In über 600 Stunden Arbeit

Martin Freund hat ein detailgetreues Abbild der Alteburg geschaffen

Martina Weibezahn, Simon Beck, Peter Nickel Reiner Faß, Martin Freund und Liselotte Freund (v.li.). - Foto: Gemeinde Biebergemünd


Montag, 13.03.2023

BIEBERGEMÜND - Das Biebergrundmuseum kann sich mit einem neuen Exponat schmücken, das jetzt nach neunmonatiger Bauzeit dem Museum übergeben wurde. Martin Freund hat in über 600 Stunden Arbeit ein detailgetreues Abbild der Alteburg im Maßstab 1:625 geschaffen.

Die Ringwallanlage war mit 5,1 Hektar das größte Bauwerk in Biebergemünd. „Ein großer Wunsch der Museumsleitung und des Geschichtsvereins ist jetzt in Erfüllung gegangen“, freute sich Museumsleiter Peter Nickel. Schließlich sei es auch in Fachkreisen kaum bekannt, dass sich hier im Biebergrund auf einer Strecke von zehn Kilometern mit dem Wirtheimer Kringel, der Alteburg in Kassel und dem Ringwall auf dem Bieberer Burgberg drei Ringwallanlagen befänden.

"Ein Alleinstellungsmerkmal"


„Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und eine Komprimierung, die in ganz Deutschland in dieser Konstellation nicht zu finden ist“, erklärte Nickel. „Das Modell gibt die Gänze des Berges wieder und kann nun auch bei den jährlichen Führungen des Geschichtsvereins für die Schulen den Kindern als Modell diese Periode verdeutlichen!“

Im Jahr 2004 wurden durch den Geschichtsverein erste Ausgrabungen an der Alteburg durchgeführt und ein Teil der Wehrmauer rekonstruiert. Ein kleiner Blick in eine Zeit, von der wenig bekannt ist. Vor und frühgeschichtliche Einzelfunde waren ein keltisches eisernes Tüllenbeil der Latènezeit vom 4. bis 1. Jahrhundert und Reste eines germanischen Drehscheibengefäßes aus dem 4. Jahrhundert. Eine Probe von der Basis des Walls ergab in der C14-Analyse ein Alter um 440 vor Christus; eine andere aus halber Höhe des Walls im Haupttor führte in die Jahre 705 bis 905 nach Christus.

„Ein erstaunenswürdiges Werk rüstiger Germanen“, nannte Hofrath Dr. Steiner den Ringwall der Alteburg, den er wie er 1834 schreibt, zusammen mit dem Ringwall bei Wirtheim und dem Wall auf dem Burgberg entdeckt hatte. Der Ringwall der Alteburg um die Bergkuppe folgt deren natürlichen, unregelmäßigen Gestalt und läuft fast eben, mit einem maximalen Höhenunterschied von elf Metern. Mit einer Länger von 1.050 Metern umschließt er eine Fläche von 460 auf 180 Metern und zählt damit zu den mittelgroßen Anlagen. Nach der Bauart gehöre die Anlage, wie sie heute sichtbar sei, nicht mehr in die vorgeschichtliche Zeit, sondern in das frühe Mittelalter, schreibt Fritz-Rudolf Hermann in einem Führungsblatt zu dem vor- und frühgeschichtlichen Ringwall

Lob für die detailgetreue Nachbildung & die gelungene Topografie


„Fakt ist, dass die Alteburg vor ungefähr 1.000 Jahren aufgelassen wurde, man hat keine Art von Zerstörung gefunden. Wahrscheinlich sind die Bewohner ins Tal umgesiedelt. Die Steine der Befestigungsmauer wurden dann dort als Baumaterial weiter verwendet“, so Nickel. „Keltische Ringwälle waren die Steinbrüche für die Einwohner, zum Beispiel wurde die Wehrmauer um die Stadt Wirtheim, mit Steinen aus dem dortigen Ringwall gebaut!“

Das Modell veranschaulicht nun detailgetreu die Lage des Ringwalls mit den drei Zangentoren. Gebäudereste waren bei den Grabungen nicht mehr auszumachen. Dennoch zeigt das Modell mit diversen Gebäuden, wie die Bewohner gelebt haben könnten. „Ich habe im Internet und in diversen Veröffentlichungen recherchiert, wie die Gebäude in diesem Zeitraum ausgesehen haben“, erklärte Freund.

Museumsleiter Peter Nickel lobte die detailgetreue Nachbildung und die gelungene Topografie. Öfters sei der Wohnzimmertisch belagert gewesen, als er bei dem Erbauer war, um Details zu besprechen. Für die Geduld dankte er nicht nur Martin Freund, sondern auch dessen Ehefrau Lieselotte, die damit nicht unwesentlichen Anteil an dem Gelingen des Projekts habe. „Ich habe doch nur dürre Herbstblätter für den Belag der braunen Wege in meiner Küchemaschine klein gemacht“, meint diese bescheiden.

Kulturamtsleiter Reiner Faß dankte auch im Namen des Bürgermeisters dem Erbauer für die geleistete Arbeit. „Wir können froh sein als Gemeinde, dass es solche Leute gibt. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Simon Beck erklärte: „Wir sind froh, dass wir die Gemeindeverwaltung hinter uns haben und uns damit solch tolle Dinge gelingen. Wir sind froh, dass wir Martin Freund hinter uns haben, von dem schon etliche Modelle hier bei uns stehen.“ Beck zählte die Modelle der Gleisanlage des Bieberer Bahnhofs, der Mauritiuskapelle, der Laurentiuskirche und dem Stadtmodell Wirtheim nach einem Plan von 1848 auf.

„Es macht uns als Museumsbetreiber das Leben einfacher, wenn wir schöne Modelle haben, die greifbar für Jung und Alt sind“, ist das Fazit der Museumsleitung. Die Eröffnung des Museums rückt nun nach langer Umbauphase der Alten Post in greifbare Nähe. „Das Museum wird am 18. Mai eröffnet werden“, verkündet Nickel. (red)

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