Rasthof Schlüchtern: Ehepaar Kramer hört nach 27 Jahren auf
Dienstag, 28.02.2023
von ULRICH SCHWIND
SCHLÜCHTERN - Gudrun und Rudi Kramer hören nach fast 27 Jahren als Pächter des „Rasthofs Schlüchtern“ an der Abfahrt Schlüchtern-Nord der Autobahn 66 auf. Nachfolger wird ab 1. März Rainer Wohlhöfner, gebürtiger Bamberger, der in der Nähe von Leipzig wohnt.
„Wir haben einen gefunden, der es wirklich kann“, betont Rudi Kramer, der rund drei Jahre nach einem geeigneten Nachfolger gesucht hat und in dem 54-Jährigen fündig wurde. Der Familienvater ist bundesweit bereits Betreiber von mehreren Autohöfen. Unter dem Dachnamen „Mayr´s Wirtshaus“ will er den Gastronomiebetrieb möglichst reibungslos oberhalb der Bergwinkelstadt übernehmen und weiterhin gutbürgerliche Küche anbieten.
Mitarbeiter werden übernommen
Grundvoraussetzung dafür ist die komplette Übernahme der rund zwei Dutzend fest angestellten sowie aushelfenden Mitarbeiter, denen die Kramers so viel zu verdanken haben. Es sei ein familiäres Miteinander in all den Jahren gewesen, betont das Ehepaar. Die Angestellten hätten sehr selbstständig vieles alleine geregelt. Und die meisten sind schon sehr lange dabei. Küchenchef Michael Berthold beispielsweise vom ersten Tag an, nur unwesentlich kürzer die Kollegen Torsten Manusch und Silvia Alt. Das bewährte Team ist ein Grund für Wohlhöfner, gerade hier in Schlüchtern einzusteigen. Denn Rasthöfe würden ihm derzeit sehr viele zur Übernahme angeboten.
Im April 1996 war die Anlage in Schlüchtern neu gebaut und eröffnet worden - vom ersten Tag an unter der Regie von Gudrun und Rudi Kramer. 2004 folgte eine Erweiterung um das Café „Route 66“ und eine Spielhalle. Letztere wird künftig weiterhin von Dieter Lauer betrieben. Die Kramers, beide mittlerweile über 70, wollen es nun etwas ruhiger angehen lassen und ein bisschen mehr Privatleben genießen. In einer Übergangszeit werden sie aber weiterhin dem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und natürlich sind sie auch künftig im Stammsitz, dem Wallrother Landgasthof Druschel, in Aktion.
"Der Abschied fällt uns dennoch schwer"
Und doch
fällt der Abschied nach so langer Zeit schwer, bekennt Rudi Kramer
offen. Mitarbeiter und Stammgäste seien im Laufe der Zeit ans Herz
gewachsen. Und da gibt es in 27 Jahren einige Geschichten, auf die man
freudig zurückblickt, beispielsweise die Open-Air-Konzerte und das
Public Viewing im eigens eingerichteten Weltmeisterschafts-Biergarten.
Natürlich kehrten immer mal auch Berühmtheiten im Rasthof Schlüchtern
ein, beispielsweise Schauspieler Mario Adorf, Komiker Michael
Mittermeier und Mundharmonika-Spieler Michael Hirte ließen es sich schon
am Distelrasen schmecken.
Doch trotz aller Erinnerungen sei es
nun an der Zeit, das Baby „Rasthof“ in neue, jüngere Hände zu legen,
damit Platz für frischen Wind und neue Ideen ist, zeigt sich Kramer
überzeugt. Deswegen sei es eine „Herzenssache“ gewesen, den Betrieb an
einen qualifizierten Nachfolger zu übergeben.
Rainer Wohlhöfner
hat natürlich auch solche frischen Ideen parat, doch in erster Linie ist
ihm Kontinuität wichtig. Dieser Autohof unterscheide sich von der
Struktur entscheidend von allen anderen in seinem Besitz, weil dieser
sehr stark regional eingebunden sei und hier die meisten Kunden aus dem
direkten Umfeld kämen. Während andernorts Reisende und Geschäftsleute
das Gros ausmachten, seien es hier Familienfeiern, Tagungen örtlicher
Unternehmen, Vereinstreffen, Catering für Kindergärten und Schulen sowie
für Feste. Deswegen werden auch alle bestehenden Buchungen komplett
übernommen. Ein großer Pluspunkt seien der behindertengerechte Zugang
und die separaten Tagungsräume.
Das bisherige Küchenkonzept hat
weiterhin Bestand: alle Speisen frisch zubereitet. Die Speisekarte wird
dem in seinen anderen Autohöfen angepasst und von Traditionsspeisen „wie
bei Mutti“ bestimmt, beispielweise Schnitzel aller Art, Haxen, Braten
und Rouladen. Dazu gibt es eine Tageskarte und saisonale Ergänzungen.
Rainer
Wohlhöfner ist bereits Betreiber von bundesweit sieben Autohöfen. Diese
sind: an der Autobahn A1 Holdorf und Bakum, an der A 9 Bad Dürrenberg
und Berg/Bad Steben, an der A 44 Diemelstadt und Breuna sowie an der
Bundesstraße 49 Merenberg. Bei diesen ist er sowohl Pächter von
Restaurant als auch Tankstelle. Schlüchtern ist die erste Anlage, wo er
zunächst nur die Lokalität betreibt. Anders als bei Rastanlagen muss man
zur Anfahrt der Autohöfe die Autobahn für ein kleines Stück verlassen.
Der Rasthof Schlüchtern hat täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet, das Café „Route 66“ von 17.30 bis 2 Uhr nachts sowie die Spielhalle von 10 bis 4 Uhr morgens.