer Rathaus bekannt, reitet zu Pferd durchs Sinntaler Land“ und „Kinderprinzessin Samira I., närrischer Fuchs in unserer Reih, beim Tanzen immer ganz vorn dabei“ mit Garden und Fußgruppen den Partyzug rockten.

"Wir sind die Guten"


Die ARGE Mottgers warb mit „Gemischtem Hack und natürlich Senf“ für ihr 1.100-jähriges Dorfjubiläum, das am 27. und 28. Mai (Pfingsten) in der Sinntalgemeinde groß gefeiert wird. Der Herolzer Bloo stand ebenfalls auf der Teilnehmerliste, wie die angsteinflößenden „Vambiere“ des Faschingsclubs Neuengronau. Das Zugende bildete der Wallröther Carnevalsclub „Die Wellblooe“. Aus dem Stadtteil „hinterm Distelrasen aber ansonsten vorn dran“ waren mehr als fünfzig Aktive mit sechs Fußgruppen (Garden/Showtanz) und zwei Fest-Wagen dabei. Mit ihrer Konfettikanone verwandelten sie die Schlüchterner Innenstadt in eine Winterlandschaft. Auch die Wallrother Narren warben für ein Vereinsjubiläum, ihr 25-Jähriges, das vom 23. bis 25. Juni – und auch mit einem Sommerfaschingsumzug - gefeiert wird.

Eine ausgelassene Umzugs-Party stieg nach Zugende in und an der Stadthalle. Wenn die Faschingszugsteilnehmer - die närrischen Untertanen vom Schlüchterner Abbruch- und Aufbau-Bürgermeister Matthias Möller oder aus den Randgemeinden, in denen der „Ritz-am-Ba“-Narrhallamarsch und der obligatorisch dreifache Bum-Bäh-Tusch noch immer verstummt ist (Steinau)-, ihren diesjährigen Faschingsumzug bewerten sollten, können sie sich getrost den überall hängenden Werbeplakaten der Breitband Main-Kinzig bedienen, auf denen steht: „Wir sind die Guten“.

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