40 Jahre Musikgeschichte gespielt

Bad Soden-Salmünster: Großes Jubiläumskonzert der Caravan Big Band

Großes Jubiläumskonzert der Caravan Big Band - Fotos: Walter Dörr


Montag, 13.03.2023
von WALTER DÖRR

BAD SODEN-SALMÜNSTER - Jazz, Swing, Tanzmusik, Rock und Pop spielen die Musikerinnen und Musiker der Caravan Big Band jetzt schon seit 40 Jahren mit Leidenschaft. Das Engagement der talentierten Caravaner/Innen ist nicht nur in errungenen Meisterschaften dokumentiert, man kann es einfach auch hören. So eindrucksvoll beim Jubiläumskonzert im vollbesetzten Bad Sodener Kulturtempel „Spessart FORUM“. 

Hierhin hatte man das Jahreskonzert verlegt als Referenz für das Bad, das dem Klangkörper schon einige Male seine Bühne für Kurkonzerte zur Verfügung gestellt hat. Als sich der rote Vorhang öffnete, erklang zunächst zaghaft ein Vibraphon, die anderen Akteure entwickelten Töne in den einzelnen Instrumenten und vereinigten sich zu Musik. „Sunday Morning“ war das fast sphärische Opening, mit dem einst die amerikanische Rockband „Maroon 5“ bekannt wurde. An Sonntagmorgen finden auch die Kurkonzerte in Bad Soden statt, so dass der Eröffnungstitel auch an einem Samstagabend passe, sagte Franz-Josef Schwade bei seiner Begrüßung. 

Der Bandleader im weinroten Samtjacket, mit dem er sich von dem ansonsten dezenten Musikerschwarz unterschied, hieß zunächst als Ehrengäste den Präsidenten des Hessischen Musikverbandes und Landtagsabgeordneter Christoph Degen, als einen alten Freund den örtlichen Kreisbeigeordneten des Main-Kinzig-Kreises Winfried Ottmann, sowie die Stadträte Reiner Andre´ (Bad Soden-Salmünster) und Heinz-Jürgen Heil (Schlüchtern) willkommen. Ein Gruß galt den Ehemaligen, die zum Jubiläum gekommen waren – aber nicht alle, denn in den vergangenen 40 Jahren spielten über 100 in den Reihen der Caravan Big Band, wie Schwade rechnete. Verglichen mit der üblichen Besetzungszahl habe man die Band vielmal runderneuern können. Nur einen habe man vergessen, nämlich ihn, der die Band 1983 gegründet hat und immer noch leitet. 

Der Keller des Hauses Schwade hat also viele MusikerInnen kommen und gehen sehn – und dazwischen schöne und Probentöne hören müssen. Die Solisten hätten ein breites Repertoire, so Schwade, das für die Caravan Big Band die unterschiedlichsten Auftrittsanlässe ermögliche. Den Blick richte man immer nach vorn. Vom ersten Auftritt auf der Hochzeit seiner Schwester Veronika im Sportlerheim Sterbfritz bis zu Konzerten im In- und Ausland mit über 1000 Besuchern. In einer „Bestandsaufnahme“ erinnerte Schwade daran, wer die Band in den vergangenen Jahrzehnten unterstützte, dass man vom Schwadekeller, in Weiperz bis seit einiger Zeit in der Stadtschule Schlüchtern probt, und stellte seine Bandmitglieder mit ihren Instrumenten vor. Superlativen keine Übertreibung. Und da sorgte eine Krankmeldung am Samstagmorgen nur für ein wenig Stress. 

Happy-Birthday-Ständchen

Aufgrund der freundschaftlichen Verbindungen konnte man kurzerhand Noah Schaub nach Sannerz holen, der Gitarrist des Landesjugendjazzorchesters, der in wenigen Stunden das komplette Konzertprogramm durcharbeitete und am Abend ganz normal hinter einem Caravan-Notenpult auf der Bühne saß. Auch hinter der Bühne sorgt ein verlässlicher Stab dafür, dass die Caravane immer läuft. Letztlich galt Schwades Frau Dank für das Verständnis für ihren verrückten Mann. Bevor nach langem Reden die Musik erklingen konnte, wurde von allen im Saal erst einmal das Ständchen „Happy Birthday“ angestimmt – als tonfeste Anheizer fungierten die Caravan-Sängerinnen Lena Steffan, Verena Dietz, Kathrin Henrich und Sänger David Quilitz. „Send in the Clowns“, der Song aus dem Musical „A little Night Music“ von Stephan Sondheim, sang mit ihrer begnadeten Stimme Lena Steffan – fast wie im Original von Glynis Johns. 

Bei „Caravan“, quasi die Titelmelodie der Band von Duke Ellington und Juan Tizol, glänzten die Solisten David Engel (Posaune), Andreas Leibold (Klarinette) und Lukas Klöckner (Baritonsaxophon). Die unmöglichsten Töne entlockte Sebastian Schwade seiner Trompete beim „Concerto for Cootie“. Vor allem auch das Growl-Spiel mit dem Plunger-Dämpfer, mit dem Cootie Williams zu einem der bedeutendsten Jazztrompeter der Swing-Ära wurde, beherrscht Schwade. „Seven Days“ in der Sting-Version sang gefühlvoll David Quilitz. Das „Concierto d’Aranjuez“, eine kompositonische Beschreibung der königlichen Gärten des Palastes von Aranjuez südlich von Madrid von Joaquin Rodrigo, interpretierte der komplette Trompetensatz der Caravan-Band Sebastian Schwade, Maurizio Bueti, Julius Rüttger, Daniel Betz und Tobias Engel und erhielt tosenden Beifall. Die vier Solisten Annalena Schwade (Piano), Jörg Neuberger (Posaune), Mathias Kühnel (Flöte) und Tobias Engel (Flügelhorn) glänzten dann bei „Spain“ vom koreanischen Komponisten Chick Corea, das 1971 komponiert zu einem Jazz-Standard wurde. 

“Sing to the Moon“ von der englischen Sängerin Laura Mvula sang Theresa Engel und mit „Magic Flea“ vom australischen Bassisten, Trompeter und Sänger Michael Peter Balzary beendeten die Solisten Andreas Leibold (Altsaxophon), Mathias Kühnel (Tenorsaxophon) und David Jacobi an den Drums eindrucksvoll den ersten Programmteil. Auch der zweite Teil des Jubiläumkonzertes mit dem Best-of-Programm enthielt sehr zur Freude des begeisterten Publikums weitere Höhepunkte. Wie “Heartland“, der Country-Rock des amerikanischen Country-Musikers George Strait, den Annalena Schwade (Piano), Manuel Schwade (E-Bass) und Julius Rüttger als Solisten darboten. Verena Dietz mit Backgroundchor sang dann „Reverend Lee“ von Jonny Cash. „Dream oft the return“, eine traumhafte Rückkehr von Pat Methen komponiert, spielten die Solisten David Engel (Posaune), Sebastian Schwade (Trompete) und Noah Schaub (Gitarre). Wer ist Frank Sinatra und Sammy Davis Junior? Theresa Engel und David Quilitz von der Caravan Big Band sangen den Hit „Me and my Shadow“ der Revue „Delmar’s Revels“ New York. Dem instrumentalen Funk „The Chicken“ erweckten Manuel Schwade (Bass), Mathias Kühnel (Tenorsaxophon) und Noah Schaub (Gitarre) zum Leben. 

Beeindruckender Meilenstein in der hiesigen Musikgeschichte

Lifelong Friends“ aus dem Album von Little Richard (1986) war ein Paradestück des Altsaxophonisten Andreas Leibold und „Hard-Rock-Cafe“ von Carole King Klein eines der Sängerin Kathrin Henrich mit ihrer Mörderstimme. Aus dem Spielfilm „Das Schweigen der Lämmer“ bekannt ist „Plum Island“, in Bad Soden gespielt von Benjamin Engel (Altsaxophon). Das Swingstück „Bei mir bist Du schön“ der Andrews Sisters von 1938, von dem auch Guy Lombardo und Benny Goodman Coverversionen herausbrachten, intonierte perfekt das Sängerinnen-Trio Theresa Engel, Lena Steffan und Verena Dietz. „The Spirit of St. Frederick“ von Nick Lane aus Los Angeles spielte fantastisch Trompeter Florian Sperzel. 

Nach den Verabschiedungsworten von Band-Leader Franz-Josef Schwade erklangen noch der getragene Rock-Klassiker „Music“ von John Miles - gesungen von David Quilitz mit Backgroundchor und das Finale war das Monumentalstück „North Rampert“ von Alan Ferber, gespielt von den Solisten Mathias Kühnel (Tenorsaxophon) und Gitarrist Noah Schaub. Das Jubiläumskonzert der Caravan Big Band war ein beeindruckender Meilenstein in der hiesigen Musikgeschichte. Mögen die Musikerinnen und Musiker unter Leitung von Franz-Josef Schwade noch öfter auftreten und mit ihrer besonderen Art Musik erfreuen.

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