STEINAU/STRASSE

Landtagsabgeordnete Schmidt und Hofmann informieren sich im Naturwaldreservat Weiherskopf

Foto: kel


Samstag, 12.10.2019
von hans.braune

STEINAU/STRASSE - Bei einer geführten Wanderung im Naturwaldreservat Weiherskopf östlich von Steinau-Ulmbach haben sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Mirjam Schmidt und Markus Hofmann und ein Dutzend Naturfreunde über erweiterte Naturwaldflächen in Hessen, Artenvielfalt und die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald informiert. 

Jörg Winter, Leiter des Forstamtes Schlüchtern berichtete, dass in diesem Naturwaldreservat nach Windwürfen rund 10 000 Kubikmeter Buchenstammholz für wissenschaftliche Zwecke unaufgearbeitet liegen blieben. Annähernd 200 holzabbauende Pilzarten seien an der Zersetzung von Buchenholz am Weiherskopf beteiligt gewesen. Wissenschaftler hätten 821 Arten aus 29 Tierordnungen nachgewiesen. „Hierbei handelt es sich um zehn neue Arten in Hessen. Darunter sind auch drei neue Wespenarten und der Karpatenkäfer. 43 entstammen der Roten Listen “, berichtete Winter. Im Totholz hätten Mitarbeiter des Frankfurter Forschungsinstitutes Senckenberg mehr als 419 000 Tierindividuen bestimmt.

Das Forstamt Schlüchtern sei für rund 13 500 Hektar Wald verantwortlich, erstrecke sich vom Vogelsberg über das Kinzigtal hin bis zum Spessart und beherberge 46 Naturschutzgebiete und 16 FFH-Gebiete. Seltene Tierarten wie Fischotter, Biber oder Schwarzstorch seien dort heimisch.Die prägenden Baumarten seien Fichte, Eiche und Kiefer.

Revierförster Frank Marhauer erklärte, dass sich die nach dem Windwurf 1990 aufgewachsenen Jungbestände durch höhere Stammzahl und geringeres Volumen auszeichneten. Es dominiere bei der Stammzahl die Esche. Offenbar hätte aber ein gewisser Teil unter- und zwischenständiger Buchen den Windwurf überlebt. Zu wissenschaftlichen Zwecken sei 1993 eine Vergleichsfläche angelegt worden, die aber bewirtschaftet werde.

Am Weiherskopf seien auch erstmals zwei Flechtenarten gefunden worden, die in keinem anderen hessischen Naturreservat anzutreffen seien. Da es im Gebiet mehrere Quellbäche mit Basaltblöcken gebe, habe es auch viele seltene Moosarten.

Im Forstamt Schlüchtern habe die Trockenheit in den Jahren 2017 und 2018 glücklicherweise nicht zu einer Katastrophensituation geführt, da es von Windwürfen weitgehend verschont geblieben seien, erklärte Forstamtsleiter Jörg Winter. Was den Borkenkäferbefall betreffe, wisse man im Frühjahr mehr. Insgesamt sei die Lage in Staats-, Kommunal- und Privatwald angespannt. Bei der Aufforstung setze man auf Misch- statt Reinbestände. „Bei zu wenig Wasser sterben robuste Buchen ab. Der Esche setzen Pilzbefall zu. Noch kommt die Eiche mit der Dürre zurecht.“ Am Holzmarkt seien die Preise für Fichten völlig eingebrochen. Der Kubikmeterpreis sei von knapp 100 Euro auf 35 Euro zurückgegangen. „Bei diesen Preisen lässt sich die Wiederaufforstung nicht mehr finanzieren“, betonte Winter.

Bei der Wanderung diskutierten die Teilnehmer auch intensiv über die Aufforstung mit fremdländischem Nadelgehölz. Dr. Karl-Heinz Schmidt von der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern warnte davor, zu sehr auf Douglasie oder amerikanische Rotbuche zu setzen. Durch eine deutliche Ausbreitung dieser Baumarten seien Ökosysteme gefährdet, auch wenn der Borkenkäfer die „Ausländer“ noch nicht als vorzügliche Nahrungsquelle entdeckt habe. (kel)

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