Bertram Lenz zum Synodalen Weg

Quo vadis katholische Kirche? In Frankfurt steht sehr viel auf dem Spiel

Die deutschen katholischen Bischöfe beim Gottesdienst zum Auftakt der traditionellen Herbstvollversammlung 2022 im Fuldaer Dom. Foto: O|N - Archiv / Martin Engel


Freitag, 10.03.2023
von BERTRAM LENZ

FRANKFURT / ROM - Wie geht es weiter mit der katholischen Kirche in Deutschland? Stehen die Signale auf Stillstand oder auf Erneuerung? Eine Prognose ist schwer zu treffen, denn ungelöst erscheint die Frage, welche Strömungen sich letztendlich beim "Synodalen Weg" durchsetzen können. Vom Donnerstagnachmittag bis Samstag kommen insgesamt gut 230 Bischöfe und Laienvertreter in Frankfurt/Main zum vorerst letzten Mal zusammen, um das Projekt abzuschließen, mit dem Reformen - eigentlich - auf den Weg (!) gebracht werden sollten.

Auslöser für den "Synodalen Weg" waren vor gut vier Jahren die zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gewesen. Wissenschaftler hatten immer wieder betont, dass es kirchliche Strukturen gebe, die Missbrauch begünstigten. Dazu gehörten etwa der extrem hierarchische Aufbau, die Machtkonzentration bei einigen (wenigen) Männern und die strukturelle Diskriminierung von Frauen. Mit dem "Synodalen Weg" hatte man diese Strukturen verändern und damit neuem Missbrauch vorbeugen wollen.

Der Zufall nun will es, dass das aktuelle Frankfurter Treffen überschattet wird von den vor Kurzem  vorgestellten Erkenntnissen der Missbrauchsstudie im Bistum Mainz. Damit wird heftig am "Denkmal" von Kardinal Karl Lehmann gekratzt, einst Oberhirte in Mainz und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Ihm und auch seinen Vorgängern im Amt werden schwere Versäumnisse und fehlende Verantwortungsübernahme vorgeworfen.

Kardinal Karl Lehmann 2015 bei einem Gottesdienst im Fuldaer Dom.  Foto: O|N - Archiv / Martin Engel

Kardinal Karl Lehmann 2015 bei einem Gottesdienst im Fuldaer Dom. Foto: O|N - Archiv / Martin Engel

"Schonungslose Offenheit und klarer Wille zur Veränderung"

Die Reaktionen derjenigen, die jetzt in Mainz das kirchliche Ruder in der Hand halten, zeigen auf, dass es eigentlich nur eine Chance gibt: schonungslose Offenheit und klarer Wille zur Veränderung. So hat Bischof Peter Kohlgraf von "tiefer Erschütterung" gesprochen, der katholischen Kirche ein systemisches Versagen attestiert und aus tiefster Überzeugung heraus beeindruckend betont: "Eine solche Kirche will ich nicht mehr." 

Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse am Ende in Frankfurt präsentiert werden. Denn es geht ja nicht nur um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, sondern auch um eine Segnung homosexueller Paare, eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, eine Öffnung des Zölibats und mehr Mitbestimmung von Laien. Über allem  schwebt die Frage, wie weit die einer Erneuerung aufgeschlossenen Bischöfe weiter einen Konflikt mit dem Vatikan riskieren wollen, der die genannten Reformvorschläge ablehnt. Oder ob sich Gegner wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki behaupten. Letztendlich müssen alle Beschlüsse der Synodalversammlung von den 67 deutschen Bischöfen mit einer Zweidrittelmehrheit bestätigt werden.

O|N-Redakteur Bertram Lenz beleuchtet das Treffen des "Synodalen Weges" in Frankfurt.  Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

O|N-Redakteur Bertram Lenz beleuchtet das Treffen des "Synodalen Weges" in Frankfurt. Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

Katholische Kirche hat nur eine Chance

Ich glaube, dass die katholische Kirche in Deutschland, der - ebenso wie der evangelischen Kirche - die Mitglieder in Scharen davon laufen, nur eine Chance hat: Selbstbewusste Veränderung, ohne sich dem Zeitgeist anbiedern zu wollen. Insofern hat Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber recht, der vor Kurzem von einer Bewährungsprobe gesprochen hatte. Frankfurt müsse die Glaubwürdigkeit der Bischöfe dahin gehend unterstreichen, wonach diese das wahrnehmen, was viele Engagierte in der Kirche bewegt.

Die Frage bleibt, ob die Bischöfe die (zerreißende) Spannung aushalten, den Weg freimachen und sich am Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, des Limburger Bischofs Georg Bätzing, orientieren: Der hatte zum Auftakt der Herbstvollversammlung 2022 in Fulda gesagt, der "Synodale Weg" sei auf Dauer gestellt und keine Eintagsfliege. 

Dieser Artikel ist zuerst bei unseren Kollegen von OSTHESSEN|NEWS erschienen.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing (rechts), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber zum Auftakt der Herbstvollversammlung 2022.  Foto: O|N - Archiv / Carina Jirsch

Der Limburger Bischof Georg Bätzing (rechts), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber zum Auftakt der Herbstvollversammlung 2022. Foto: O|N - Archiv / Carina Jirsch

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