Nach 15 Jahren im Hessischen Landtag: Heinz Lotz (SPD) blickt zurück

Montag, 03.04.2023
von MORITZ PAPPERT
STEINAU - 15 Jahre lang war der Steinauer Heinz Lotz für die SPD im Hessischen Landtag. Im Februar verkündete der 69-Jährige überraschend, dass er sein Mandat aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen niederlegen will. KINZIG.NEWS hat ihn knapp einen Monat nach seinem letzten Arbeitstag im Landtag für ein Interview getroffen.
Wie blicken Sie auf die letzten 15 Jahre im Landtag?
"Die Jahre waren mit Sicherheit erlebnisreich. In den 15 Jahren ist es aber nicht gelungen, im Land bei den Wahlen etwas zu reißen. 2008 hätte die SPD fast die Landesregierung gestellt. Das hat nicht geklappt, da vier Abgeordnete von uns abgesprungen sind. Das war ärgerlich. Wir haben dann eine Zeit lang gebraucht, um die Fraktion wieder zu festigen. Und das ist uns auch gelungen. Wir haben versucht möglich zu machen, was aus der Opposition heraus möglich ist. Und das läuft gut bis heute. Jetzt stehen wir wieder vor einer Entscheidungswahl. Ich bin der Überzeugung, dass wir ein gutes Ergebnis hinlegen."
Wie blicken Sie auf die Landtagswahl, wie will die SPD die Wahl gewinnen?
"Wir müssen so nah wie möglich an die CDU rankommen. Wir müssen erreichen, dass kein Weg an uns vorbeiführt. Das bedeutet, dass wir vor den Grünen liegen müssen und gleichauf mit der CDU. Und dann kann es uns gelingen, eine Landesregierung zu bilden. Entweder mit den Grünen zusammen oder als Ampelregierung."
Ist Nancy Faeser die richtige Spitzenkandidatin?
"Ich denke, sie ist die richtige. Ich habe sie von Anfang an unterstützt. Sie ist eine Frau, die Durchsetzungskraft hat und die in der Lage ist, eine Landesregierung gut zu führen."
Wie will sie bei den Menschen bekannter werden, ohne großen Wahlkampf?
"Der Bekanntheitsgrad von ihr ist gut in Hessen. Sie war Innenpolitikerin in Hessen. Sie werden kaum jemanden im Bereich der Sicherheitskräfte finden, die Nancy Faeser nicht kennen. Der Bekanntheitsgrad ist nicht schlechter als der von Boris Rhein."
Was waren ihre schönsten Momente im Landtag?
"Ein besonderer Moment war schon 2008, als ich angefangen habe. Die ganze Situation, als wir diskutiert haben, wie wir eine Landesregierung bilden wollen, war schon besonders, wenn auch nicht positiv, weil es nicht positiv ausgegangen ist. Auch ein besonderer Moment waren die Themen, als erneuerbare Energien immer wichtiger wurde. Das waren Änderungen in der Politik, die mich persönlich und auch alle anderen bewegt haben."
Gab es in ihrer Zeit als Abgeordneter schon Momente, bei denen sie hinschmeißen wollten? Etwa, wenn man in der Opposition mit seinen Themen nicht vorankommt?
"Die gab es nicht. Politik hat mir schon immer Spaß gemacht. Ich habe viele auf und ab‘s erlebt. In Steinau war ich zehn Jahre Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung. Hier haben wir in dieser kurzen Zeit erreicht, dass wir die stärkste Fraktion waren. Am Ende haben wir dann über 20 Jahre den Bürgermeister gestellt."
Sie sind ursprünglich Schornsteinfegermeister. Wie war das denn damals als Handwerker im Landtag?
"Es gab mal eine Situation, da waren wir mit zwei Handwerkern im Landtag. Das war schon nicht das, was eigentlich ein Parlament sein sollte. Es soll ja die Abbildung der Bevölkerung sein. Aber das ist oft nicht so, in allen Parlamenten."
Würden Sie sich hier einen Wandel wünschen?
"Ja, das wäre schon schöner, wenn das gelingen würde. Ich hätte aber auch kein Rezept, wie das gelingen würde. Mittlerweile ist aber Politiker zu sein fast schon ein Schimpfwort geworden."
Würden Sie heute noch jungen Menschen empfehlen, Politiker zu werden?
"Ich bin der festen Überzeugung, wenn junge Leute etwas verändern wollen, müssen sie das machen. Junge Leute müssen, um etwas zu verändern, in den Entscheidungsgremien sitzen."
Wie waren die letzten vier Wochen, seitdem sie nicht mehr im Landtag sind?
"Ich habe erstmal alles sacken lassen. Fast gar nichts gemacht. Ich muss mal schauen, es gibt ja noch ein danach. Wenn mir irgendetwas einfällt und es macht mir Spaß, dann fange ich auch etwas Neues wieder an. Ich kann mir vorstellen, dass ich wieder eine Kleinigkeit machen werde, auch im politischen Rahmen."