"Furchterregende Gestalten"

Strohbär-Tradition wird am Fastnachtsdienstag in Mottgers hochgehalten

Am Fastnachtsdienstag zogen furchterregende Gestalten durch die Sinntal-Gemeinde. - Fotos: Walter Dörr


Mittwoch, 22.02.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Eigentlich soll mit der Tradition der Winter ausgetrieben werden....

Bei gut zehn Grad plus kam die vermummte Mottgerser Dorfjugend aber etwas zu spät. Dennoch wird die Tradition aufrechterhalten und am Fastnachtsdienstag zogen furchterregende Gestalten durch die Sinntal-Gemeinde.

Vor dem Hintergrund, dass Mottgers in diesem Jahr 1.100 Jahre alt ist und deshalb am 27. und 28. Mai (Pfingsten) groß feiert, hätte die Gruppe zwar etwas größer sein können, aber wie es so ist, gehen Schule, Arbeit und Krankheit vor. Schon vor 7 Uhr früh versammelte sich die illustre Truppe in der Hainmühle zum Ankleiden. Vor allem das Strohbär-Kostüm war sehr arbeitsaufwendig.

Joel Nietgen, der 2022 „im Amt des Strohbären“ auf seinen langjährigen Vorgänger Hendik Müller folgte, ließ sich mit Büschel von langhalmigem Stroh einwickeln. Fast komplett – nur noch die beiden Füße und ein wenig Kopf schauten raus.

Am Fastnachtsdienstag zogen furchterregende Gestalten durch die Sinntal-Gemeinde.
Am Fastnachtsdienstag zogen furchterregende Gestalten durch die Sinntal-Gemeinde.

Ein 30-Kilo-Kostüm


Rund 30 Kilogramm schwer ist das totale Öko-Kostüm, für das der „Hoar-Müller“ wieder das Stroh spendierte. Und weil man mit so einem gewichten Outfit nicht mehr laufen kann, legte man den Strohbär einfach auf einen über 120 Jahre alten Bollerwagen mit Eisenbereifung von „Herches“. Zwei Mann zogen den Strohbär durch alle Straßen von Mottgers – gut neun Kilometer weit.

Bei ihrem Trip von Haus zu Haus erhielt die Truppe Naturalien geschenkt, wie Wurst oder Eier – manche löhnten auch mit Barem. Jedenfalls gab es viele aufwärmende Getränke. Strohbär Joel Nietgen beklagte sich übrigens, dass es ihm in dem Stroh sehr warm sei. Da kommt einem im Zeitalter des Energiesparens doch die Idee, dass man in einem Strohkleid zuhause auch die Heizung auslassen könnte.

Energiesparen mit Tradition


Hoffentlich findet aber Minister Habeck diesen visionären Vorschlag aus der Tradition heraus geboren nicht gut. Die Mottgerser Strohbär-Gruppe wurde wieder von der Bäckerei Müller und der Metzgerei Martin mit Marschverpflegung versorgt. Während die Mottgerser den Strohbären gerne empfingen, reagierten auf der Straße forsch angehaltene Autofahrer eher genervt.

Traditionell besucht der Strohbär die Schüler der Grundschule an der Sinn – diesmal blieb die Schule aber wegen des beweglichen Feiertages zu. Einen Haufen Stroh hinterließ man vor der Tür als Gruß. Bis zum Chef des Knaus-Tabbert-Werkes wurde man ebenfalls leider nicht durchgelassen. Bei optimalem Wetter und lautstarken Karnevalliedern von hr4 machte der Gang durch Mottgers Spaß. Wichtig ist den Akteuren im Alter von 15 bis 31 Jahren, dass die Tradition aufrechterhalten bleibt. So war auch nur eine Corona-Pause in 2021 – fast, denn da hatte man zum Gedenken nur eine Puppe auf dem Dorfplatz aufgestellt.

Bis gegen 14 Uhr dauerte die Strohbär-Tour im Jubiläumsjahr 2023. Dann ging das Fastnachtsfeiern in der Hasenhalle weiter. Schon am kommenden Samstag steht die nächste Fete in Mottgers an, denn da entzündet um 18 Uhr die Feuerwehr nahe dem Dorfgemeinschaftshaus das Hutzelfeuer. Ganz groß gefeiert mit vielen Gästen wird an Pfingsten – das 1.100-jährige Dorfjubiläum.

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