"1.100 Jahre Mudjesch"

Dorfjubiläum von Mottgers: Proppenvolles Haus bei Heimatabend

Viel zu sehen gab es beim Heimatabend im Dorfgemeinschaftshaus. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 20.03.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Viel zu sehen gab es beim Heimatabend im Dorfgemeinschaftshaus, mit dem das Jubiläum „1.100 Jahre Mottgers“ begann. Die Sinntal-Gemeinde hat sich auch viel für das eigentliche Festwochenende am 27. und 28. Mai (Pfingsten) vorgenommen.

Zum Jubiläum hat ein Chronik-Team, dem Tonja Eigenbrod, Karl-Heinz Fischer, Ralf Müller, Karl Kohlhepp, Reinhold Zeller, Hans-Georg Föller, Thomas Gibietz, Oliver Maly, Stephan Przewosnik und Jens Nietgen angehören, die Geschichte von Mottgers in einem Buch zusammengestellt. Über 100 Treffen gab es seit 2020 mit über 3.000 Arbeitsstunden. Aufbauen konnte man auf Chroniken aus 1935 von Wilhelm Sperzel (als Studienarbeit in deutscher Schreibschrift verfasst) und einer Sammlung von Hans Gibietz aus dem Jahr 1998 (zum 1.075-jährigen Bestehen verfasst). Die Chronik (320 Seiten, DIN A 4 Hardcover, 30 Euro) erscheint im Mai.

Geschichte von Mottgers zusammengestellt


Beim Heimatabend stellte Jens Nietgen schon mal vor, was die Bürger des 670-Seelen Dorfes und Interessierte von außerhalb erwarten können. 923 ist die erste urkundliche Erwähnung, als der aus angelsächsischem Geschlecht stammende Graf Hessi seinen gesamten Besitz in Mottgers – damals Otekaresdorf genannt – dem Kloster Fulda schenkte. In der Chronik wurden die Geschichten der Kirchen, Schulen, Vereine, ehemaliger Gewerbebetriebe (Blaufarbenwerk, Weberei Heinegans), Reichsarbeitsdienstlager, Durchgangslager, Oberförsterei und aktuelle Unternehmen wie Knaus-Tabbert niedergeschrieben.

In einem Bildteil werden alte Postkarten und originale Aufnahmen aus dem Dorfleben gezeigt, Häuser im Wandel der Zeit, Entwicklungen der Infrastruktur (ICE Schnellbahnstrecke mit Tunnel), Elektrifizierung, Straßenbau, Gaspipeline und die Kläranlage dargestellt. Außerdem das gepflegte Brauchtum, wie Strohbär, Kirmes mit Bloogesellschaft und den Mudjescher Senffressern. Beim Kommersabend machte Jens Nietgen nur neugierig, wer sicher gehen will, auch ein Exemplar der Chronik zu bekommen, kann sie per E-Mail an [email protected] oder telefonisch 01716718396 bestellen.

Die ARGE-Vorsitzenden Max Heidl und Jannik Kirchner begrüßten die Gäste in dem proppenvollen Dorfgemeinschaftshaus und freuten sich über das Interesse an der lebendigen Geschichte von Mottgers – das älter als Schlüchtern sei. Ein Gruß galt dem Schirmherrn des Jubiläums, Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling (Schirmherrschaft zusammen mit Landrat Thorsten Stolz), dem Ortsbeirat mit Ortsvorsteher Robert Heil und Pfarrerin Daniela Gleim. Ein Dank galt den Hauptsponsoren des Festes Knaus-Tabbert, Mottgers und Rohm und Werner, Sterbfritz, sowie den vielen anderen Unterstützern. Dank des Votens bei der Aktion „Mein Versorger-mein Verein“ der RhönEnergie Fulda erhalte Mottgers 2.000 Euro Prämie.

Die Sinntal-Gemeinde hat sich auch viel für das eigentliche Festwochenende am 27. und 28. Mai (Pfingsten) vorgenommen.
Die Sinntal-Gemeinde hat sich auch viel für das eigentliche Festwochenende am 27. und 28. Mai (Pfingsten) vorgenommen.

"Guude, schö dass ihr alle do seid..."


Für die Erstellung des Flyers bedankte man sich bei Beate Schmitz, Sterbfritz, dem Superfestausschuss für das Festprogramm und der Baumschule Euler, Schwarzenfels für die Dekorierung des Dorfgemeinschaftshauses. In 1.100 Jahren sei viel passiert und bei den Höhen und Tiefen habe man gemeinsam angepackt, so dass letztlich viel erreicht wurde. Die Geschichte von Mottgers sei die Geschichte aller Bürger und einer starken Gemeinschaft. Ein Teil der Zukunft zu sein mache stolz, so die Vorsitzenden. Ortsvorsteher Robert Heil rief in seinem Grußwort allen zu: „Guude, schö dass ihr alle do seid“. Ein großes Fest stehe in dem kleinen Dorf an. Deshalb wurde auch „die gut Stubb“, das Dorfgemeinschaftshaus, renoviert. Der Ortsvorsteher warb für Umsatz beim Heimatabend, denn die ARGE brauche noch Geld für das Jubiläum.

Nur mit acht Sängern konnte der Männergesangverein „Harmonie“ Mottgers singen. Das Heimatlied „O Du mein Mottgers“ oder „Gruß an Mottgers“ sowie „Über den Wolken“ gingen auch in kleiner Besetzung. Ludwig Albinger stellte den ältesten Mottgerser Verein vor (Gründung 1886). Mit dem Gruß „Liebe Mudjescher“ bestätigte Bürgermeister Thomas Henfling seine gelungene Integration. Vor sechs Jahren sei er der Liebe wegen nach Mottgers gekommen und kannte vorher nur den Sportplatz und die Gästekabinen im Clubhaus. 1.100 Jahre sei ein stolzes Jubiläum einer besonderen Dorfgemeinschaft. Die Menschen von Mottgers hätten immer die Herausforderungen des Dorflebens gemeistert. In 70 Tagen stehe das Festwochenende an und beim Heimatabend wolle man mit der Geschichte vertraut machen. Das Chronik-Team habe die Geschichte aufgearbeitet und Henfling empfahl, eine Chronik zu erwerben. Man solle die Festtage nutzen, die Geschichte und die Mottgerser Bürger kennen zu lernen.

An Highlights nannte der Bürgermeister einen stehenden Festzug, Hubschrauberflüge, ein offenes Knaus-Tabbert-Werk, eine Schlepperausstellung, ein vielseitiges Dorf mit Kunst und Kultur. Die „Zell’s Angels“ aus Oberzell tanzten „I will follow him“ aus dem Film „Sister Act“ und heizten mächtig ein. Der Leiter des elfköpfigen Chronik-Teams Jens Nietgen projizierte einige Seiten der Chronik an die Bühnenwand. Ein Dank denen, die tatkräftig zum Entstehen der Chronik beigetragen haben. Wie Fritz Stutzig, der eine handgeschriebene Chronik in Sütterlin aus dem Jahr 1935 seines Onkels Wilhelm Sperzel zur Verfügung stellte. Auch der langjährige Ortsvorsteher Hans Gibietz hat um 1998 Geschichtliches für das Jubiläum 1.075 Jahre Mottgers zusammengetragen.

Hans-Georg Föller aus Weichersbach mit einem enormen Wissen hinsichtlich der Geschichte der Region war eine große Hilfe im Chronik-Team, da er auch alte Schriftstücke entziffern konnte. Auch Karl Kohlhepp aus Rupboden stand mit Rat und Tat zur Seite und opferte für die Digitalisierung der alten Fotografien viel Freizeit. Beide erhielten Präsente: Hubschrauberrundflüge und ein Glas Jubiläumssenf.

"Eine Mammutaufgabe"


Und dann war es soweit: Karl-Heinz Fischer, früher ein begeisterter Fotograf und Filmer, zeigte Filme und Bilder von 1950 an. So manch einer im Publikum erkannte sich – natürlich Jahre jünger – und Jugendliche wunderten sich, was es „damals“ noch nicht gab. Festivitäten mit Festzügen dokumentierte Fischer, zeigte alte Landschaften, war bei Fußballspielen dabei, in der Landwirtschaft, beim Bergbackhaus-Fest 1979, zehn Jahre Jugendfeuerwehr 1983 oder den Bau der ICE-Strecke. In drei Blöcke aufgeteilt waren die Dokumente – zuletzt alte Fotos. Pfarrerin Daniela Gleim grüßte im Namen der Kirchengemeinde. Das 1.100-Jahr-Jubiläum sei eine Mammutaufgabe, die viel Zeit und Energie erfordere.

1.100 Jahre seien eine unvorstellbar lange Zeit – eine ganz andere Zeit auch ohne das heute unersetzliche Internet. Elf Jahre sei sie in Mottgers, man habe viele Begegnungen gehabt, habe Menschen begleitet, zu Grabe getragen und habe zusammen gefeiert. Auch habe man in den elf Jahren den Senf lieben gelernt. Sie sei eine Mudjescherin geworden – mit 1089 weniger Jahren Geschichte. Als Repräsentantin einer armen Kirche machte sie als Geschenk ein Versprechen, dass sie jeden Abend für schönes Wetter beim Fest betet. Aber sie hatte doch noch etwas Flüssiges zusätzlich.

Die „Flying Steps“ aus Oberzell zeigten einen Showtanz. Den Reigen der Vereinsvorstellungen begann Hendrik Müller für den FC Hermania Mottgers gefolgt von den Landfrauen (Ingrid Heiliger) und dem Kaninchenzuchtverein H 471 Mottgers durch Alexander Dietz. Auch als Beigeordneter im Gemeindevorstand Sinntal sprach Alexander Dietz ein Grußwort. Die Traditionsgemeinschaft Historisches Dorfleben stellte Hans Sperzel vor und die Feuerwehr Thomas Beier. Zum krönenden Abschluss des langen aber kurzweiligen Abends tanzte die Gruppe „Gemischtes Hack“ der ARGE Mottgers und brachte die Halle zum Beben.

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