Sie wollte sich in der Schweiz umbringen

56-Jährige bricht in Tränen aus: Sie soll das Hofgut Kaltenborn angezündet haben

Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger - Fotos: Moritz Pappert


Samstag, 25.02.2023
von MORITZ PAPPERT

HANAU/ GELNHAUSEN - Prozessauftakt vor dem Landgericht Hanau: Einer 56-jährigen Frau wird vorgeworfen, das Hofgut Kaltenborn in Gelnhausen in Brand gesetzt zu haben. Die Bilder vom August 2022 erschütterten die Region (hier mehr zum Thema). Es blieben nur noch Schutt, Asche und wenige Überreste des Gebäudes übrig. Die ehemalige Bewohnerin, die über 15 Jahre in dem Haus gewohnt hat, wird wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, das Gebäude in Brand gesetzt zu haben, mit dem Wissen, dass dort noch Menschen im Haus sind. Beim Prozessauftakt am Freitag zeigt sich die Frau geständig. Laut ihrem Anwalt will sie die Verantwortung übernehmen, aber sie habe wohl große Erinnerungslücken. Diese Lücken zeigen sich tatsächlich auch bei der Befragung später und sind oft genau dort, wenn es brisant wird. Etwa bei der Frage, wie genau das Feuer ausgebrochen ist oder ob sie vorher nachgesehen hat, ob noch Menschen im Haus sind.

Wie die Frau selbst sagt, arbeitet sie schon ihr ganzes Leben als Reitlehrerin. Sie erzählt von ihrer Liebe zu Tieren, besonders zu Pferden und Hunden und dass sie gerne in der Natur ist. Immer wieder bricht die Frau in Tränen aus, etwa als es darum geht, dass viele Pferdebesitzer ihre Tiere nur als Sportgerät halten würden. "Dagegen habe ich immer gekämpft, das hat mich kaputt gemacht", sagt sie. 

Alkohol und psychische Probleme

In den letzten Jahren litt sie nach eigenen Aussagen unter körperlichen und besonders psychischen Problemen. Später kam dann auch eine Alkoholabhängigkeit dazu. "Es gab Momente, in denen ich keine Kraft mehr hatte. Wenn ich dann wieder Kraft hatte, bin ich direkt arbeiten gegangen." Zwei Corona-Erkrankungen sollen sie dann aus der Bahn geworfen haben. "Irgendwann konnte ich nicht mehr", sagt sie und weint.

Es folgten Suizidgedanken und Recherchen darüber im Internet. Sie soll den Entschluss gefasst haben, sich in der Schweiz selbst zu töten. "Ich wollte dort einen friedlichen Ort finden", sagt die 56-Jährige. Was dann konkret am Tatabend, den 14. August, vorgefallen ist, daran könne sie sich nicht mehr richtig erinnern. Sie habe zwei Flaschen Wein getrunken und sei dann eingeschlafen. In der Nacht sei sie dann in Richtung Schweiz aufgebrochen. Vom Brand soll sie nichts mitbekommen haben. 

Laut dem vorsitzenden Richter, soll sie wenige Tage vorher "Spiritus vs. Benzin", "Strafe Brandstiftung", "Wie schnell ist die Feuerwehr da" und ähnliche Dinge gegoogelt haben. Ihre Erklärung: Ihr sollen diese Suchergebnisse bei der Suche nach Suizid-Möglichkeiten angezeigt worden sein. Genau erklären kann sie die Suchanfragen aber nicht. "Ich finde es furchtbar, was passiert ist", sagt sie.

Der Prozess wird fortgesetzt. Es folgen noch mindestens acht Verhandlungstermine. Das Urteil wird Ende April erwartet. 

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