Bau mit Hindernissen

Sterbfritzer Waldschwimmbad bietet seit 50 Jahren Badespaß

Das Schwimmbad in Sterbfritz, das auch als Waldschwimmbad bezeichnet wird, befindet sich noch in der Winterpause. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 01.05.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Das Schwimmbad in Sterbfritz, das malerisch oberhalb des Sinntaler Ortsteils am Langen Berg liegt und deshalb gerne als Waldschwimmbad bezeichnet wird, befindet sich noch in der Winterpause.

Seit Sommer 1973 - also 50 Jahre – gibt es das Bad und deshalb soll am 15. und 16. Juli gefeiert werden. Die Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und der Ortsbeirat Sterbfritz sind mit Unterstützung des Dorfvereins „Starwetz lebt“ voll in den Vorbereitungsplanungen. Am 9. Juli soll bereits eine Flurbegehung des Dorfvereins sein. Früher, als es noch kein Schwimmbad in der Sinntalgemeinde gab, wurde in heißen Sommermonaten zum Erfrischen die Kinzig gestaut und so lernten auch - nicht viele Sterbfritzer – das Schwimmen.

Die Entstehung des Sterbfritzer Freibades schilderte am 6. Juni 1998 beim 25jährigen Jubiläum der ehemalige Bürgermeister Johann Heberling. Das Bad sei von der 1970 gebildeten Großgemeinde Sterbfritz, zu der noch Breunings, Weiperz und Sannerz zählten, als vernünftige Investitionen aber gegen Widerstände gebaut worden.

Bau mit Widerstand

Den Einweihungstermin konnte man nicht einhalten, da sich die Schlüchterner Baufirma weigerte, das Umfeld der Beckenbetonkonstruktion zuzuschieben, bevor die Wasserfestigkeit festgestellt wurde. „Abgedrückt” - mit Wasser verfüllt - werden konnte nur mit Schwierigkeiten, da zu der damaligen Zeit Wassernotstand in Sterbfritz herrschte und die benötigten 800 Kubikmeter Wasser nicht einfach aus dem normalen Netz entnommen werden konnten. In einer gemeinsamen Aktion förderten die Wehren Sterbfritz (Ortsbrandmeister Johannes Hohmann), Weiperz (Wilhelm Klug), Breunings (Heinrich Spangenberg) und Sannerz (Franz Qwoika) mit einer kilometerlangen Schlauchleitung vom Überlauf des Rommersbrunner Beckens Wasser in das neue Schwimmbad.

Drei Tage und zwei Nächte popperte es überall, denn angesichts der Steigungen mussten Zwischenpumpen eingesetzt werden. Als Vizebürgermeister bekam Heberling die Aktion damals hautnah mit. Die Gemeinsamkeit mit den Feuerwehrleuten habe Spaß gemacht und ihm kam deshalb die Idee, dass die unermüdlich arbeitenden Feuerwehrleute freien Eintritt in das Schwimmbad erhalten sollten - was aber nicht genehmigt wurde. Bei Sozialminister Horst Schmidt, der dann auch die Einweihung vorgenommen hat, sprach Heberling vor und bekam 200.000 Mark Zuschuss. Die Gesamtkosten des Sterbfritzer Schwimmbades betrugen 973.000 Mark.

Beim 25jährigen übergab damals die gleich alte DLRG als Jubiläumsgeschenk ein neues Aufsichtshäuschen der Gemeinde, das die Lebensretter am Beckenrand gebaut hatten. Angesichts schon damals leerer Gemeindekassen bemühte sich die DLRG, das Sterbfritzer Freibad wie durch das Anlegen eines Kinderspielplatzes attraktiver zu gestalten. Die eingenommenen Gelder bei den traditionellen Beachpartys flossen immer wieder in das Schwimmbad zurück

Noch keine Breitwasserrutsche

Ähnlich dachte auch 2013 der damalige Ortsvorsteher Stefan Euler und initiierte aus Anlass des 40jährigen Badbestehens ein Wohltätigkeitsschwimmbadfest für den Bau einer Breitwasserrutsche (konnte leider sie noch nicht realisiert werden). Am 22. Mai 2003 konnte eine von Mitgliedern des Turnvereins mit Sponsoren auf der Liegewiese gebaute Beachvolleyballanlage übergeben werden.

Zwei Stangen und ein paar Linien auf der Wiese, die das seitherige Volleyballfeld markierten, waren den schwimmbegeisterten Turnern zu wenig, und deshalb kofferte man mit Unterstützung des Bauhofes 18 mal 9 Meter aus, baute eine Drainage und schaufelte dann 120 Tonnen Sand darüber. Die Finanzierung ermöglichte eine Jugendtanzveranstaltung am 11. Januar 2003 mit der Band Crossfire.

Das Schwimmbad in Sterbfritz, das auch als Waldschwimmbad bezeichnet wird, befindet sich noch in der Winterpause.
Das Schwimmbad in Sterbfritz, das auch als Waldschwimmbad bezeichnet wird, befindet sich noch in der Winterpause.

Absorberanlage für Schwimmbadwasser

Innovativ zeigte sich die Gemeinde Sinntal im Jahr 2000 durch den Bau einer Solarabsorberanlage. Aus energetischen Gründen wurde damit die veraltete Ölheizungsanlage für die Beheizung der Schwimmbecken mit einer Fläche von rund 475 Quadratmetern und einem Wasservolumen von 758 Kubikmetern ersetzt. Es wurden schwarze Absorberrohre in einer Länge von 8,6 Kilometern auf einer 16 Grad geneigten Wiesenböschung entlang der Zuwegung zu den Tennisplätzen des TC Grün-Weiß Kinzigquelle verlegt. Durch dieses „Schlauchsystem“ wird das Beckenwasser mittels einer Pumpe (Leistung 30 Kubikmeter pro Stunde) geführt und so erwärmt. Die Leistung der Sonneneinstrahlung entspricht cirka 1000 Watt pro Quadratmeter.

„In den letzten 20 Jahren des Betriebs konnten pro Badesaison (vier Monate) 12.000 Liter Heizöl zuzüglich der nicht erforderlichen Vorhaltung einer Heizungsanlage eingespart werden,“ bilanzierte der ehemalige Bürgermeister Carsten Ullrich. Nach einer 20 jährigen Betriebszeit ist das Schlauchsystem undicht geworden und musste erneuert werden. Die Absorberfläche musste mit einer neuen Folie ausgelegt werden. Als weitere Investitionsmaßnahme passte man die Steuer-, Pump- und Regelanlage dem neusten Stand der Technik an. Aufgrund der schadhaften Bausubstanz sowie grundlegender hygienischer, technischer und sicherheitstechnischer Vorschriften im Bäderbereich erfolgte in den Jahren 2004/2005 eine umfassende Sanierung des Freibades Sterbfritz.

Für die Wasseraufbereitung wurden damals auch drei Schwallwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 47 Kubikmetern, ein Filtratwasserspeicher und zwei je 2,50 Meter Durchmesser große Mehrschichtfilter eingebaut. Neben der Erneuerung der gesamten Aufbereitungstechnik einschließlich der damit verbundenen baulichen Maßnahmen wurden in diesem Zusammenhang auch Arbeiten am Beckenkopf der Schwimmer- und Nichtschwimmer-Kombibecken durchgeführt. Der 102 Meter lange Beckenkopf, der als „hoch liegende finnische Rinne“ ausgebildet ist und über die das Schwallwasser im Kreislauf über die Filteranlage abgeleitet wird, war durch Witterungseinflüsse (Sonneneinstrahlung) und Chlorwasser sehr stark belastet.

Mehr Badespaß seit 2005

Nach 31 Jahre Badebetrieb musste die Gemeinde in ihr Bad investieren. Vor allem die technischen Einrichtungen der Aufbereitungsanlage waren erneuerungsbedürftig geworden und das aufbereitete Badewasser entsprach qualitätsmäßig nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Bereits im Juni 2003 stellte der Bau- und Planungsausschuss der Gemeinde Sinntal ein Sanierungskonzept vor, das eine zweiteilige Realisierung vorsah. So wurden nach Beendigung der Badesaison 2003 zunächst die baulichen Maßnahmen am Aufbereitungsgebäude in Angriff genommen (kalkulierter Kostenaufwand 450.000 Euro). Da der Badebetrieb in 2004 aufrecht erhalten bleiben sollte, erfolgte für die Badesaison eine provisorische Anbindung an die vorhandenen Rohrleitungen und die Anlage wurde auf Teillastbetrieb gefahren.

Nach der Saisonschließung des Bades wurde mit der ordnungsgemäßen Anbindung der neuen Aufbereitungsanlage an das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken durch gemeindliche Arbeiter begonnen. Kernbohrungen und neue Keramikfliesen am Beckenkopf erforderten kalkulierte Kosten von 240.000 Euro. In der technischen Anlage wurden größere Filter installiert, die eine dreifach höhere Leistung haben, als die seitherigen. Die Rückspülung der Filter erfolgt über großvolumige Schwallwassertanks, die mit chlorfesten PE-Leitungen miteinander verbunden sind. Chlor wird nach dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik über Vakuum zugeführt. Die pH- und Chlorwerte werden automatisch überwacht. 900 Kubikmeter Wasser können mit der neuen Anlage seit 2005 in vier Stunden umgewälzt werden.

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