Die Witterung ist schuld

Wiedereinstau der Kinzigtalsperre verzögert sich bis April oder Mai

Aktuell wird das einzige große Hochwasserschutzbauwerk für das Kinzigtal mit einer Vielzahl an hydraulischen und elektronischen Elementen überprüft und saniert. - Archivfoto: KN/Justin Möser


Dienstag, 28.02.2023

BAD SODEN-SALMÜNSTER - 550 Meter breit, dreieinhalb Kilometer lang und bis zu zwölf Meter hoch ist die Kinzigtalsperre bei Bad Soden-Salmünster/Ahl. Aktuell wird das einzige große Hochwasserschutzbauwerk für das Kinzigtal mit einer Vielzahl an hydraulischen und elektronischen Elementen überprüft und saniert.

„Dies sollte eigentlich Ende November abgeschlossen sein, verzögert sich jetzt aber leider witterungsbedingt“, sagt Holger Scheffler, Geschäftsführer des Wasserverbandes Kinzig. Im Rahmen eines weiteren Informationsgesprächs informierte er die Grüne Kreistagsfraktion über den aktuellen Stand der Arbeiten.

Seit Mitte 2022 liegt die Kinzigtalsperre so gut wie trocken. Hintergrund ist die alle zwanzig Jahre verpflichtende große Sicherheitsüberprüfung, bei der nach Ablassen des Wassers alle unter Wasser liegenden Elemente, unter anderem auch das Betonbauwerk mit den drei Wehrklappen, überprüft werden.

„Zunächst wurde die Kinzigtalsperre abgefischt, circa zwölf Tonnen Fische wurden unter fachmännischer Leitung umgesiedelt. Währenddessen wurde schrittweise das Wasser weiter abgelassen, bis die Kinzigtalsperre so gut wie trockengelegt war.“ Danach erfolgte eine Sediment-(Schlamm)prüfung und Beräumung, um die Begutachtung der betonierten Einlaufbereiche sicherzustellen. Bei der anschließenden Begutachtung der sonst überstauten Betonelemente, die das Wasser bis zu max. zwölf Meter hoch stauen, wurden größere Schäden als bisher angenommen, festgestellt. 

„Ab Ende November mussten die Arbeiten am Betonbauwerk, durch Frost und vermehrte Hochwasserereignisse, pausieren“, erklärt der Geschäftsführer des Wasserverbandes. „Sobald die jahreszeitlich bedingten großen Zuflüsse durch Hochwasser nicht mehr in die Kinzigtalsperre einlaufen, können die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Dies wird voraussichtlich erst im Frühjahr möglich sein und je nach Witterung, dann im April oder Mai, zum Abschluss gebracht werden. Anschließend wird die Kinzigtalsperre wieder mit Wasser eingestaut.“ Scheffler betont aber, „dass trotz aller großen Sanierungsarbeiten der Hochwasserschutz für die Kinzigunterlieger jeder Zeit sichergestellt ist, alle Elemente funktionieren tadellos.“

"Zukunftsweisender Hochwasserschutz"


Zusätzlich zu den Arbeiten der vertieften Sicherheitsüberprüfung an der Talsperre werden auch die Bauwerke auf dem Betriebsgelände auf den neusten Stand der Technik gebracht: „Wir errichten dort eine neue und vor allem eine moderne Leitstelle. Bei Hochwasserereignissen ist die Leitstelle immer rund um die Uhr besetzt, um innerhalb von Sekunden reagieren zu können. Immerhin sind bei der Kinzigtalsperre Regelwasserabgaben von rund 40 Kubikmeter pro Sekunde, also die Menge eines kleinen Schwimmbads, bei Hochwasser normal“. Der Zufluss zur Talsperre kann dabei ein Vielfaches betragen, wird aber zurückgestaut um das Kinzigtal vor Schaden zu bewahren.

Für einen zukunftsweisenden Hochwasserschutz im Zeichen des Klimawandels reichen aber die Kapazitäten unserer Kinzigtalsperre nicht mehr aus. Aktuell fehlen noch drei Rückhaltebecken, die seit Jahren geplant werden, aber noch nicht umgesetzt wurden: „Wir brauchen hier eine schnellere Umsetzung der Vorhaben. Sehr wichtig wäre ein Rückhaltebecken an der Salz, das im Zusammenspiel mit der Kinzigtalsperre den Wasserstand z.B. in Gelnhausen erheblich reduzieren und damit Hochwasserereignisse entscheidend abmildern könnte. Das wird vor allem bei plötzlich einsetzenden Starkregenereignissen, mit entweder gefrorenen oder trockenen Böden, für die Unterlieger der Kinzig benötigt. Hier kommt unser bestehender Hochwasserschutz im Main-Kinzig-Kreis spürbar an seine Grenzen.“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion, Reiner Bousonville bekräftigt die Forderung und betont: „Wir brauchen klare Impulse und schnellere Umsetzungen, um den Hochwasserschutz im Kreis zu verbessern. Ein Fördertopf für Kommunen, um selbst aktiv zu werden, wurde leider im Zuge der Haushaltsdebatte von der Großen Koalition im Kreis abgelehnt.“ Die Kreistagsfraktion bleibe hier am Ball und begleite das Thema Hochwasserschutz intensiv weiter: „Deswegen stehen wir im regelmäßigen Austausch mit dem Wasserverband Kinzig und unterstützen seine Forderung zum Bau der fehlenden Rückhaltebecken. Hochwasserschutz ist aber auch eine Gemeinschaftsaufgabe, die von vielen Faktoren abhängt. Dazu gehört auch die Reduzierung des Landverbrauchs und die Flächenversiegelung im Kreisgebiet.“

Bousonville abschließend: „Gleichzeitig muss uns bewusst sein, dass wir hier bald eine Lösung brauchen. Denn es ist davon auszugehen, dass Starkregenereignisse und Extremwetterlagen wie im Ahrtal aufgrund des Klimawandels immer weiter zunehmen werden.“ (red)

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