Gelnhausen: Haben Sie Ihren Laden im Griff, Herr Bürgermeister?
Dienstag, 02.05.2023
von TOBIAS BAYER & MORITZ PAPPERT (FOTOS)
GELNHAUSEN - 2017 wurde er zum neuen Bürgermeister Gelnhausens gewählt, nun neigt sich die Amtszeit von Daniel Christian Glöckner (FDP) schon wieder dem Ende entgegen. Am 21. Mai 2023 stellen sich Glöckner und fünf Herausforderinnen und Herausforderer zur Wahl zum wichtigsten Amt in der Barbarossastadt. Zeit für eine Erfolgs-Bilanz der ersten Glöcknerschen Amtsperiode.
Welche Note geben Sie sich für Ihre Amtszeit?
"Eine 2,5, weil wir Gutes für Gelnhausen angestrengt haben und unter der Berücksichtigung der Rahmenbedingungen das sehr befriedigend gelaufen ist. Wir haben Luft nach oben, hätte der Klassenlehrer gesagt. Eine 2,5 hatte ich übrigens schon im Abitur und im Diplom."
Was ist Ihnen besonders gut gelungen, worauf sind Sie stolz?
"Wir haben mehr als 300 Kindergartenplätze geschaffen, zwei Kitas neu gebaut und eine saniert. Ein großes Lob an die Stadtverordneten dafür. Auch wenn das viel Geld gekostet hat, war das wichtig. Stolz bin ich auch auf den Neubau des Feuerwehrhauses in Gelnhausen-Ost Haitz/Höchst, die Sanierung des Wartturms und der Eselstreppe. Auch die Langgasse haben wir in meiner Amtszeit mit Regenschirmen aufgepeppt.
Wir haben Red Bull für die Hill Chasers in die Barbarossastadt geholt und einiges für die Gastronomie in Gelnhausen getan. Dazu kommen wichtige städtebauliche Impulse wie Joh, Kinzig-Ufer-Gestaltung und die Anstoßung des Flächennutzungsplans."
Klingt nach Kultur-Bürgermeister. Sind Sie besser im Geld ausgeben als im Geld einnehmen? Die Summe der Gewerbesteuern etwa könnte höher sein.
"Kultur ist wichtig. Doch wir geben nur das aus, was wir ausgeben können. Noch wichtiger ist eine florierende Wirtschaft. Und da wächst die Summe der Gewerbesteuern in den kommenden Jahren hoffentlich. Wir haben aktuell keine Freiflächen für Unternehmen mehr. Jede Woche ruft ein interessiertes Unternehmen an, ich muss absagen. Damit sich das ändert, erarbeiten wir gerade einen neuen Flächennutzungsplan. Der hätte schon vor 15 bis 20 Jahren erstellt werden müssen. Wegen der Corona-Pandemie hat sich das in meiner Amtszeit weitergezogen."
Sie geben nur aus, was sie ausgeben können - verstanden. Und was ist mit dem 9-Millionen-Euro-Minus im Sozialbereich?
"Das liegt daran, dass die Entgelte für die Kindergarten-Betreuungsgebühren einfach zu niedrig sind. Ganz deckeln wird man die Kosten von etwa 900 Euro pro Monat pro Kind aber trotz Landeszuschuss nie können. In anderen Kommunen ist das übrigens auch so, dort herrscht nur nicht so eine schöne Debattenkultur wie in der Kreisstadt Gelnhausen. Kinderbetreuung ist nunmal personalintensiv, das verursacht die hohen Kosten."
Wenn Sie Bürgermeister bleiben, werden dann die knapp 60 Euro Gebühren, die Eltern für ihr Kind im Monat Beitrag zahlen, erhöht?
"Das muss die Stadtverordnetenversammlung beschließen. Ich habe dort schon öfter gesagt, dass wir ehrlich mit dem Thema umgehen müssen. Jede andere Behauptung wäre keine ehrliche Antwort."
Besonders im Zusammenhang mit dem Kaufhaus Joh wird Ihnen immer wieder mangelnde Kommunikation vorgeworfen. Kommunizieren Sie zu wenig?
"Wir haben eine europaweite Ausschreibung, da kann der Bürgermeister nicht immer alles erzählen. Teilweise wurden auch Informationen, die ich in internen Sitzungen im Magistrat gegeben habe, durchgestochen. Dieser Vertrauensbruch ist nicht förderlich gewesen. Dennoch gilt: Wir haben bei diesem Projekt alle Gremien abgeholt - dafür gibt es Beweise wie Einladungen und auch öffentliche Sitzungen."
Aus welchen Fehlern Ihrer Amtszeit möchten Sie künftig lernen?
"Ich bereue, dass ich mich in einigen Situationen von manchen Dingen nicht distanziert habe, die vor meiner Amtszeit stattfanden. Etwa waren das Fehler beim Joh und beim Mittlauer Weg. Und ich bereue, dass ich nicht deutlicher gemacht habe, dass ich als Bürgermeister nicht jede Entscheidung gut finde, die die Mehrheit der Stadtverordneten treffen. Das möchte ich künftig besser machen."
Immer wieder hört man in der Stadt kritische Stimmen gegen Sie, die Verwaltung im Rathaus sei mehr schlecht als recht geführt. Haben Sie Ihren Laden im Griff, Herr Bürgermeister?
"Ich habe den Laden im Griff. Wir haben aber auch einen Generationenwechsel. Daher müssen wir für viele Mitarbeiter Ersatz finden. Das ist nicht so einfach."
Sie haben fünf Gegenkandidaten bei der nächsten Wahl. Was sind die Stärken Ihrer Herausforderinnen und Herausforderer?
"Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, da ich nicht über andere Menschen spreche."
Na gut. Und was ist Ihr beruflicher Plan B, wenn Sie nicht das Vertrauen der Gelnhäuserinnen und Gelnhäuser erhalten?
"Ich habe keinen Plan B, ich will weiterhin Bürgermeister von Gelnhausen sein."